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5 Auch Geister können sich verlieben

5 Auch Geister können sich verlieben

Titel: 5 Auch Geister können sich verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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es ihm gesagt und es kümmert ihn nicht. Ist es das, Suze?«
    »Ich muss zum Unterricht.« Ich wandte mich hastig ab.
    Pauls Stimme ließ mich mitten in der Bewegung erstarren. »Die Frage ist nur, warum hast du ihm nichts davon gesagt? Vielleicht hattest du, tief in dir drin,
Angst davor? Weil du ganz, ganz tief in deinem Inneren ein Gefühl hast, das du dir nicht mal selber eingestehen willst?«
    Ich wirbelte herum.
    »Oder vielleicht«, sagte ich, »weil ich mir ganz, ganz tief in meinem Inneren nicht die Hände schmutzig machen und Anlass zu einem Mord geben wollte. Schon mal daran gedacht? Jesse mag dich nämlich jetzt schon nicht besonders. Wenn ich ihm erzählt hätte, was du mit mir gemacht hast – oder zumindest, was du mit mir machen wolltest -, dann hätte er dich auf der Stelle umgebracht.«
    Das stimmte zwar nicht, wie ich wusste – aber Paul wusste es nicht.
    Allerdings fasste er es ganz anders auf, als ich erwartet hatte.
    »Siehst du«, sagte er grinsend. »Dann magst du mich ja doch, sonst wäre es dir egal gewesen, ob er mich umbringt.«
    Ich wollte etwas erwidern, aber es hatte ja doch keinen Sinn. Also drehte ich mich wieder weg und setzte mich in Bewegung.
    Leider flogen in diesem Augenblick alle Klassenzimmertüren auf, und von überall strömten Schüler in den Säulengang hinaus. An der Mission Academy gibt es keine Schulklingel – man will die heilige Ruhe des Innenhofs und der Basilika nicht dadurch stören,
dass zu jeder vollen Stunde ein profanes Gebimmel ertönt -, und so wechseln wir immer dann das Klassenzimmer, wenn der große Uhrzeiger die Zwölf erreicht. Die Horden, die an mir vorbeieilten, machten mir klar, dass die erste Unterrichtsstunde vorbei war.
    »Na, Suze?« Paul stand immer noch da, wo ich ihn verlassen hatte, wie ein Fels in der Brandung der Schülerwogen um ihn herum. »Stimmt doch, oder? Du willst nicht, dass ich sterbe. Du willst mich in deiner Nähe haben. Weil du mich nämlich magst, gib’s doch zu.«
    Ich schüttelte fassungslos den Kopf. Echt sinnlos, mit dem Typen herumzustreiten. Der war so von sich überzeugt, dass er den Standpunkt eines anderen nie im Leben akzeptieren würde.
    Und dann gab es da noch das klitzekleine Detail, dass er recht hatte.
    »Oh, Paul, da bist du ja.« Kelly Prescott rauschte auf ihn zu und schleuderte dabei ihre honigblonde Haarpracht hin und her. »Ich hab dich schon überall gesucht. Also, ich hab mir in der Mittagspause einige Gedanken über die Wahl gemacht. Wie wär’s, wenn wir mal eine Runde über den Hof drehen und Schokoriegel verteilen? Du weißt schon, um die Leute daran zu erinnern, wählen zu gehen.«
    Paul ignorierte Kelly völlig und wandte den Blick keine Sekunde von mir ab.

    »Was ist, Suze?«, rief er über das Klappern der Schließfachtüren und das Raunen der Schülermenge hinweg – es war ziemlich laut hier, obwohl wir eigentlich angehalten waren, leise von einem Klassenzimmer zum anderen zu wechseln, um die Touristen nicht zu stören. »Gibst du′s jetzt zu oder nicht?«
    »Du brauchst echt einen Psychiater«, sagte ich kopfschüttelnd.
    Damit stapfte ich an den beiden vorbei.
    »Paul.« Kelly zupfte am Ärmel seiner Lederjacke und warf mir wiederholt nervöse Blicke zu. »Paul. Hallo! Erde an Paul, bitte melden! Die Wahl, schon vergessen? Die Wahl, die heute Nachmittag stattfindet.«
    Und dann tat Paul etwas, das wohl in die Annalen der Mission Academy eingehen würde, und zwar nicht nur, weil CeeCee zufällig Zeugin des Vorfalls wurde und sich sofort vornahm, in der Schulzeitung darüber zu berichten. Nein, Paul tat etwas, das in all den elf Jahren, seit Kelly auf diese Schule ging, noch nie einer gemacht hatte – außer mir vielleicht.
    Er ließ sie abblitzen.
    »Kannst du mich nicht mal fünf Minuten lang in Ruhe lassen, verdammt?«, keifte er und machte sich von ihr los.
    Kelly war so geschockt, als hätte er ihr ins Gesicht geschlagen. »W-was?«

    »Du hast mich schon richtig verstanden.« Paul war das vielleicht nicht bewusst, aber jeder, der sich in diesem Moment im Säulengang befand, war mitten in der Bewegung erstarrt, um zu sehen, was als Nächstes passieren würde. »Ich hab dich satt, dich und diese bescheuerte Wahl und diese ganze bescheuerte Schule. Klar? Und jetzt geh mir aus den Augen, bevor ich noch etwas sage, was mir später leidtut.«
    Kelly blinzelte wie wild, als wären ihr die Kontaktlinsen herausgefallen. »Paul!«, stieß sie keuchend hervor. »Aber … aber … die Wahl …

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