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5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz

5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz

Titel: 5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Gordon
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fühlte mich geschmeichelt und tat alles, was sie wollte. Dafür bekam ich von ihr auch einiges zurück. Ohne sie hätten mich die anderen Kinder gemieden. Man ist nicht besonders beliebt, wenn man intelligent ist.“
    „Wie alt waren Sie auf diesen Fotos hier?“
    „Ich sechzehn, sie fünfzehn. Damals war sie schon ausgesprochen hübsch, während wir anderen uns noch mit der Pubertät herumquälten. Zu dieser Zeit haben wir sie geradezu gehasst.“
    Er runzelte die Stirn. „Heißt das, die anderen Mädchen haben sie gemobbt?“
    „Natürlich nicht. Wir haben uns nur ziemlich hilflos gefühlt und uns geärgert, was sie sehr genossen hat. Sie wusste genau, wie viel Macht sie über andere hatte.“
    „Ja, das hatte sie“, flüsterte er.
    „Sie brauchte nur mit den Fingern zu schnippen, und die jungen Männer lagen ihr zu Füßen. Alle erlagen ihrem Zauber, auch Frauen. Ich konnte sie noch nicht einmal verachten, wenn sie mir die Freunde wegnahm.“
    „Freunde?“
    „Ja. Ich habe nie einen jungen Mann mit nach Hause gebracht, denn ein Blick auf sie genügte, und ich war vergessen. Irgendwann begriff ich, dass sie alle nur hofften, über mich an meine Cousine heranzukommen.“
    „Und Sie waren nie wütend auf sie?“
    „Nein. Sie war einfach so, jeder geriet in ihren Bann.“
    Ruggiero blätterte weiter, bis er ein Foto entdeckte, auf dem ein junger Mann Polly den Arm um die Schulter gelegt hatte, aber ihre Cousine anblickte.
    „Wer ist das?“
    „Das war mein Verlobter“, erklärte Polly mit einer Spur von Schärfe in der Stimme. „Wahrscheinlich ist die Aufnahme genau in dem Moment gemacht worden, als ihm erste Zweifel gekommen sind. Ich

war hoffnungslos in ihn verliebt, jedenfalls glaubte ich es. Sie hat ihn nur angelächelt, und wenig später gehörte er ihr.“
    „Vielleicht war ihr gar nicht bewusst, was sie tat“, meinte er.
    Oh doch! Freda wollte ihn gar nicht, denn er hatte, wie sie fand, nicht genug Geld. Für sie war es einfach nur unerträglich, dass er sich statt in sie in eine andere verliebt hatte.
    „Kann sein“, erwiderte Polly einsilbig. „Damals war ich sehr verletzt, was sie allerdings nicht bemerk t hat.“
    „Dennoch haben Sie sie gepflegt, als sie krank war?“
    „In meinem Beruf sollte ich mich nicht von Gefühlen leiten lassen.“
    „Das hätte ich mir denken können. Was ist aus dem Mann geworden? Ist er zu Ihnen zurückgekehrt?“ Polly musste lachen. „Du liebe Zeit, warum hätte ich ihn danach noch zurücknehmen sollen?“ „Da war es sicher ein großes Glück, dass Sie Brian begegnet sind. Er scheint ein vernünftiger Mensch zu sein. Haben Sie ihn bei der Arbeit kennengelernt?“
    „Ja.“
    „War es Liebe auf den ersten Blick?“
    „Nein, natürlich nicht“, erwiderte sie scharf.
    „Wäre das schlimm?“
    „An dem ganzen Gerede darüber ist doch nichts dran.“
    „Vielleicht doch“, antwortete er nachdenklich und sah ihr unvermittelt in die Augen. Sekundenlang herrschte zwischen ihnen eine knisternde Atmosphäre, die sich jedoch rasch wieder auflöste. Auf einmal kam Polly eine Idee. Wenn eine fromme Lüge ihn glücklich machte, würde sie ihm eine erzählen. Das war unter den Umständen vertretbar.
    „Obwohl meine Cousine überaus anziehend wirkte“, fuhr Polly fort, „fehlte ihr etwas. Sie wusste es, und vielleicht hat sie es bei Ihnen gefunden. Ich hoffe es jedenfalls.“
    „Hat sie Ihnen anvertraut, ob sie mit mir glücklich war?“
    „Sie hat gesagt, Sie seien ganz anders als andere Männer, viel netter und freundlicher.“ In Wahrheit hatte Freda erklärt, er sei so leicht zu haben gewesen, dass es sie gelangweilt habe. Von ihm als heißblütigen Italiener habe sie erwartet, dass er sie zappeln lasse, stattdessen habe er genauso reagiert wie alle anderen Männer.
    „Netter und freundlicher“, wiederholte er leise. „Das freut mich. Sie hat so etwas gebraucht.“ „Wie kommen Sie darauf?“
    „Oberflächlich gesehen hatte sie alles, was sie sich nur wünschen konnte. Sie war jedoch von einer Aura der Verletzlichkeit umgeben. Und das hat mich fasziniert.“
    Wie sehr er sich doch irrte!
    In dem Zusammenhang hatte Freda einmal erklärt: „Männer halten eine Frau gern für zerbrechlich. Man braucht nur die Stimme etwas kraftlos klingen zu lassen, und schon glauben sie, was sie glauben wollen. Es funktioniert immer.“
    „Findest du es denn fair, sie zu täuschen?“, hatte Polly gefragt.
    „Was ist schon fair? Sieh dir doch an, was mit mir

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