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5 Auch Geister können sich verlieben

5 Auch Geister können sich verlieben

Titel: 5 Auch Geister können sich verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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ich und die er viel leichter hätte herumkriegen können.
    Nur dass keine über unsere spezielle Gabe verfügte – zumindest soweit ich das wusste.
    »Ich finde, du überreagierst«, sagte ich. »Ja, Paul ist
ein Mistkerl, und ich traue ihm keinen Meter über den Weg. Aber ich glaube nicht, dass er mir etwas antun will. Oder dir.«
    Jesse lachte, aber es klang nicht so, als könnte er der Situation wirklich etwas Lustiges abgewinnen. »Oh nein, mir will er bestimmt nichts antun, querida . Mir schickt er ja auch keine Rosen.«
    Ich schielte zu dem Blumenstrauß hinüber und spürte, wie ich rot wurde. »Ich verstehe dich ja. Aber ich glaube, die Blumen hat er mir nur geschickt, weil er ein schlechtes Gewissen hat wegen dem, was er getan hat.« Pauls neuesten Übergriff auf mich erwähnte ich natürlich mit keinem Wort. Ich ließ Jesse in dem Glauben, ich würde mich auf das beziehen, was Paul im Sommer angestellt hatte.
    »Ich meine, er hat doch hier niemanden«, fuhr ich fort. »Keinen Menschen.« Ich dachte an das riesige Glashaus, in dem er wohnte, an die wenigen unbequemen Möbel darin. »Ich glaube … Jesse, ich glaube wirklich, Pauls Problem liegt zum Teil darin begründet, dass er vollkommen einsam ist. Und er weiß nicht, wie er das ändern soll, weil ihm noch nie jemand beigebracht hat, sich wie ein normaler, netter Mensch zu verhalten.«
    Ich sah Jesse an, dass er mir diese Theorie nicht abkaufte. Egal wie sehr Paul mir leidtat – ein Teil von mir bemitleidete ihn wirklich, und das war nicht mal
der Teil, der fand, dass Paul gut küssen konnte -, für Jesse würde der Typ bis in alle Ewigkeit Abschaum bleiben, nicht besser als eine Schüssel Hundefutter.
    »Für jemanden, der nicht weiß, wie sich ein normaler, netter Mensch verhält«, sagte Jesse, ging zu den Rosen und schnippte gegen eine der dicken roten Blütenknospen, »liefert er aber eine ziemlich gelungene Nachahmung guten Benehmens ab. Und zwar die eines Kerls, der zufällig verliebt ist.«
    Sofort lief ich genauso rot an wie die Blumen, die neben Jesse standen.
    »Paul ist aber nicht in mich verliebt, glaub mir«, sagte ich. Jemand, der verliebt war, schickte seiner Angebeteten doch keinen Geister-Diener an den Hals, um sie daran zu hindern, das Anwesen zu verlassen. Oder? »Und selbst wenn er das mal gewesen sein sollte, jetzt ist er es bestimmt nicht mehr.«
    »Ach ja?« Jesse deutete mit dem Kopf auf die Karte in meiner Hand. »Deswegen steht da ja auch In Liebe , nicht wahr? Und nicht etwa Schöne Grüße oder Alles Gute oder so etwas Ähnliches. Und was soll das heißen, wenn er mal verliebt gewesen sein sollte, ist er es jetzt nicht mehr?« Er blickte mich mit seinen dunklen Augen durchdringend an. »Susannah, ist da … ist da irgendetwas vorgefallen zwischen euch beiden? Verschweigst du mir etwas?«
    Verdammt! Ich senkte den Blick, damit mein Gesicht
von meinen Haaren verdeckt wurde und er meine glühenden Wangen nicht sehen konnte.
    »Nein«, sagte ich mit Blick auf die Bettdecke. »Natürlich nicht.«
    »Susannah.«
    Als ich wieder aufschaute, stand Jesse nicht mehr neben den Rosen, sondern direkt neben meinem Bett. Er hatte meine Hand genommen und sah mir mit seinen dunklen, undurchdringlichen Augen ins Gesicht.
    »Susannah«, wiederholte er. Jetzt klang seine Stimme nicht mehr mordlüstern, sondern ganz sanft. Auch seine Berührung war sanft. »Hör zu. Ich bin nicht böse. Jedenfalls nicht auf dich. Wenn da etwas ist … egal was … Du kannst mir alles erzählen, wirklich alles.«
    Ich schüttelte so heftig den Kopf, dass mir die Haarsträhnen um die Wangen peitschten. »Ich sag doch, da war nichts. Es ist nichts passiert. Überhaupt nichts.«
    Aber Jesse ließ meine Hand nicht los, sondern strich mit der Rückseite seines schwieligen Daumens sachte darüber.
    Ich hielt den Atem an. War es soweit? War es möglich, dass Jesse mir nach all diesen Wochen des Ausweichens und Meidens endlich – endlich! – seine Gefühle offenbarte? Mein Herz klopfte wild.
    Aber was, wenn diese Gefühle anders aussahen als erhofft? Was, wenn er mich gar nicht liebte? Was,
wenn sein Kuss nur … keine Ahnung, ein Experiment gewesen war? Ein Test, den ich nicht bestanden hatte? Was, wenn Jesse entschieden hatte, dass wir bloß Freunde sein sollten?
    Dann würde ich sterben, einfach so. Ich würde tot umfallen und nie wieder aufstehen.
    Nein, sagte ich mir dann. Niemand greift so nach der Hand eines Mädchens und eröffnet ihm dann, dass er es nicht

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