Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
5 Auch Geister können sich verlieben

5 Auch Geister können sich verlieben

Titel: 5 Auch Geister können sich verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
Vom Netzwerk:
Dann blickte er sich im Zimmer um, als würde ihm jetzt erst klar, dass sich außer uns vielleicht noch jemand mit im Zimmer befand. Plötzlich lief er puterrot an, stieß ein »Okay, tschüss dann« hervor und stürzte hinaus.
    Ich nahm allen Mut zusammen und wandte mich an Jesse. »Also, das ist alles nicht so, wie du denkst …«, setzte ich an.
    Aber ich verstummte sofort, als ich Jesses Gesicht erblickte. Er sah aus, als hätte er Mordgelüste.
    Ich hätte nicht genau sagen können, wen er da ins Visier gefasst hatte – im Moment war ich da vermutlich ein genauso wahrscheinlicher Kandidat wie Paul.
    »Susannah«, sagte Jesse mit einer Stimme, die ich noch nicht von ihm kannte. »Was soll das?«
    Er hatte kein Recht, sauer auf mich zu sein! Überhaupt kein Recht. Ich meine, er hatte doch seine Chance gehabt, oder nicht? Er hatte sie gehabt – und vertan. Er konnte von Glück reden, dass ich nicht so leicht aufgab.

    »Jesse, ich wollte es dir noch erzählen«, sagte ich. »Ich hab’s nur vergessen …«
    »Mir was erzählen?« Die kleine Narbe auf Jesses rechter Augenbraue – die nicht, wie ich in meinen romantischen Vorstellungen angenommen hatte, von einer Messerstecherei mit einem Bandido herrührte, sondern nur von einem Hundebiss -, leuchtete auf einmal ganz weiß, ein untrügliches Zeichen dafür, dass Jesse sehr, sehr wütend war. Als hätte ich das nicht schon an seinem Tonfall gehört. »Paul Slater ist wieder in Carmel, und du erwähnst das mit keinem Wort?«
    »Er wird dich kein zweites Mal exorzieren, Jesse«, sagte ich hastig. »Er weiß, dass er damit nicht durchkommen würde, solange ich hier bin …«
    »Das ist nicht meine Sorge«, erwiderte Jesse finster. » Dich hat er dort verrecken lassen, schon vergessen? Und dieser… dieser Mensch geht jetzt auf deine Schule? Was sagt Pater Dominic denn dazu?«
    Ich holte tief Luft. »Er findet, wir sollten ihm eine zweite Chance geben. Er …«
    Doch da war Jesse schon aufgesprungen. Er tigerte mit Riesenschritten durch mein Zimmer und murmelte etwas auf Spanisch vor sich hin. Ich verstand zwar nicht, was er sagte, aber sehr hübsch klang es nicht.
    »Hör mal«, sagte ich. »Genau deswegen hab ich dir
nichts davon erzählt. Ich wusste, dass du durchdrehen würdest …«
    »Und das wundert dich?« Er starrte mich ungläubig an. »Susannah, der Kerl hat versucht, dich umzubringen!«
    Ich schüttelte den Kopf. Das kostete mich einige Überwindung, aber ich schaffte es.
    »Er sagt, das wäre nicht so gewesen, Jesse«, erklärte ich. »Er sagt … Paul sagt, ich hätte den Weg hinaus auch allein finden können. Er meint, es gäbe Leute, die Wechsler heißen, und ich wäre einer von ihnen. Die wären anders als Mittler, weil sie nämlich nicht nur mit Geistern sprechen und sie sehen können, sondern auch nach Belieben ins Reich der Toten wandern können …«
    Jesse schien davon keineswegs beeindruckt zu sein, er wirkte nur umso zorniger.
    Man hätte beinahe denken können, er sei … eifersüchtig. Aber da ich wusste – er hatte es mir ja selber unmissverständlich klargemacht -, dass er meine Gefühle nicht erwiderte, schob ich den Gedanken an Jesses eventuelle Eifersucht mit einem Schulterzucken beiseite.
    »Was hätte ich denn machen sollen, Jesse?«, sagte ich. »Er geht jetzt auf meine Schule, dafür kann ich nichts. Ich kann ihn doch jetzt nicht die ganze Zeit ignorieren.« Dass ich nicht notwendigerweise mit zu
ihm hätte gehen und mich von ihm hätte küssen lassen müssen, würde ich Jesse auf gar keinen Fall auf die Nase binden. »Außerdem weiß er offenbar einiges. Über das Mittler-Dasein. Sachen, die ich nicht weiß und Pater Dominic auch nicht. Wahrscheinlich hätte er sich nie träumen lassen …«
    »Na klar, und Slater teilt sein Wissen nur allzu gern mit dir«, keifte Jesse bissig.
    »Ja, natürlich. Ich meine, schließlich haben wir beide diese ungewöhnliche Gabe …«
    »Und er ist ja dafür bekannt, dass er seine Kenntnisse schon in der Vergangenheit nur zu gern mit anderen Mittlern in seiner Umgebung geteilt hat, nicht?«
    Ich schluckte. Jetzt hatte er einen wunden Punkt getroffen. Warum war Paul so scharf darauf, mir das alles zu erzählen? Die Art, wie er mich in seinem Zimmer angesprungen hatte, ließ mich seine Beweggründe ziemlich klar erahnen. Aber es fiel mir trotzdem schwer zu glauben, dass er sich nur von seiner Wollust leiten ließ. An der Mission Academy gab es jede Menge Mädchen, die um Längen hübscher waren als

Weitere Kostenlose Bücher