Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
5 Auch Geister können sich verlieben

5 Auch Geister können sich verlieben

Titel: 5 Auch Geister können sich verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
Vom Netzwerk:
bedenkt, was er zwei Tage zuvor mit mir angestellt hatte, inklusive heißes Straßenpflaster, Hell’s Angel und so weiter.
    Am Ende tat ich keins von beidem. Ich stand nur da und spürte mein wummerndes Herz. Schließlich war das der Typ, wegen dem ich seit Wochen Albträume hatte. So was ging ja nicht einfach weg, nur weil er mir mal die Zunge in den Hals gesteckt und ich das auch noch genossen hatte.

    »Keine Sorge.« Meine Stimme klang ganz fremd, so heiser war ich von dem vielen Weinen. Ich räusperte mich. »Ich hab Pater Dominic nichts von dir erzählt, falls du das meinst.«
    Bei den Worten entspannte Paul sich sichtlich. Er nahm sogar eine Hand von der Säule und wickelte sich eine Strähne meiner sich über die Schulter kringelnden Haare um den Finger.
    »Die Frisur gefällt mir besser«, sagte er bewundernd. »Du solltest deine Haare immer offen tragen.«
    Ich verdrehte die Augen, um zu überspielen, dass mein Puls bei jeder Berührung von ihm in die Höhe schnellte. Dann versuchte ich mich unter dem einen Arm, mit dem er mich immer noch gefangen hielt, herauszuwinden.
    »Wo willst du denn hin?«, fragte er und klemmte mich wieder fester ein, indem er einen Schritt näher kam, sodass unsere Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Sein Atem roch nach der Zahnpasta, mit der er sich am Morgen die Zähne geputzt hatte.
    Jesses Atem roch nie nach irgendwas. Weil er ja nicht lebendig war.
    »Paul«, sagte ich möglichst unbeteiligt. »Lass es. Nicht hier, okay?«
    »Na schön.« Er wich trotzdem keinen Millimeter zurück. »Wo dann?«

    »Oh Mann, Paul.« Ich fuhr mir über die Stirn. Sie war heiß. Auch wenn ich kein Fieber hatte, das wusste ich. Warum war mir dann so heiß? Die Luft im Säulengang war kühl und frisch. Lag es an Paul? »Ich weiß es nicht, okay? Hör zu, ich muss … ich muss noch einiges auf die Reihe kriegen. Könntest du … könntest du mich eine Weile in Ruhe lassen, damit ich gründlich nachdenken kann?«
    »Klar«, antwortete Paul. »Sind die Blumen angekommen?«
    »Ja, sind sie.« Aus demselben Grund, aus dem ich mich fiebrig fühlte, fügte ich hinzu – obwohl ich stattdessen am liebsten weggelaufen wäre und mich bis zur nächsten Stunde im Mädchenklo versteckt hätte: »Aber wenn du meinst, ich würde jetzt alles vergessen, was du mir angetan hast, nur weil du mir einen blöden Blumenstrauß geschickt hast …«
    »Ich hab mich doch entschuldigt«, entgegnete Paul. »Und das mit deinen Füßen tut mir wirklich unheimlich leid. Du hättest mir erlauben sollen, dich nach Hause zu fahren. Ich wäre dir nicht auf die Pelle gerückt, ehrlich.«
    »Ach ja?« Ich sah zu ihm hoch. Er war einen Kopf größer als ich, aber seine Lippen waren nur noch Millimeter von meinen entfernt. Nur eine klitzekleine Bewegung und ich hätte sie berührt. Aber das würde ich nicht tun. Es war zumindest unwahrscheinlich.
»Und wie nennst du das, was du jetzt gerade machst?«
    »Suze.« Paul spielte wieder an meinen Haaren herum. Sein Atem strich mir über die Wange. »Wie soll ich dich denn sonst dazu bringen, mit mir zu reden? Du hast wirklich einen völlig falschen Eindruck von mir bekommen. Du hältst mich für einen Mistkerl. Aber das bin ich nicht, ehrlich nicht. Ich bin … na ja, im Grunde bin ich dir ziemlich ähnlich.«
    »Das bezweifle ich.« Seine Nähe machte mir das Sprechen schwer. Und das lag nicht daran, dass er mir Angst einjagte. Das tat er zwar immer noch, aber mittlerweile auf eine ganz andere Art und Weise.
    »Doch, es stimmt«, beharrte er. »Wir beide haben viel gemeinsam. Nicht nur diese Mittler-Sache. Ich glaube, unsere Lebenseinstellung ist die gleiche. Na ja, bis auf die Tatsache, dass du immer meinst, anderen Leuten helfen zu müssen. Aber das ist nur dein schlechtes Gewissen. In allen anderen Bereichen sind wir komplett gleich. Ich meine, wir sind zum Beispiel beide Zyniker und trauen anderen nicht. Eigentlich können wir Menschen nur selten leiden. Wir sind ganz alte Seelen, Suze. Wir haben schon so viel erlebt, dass uns nichts mehr überraschen und nichts mehr beeindrucken kann. Zumindest …«, seine eisblauen Augen bohrten sich in meine, »… zumindest bis jetzt. Jedenfalls geht es mir so.«

    »Das mag ja alles sein, Paul«, sagte ich so streng wie möglich – was mir wahrscheinlich nicht besonders gut gelang, denn ich bekam kaum Luft in Pauls Nähe. »Aber weißt du, wem ich am allerwenigsten vertraue auf der Welt? Dir!«
    »Das verstehe ich

Weitere Kostenlose Bücher