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5 Auch Geister können sich verlieben

5 Auch Geister können sich verlieben

Titel: 5 Auch Geister können sich verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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schien es zu genießen, wenn er Leute aus dem Konzept bringen und dann deren Reaktion beobachten konnte.
    »Unsinn«, entgegnete ich auf seine Andeutung,
ich könnte etwas ganz anderes sein als das, wofür ich mich die ganzen Jahre gehalten hatte. Auch wenn ich nur deswegen hier in seinem Zimmer war, weil ich in meinem tiefsten Inneren ahnte, dass er recht hatte.
    »Versuch’s einfach«, drängte Paul. »Du weißt doch jetzt, wie es dort aussieht. Stell es dir einfach bildlich vor.«
    Ja, ich wusste es nur zu gut. Dank Paul hatte ich dort die längsten fünfzehn Minuten meines Lebens verbracht. Als Gefangene. Und immer noch war ich in meinen Träumen dort eingesperrt, jede Nacht aufs Neue. Selbst jetzt spürte ich noch meinen pochenden Herzschlag in den Ohren, wenn ich den langen Flur entlanghetzte, mit den Nebelschwaden um mich herum, die sich um meine Beine wanden. Glaubte Paul wirklich, dass ich jemals wieder an jenen Ort zurückkehren wollte, und sei es nur für eine Sekunde?
    »Nein«, sagte ich. »Nein, danke …«
    Paul lächelte sarkastisch. »Willst du mir etwa weismachen, Suze Simon hätte Angst?« Seine Augen leuchteten noch stärker als vorher. »Du tust doch immer so, als wärst du gegen Ängste jeder Art immun, so wie man gegen Windpocken immun wird, sobald man sie einmal hatte.«
    »Ich hab keine Angst«, log ich mit gespielter Empörung. »Mir ist nur nicht nach … wie hieß das gleich noch mal? Ach ja, wechseln. Vielleicht später mal. Im
Moment möchte ich aber was anderes wissen, was du vorhin erwähnt hast. Dass jemand in den Körper eines anderen schlüpfen kann. Seelenwanderung oder so.«
    Paul grinste noch breiter. »Dachte ich mir, dass dich das interessieren wird.«
    Ich wusste, worauf er anspielte, oder meinte es zumindest zu wissen. Ich spürte, wie meine Wangen anfingen zu glühen, aber ich ignorierte es und entgegnete so gelassen wie nur möglich: »Klingt einfach spannend, das ist alles. Und, geht das wirklich?« Ich tippte mit dem Zeigefinger auf den Artikel zwischen uns. »Sagt Dr. Slaski darüber auch irgendwas?«
    »Vielleicht«, antwortete Paul und legte die Hand so auf den Zeitungsausschnitt, dass ich ihn nicht aufheben konnte.
    »Paul«, sagte ich und zupfte an dem Blatt. »Ich bin einfach neugierig. Ich meine, hast du das selber schon mal gemacht? Funktioniert es echt? Könnte Craig wirklich den Körper seines Bruders übernehmen?«
    Aber Paul ließ den Zeitungsartikel nicht los.
    »Du fragst doch gar nicht wegen Craig, stimmt’s?« Seine blauen Augen durchbohrten mich. Er lächelte nun auch nicht mehr. »Suze, wann kapierst du es denn endlich?«
    Erst jetzt registrierte ich so richtig, wie nahe wir uns waren. Pauls Gesicht war nur noch Zentimeter von meinem entfernt. Ich wollte zurückweichen, aber
plötzlich umklammerte Paul mit der Hand, mit der er eben noch den Artikel festgehalten hatte, mein Handgelenk. Ich sah auf seine Finger herunter. Seine Haut glänzte dunkel auf meiner.
    »Jesse ist tot«, sagte Paul. »Aber das heißt nicht, dass du auch so leben musst, als wärst du tot.«
    »Tu ich doch gar nicht«, widersprach ich. »Ich …«
    Aber ich kam nicht dazu, den Satz zu Ende zu sprechen. Denn plötzlich beugte Paul sich zu mir und küsste mich.

KAPITEL 9
    I ch werde nicht lügen und behaupten, es hätte sich nicht gut angefühlt. Der Kuss war großartig. Mein ganzer Körper kribbelte dabei, vom Scheitel bis hinunter zu meinen armen, geschundenen Füßen.
    Was aber nicht heißt, dass ich Pauls Kuss erwidert hätte. Habe ich nämlich absolut nicht.
    Na ja, nicht so ganz jedenfalls.
    Es war nur … Paul konnte einfach richtig toll küssen. Und ich war schon so lange nicht mehr geküsst worden … Irgendwie fühlte es sich gut an, begehrt zu werden – egal, von wem. Selbst wenn es sich um einen Typen handelte, den ich zutiefst verachtete. Oder den ich zumindest zutiefst zu verachten meinte.
    Es fiel mir nämlich echt schwer, mich daran zu erinnern, dass ich ihn zutiefst verachtete. Jedenfalls fiel mir das schwer, während er mich inniglich küsste. Ich meine, es ist ja nicht so, dass ich täglich von gut aussehenden
Typen gepackt und geküsst würde. So was war mir erst ein paarmal passiert.
    Und als Paul Slater es tat … Na ja, sagen wir mal, ich hatte nicht damit gerechnet, dass es mir gefallen würde. Ich meine, schließlich war das der Mistkerl, der mich erst vor Kurzem hatte töten wollen.
    Auch wenn er behauptete, das sei gar nicht wahr. Dass ich nie wirklich in

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