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5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

Titel: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnie Ware
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wir uns an, am Nachmittag ein Schläfchen zu halten. Um diese Uhrzeit war es in ihrer Straße sehr ruhig, und ich war ja direkt neben ihr, falls sie etwas brauchte. Also schlief ich auch gut, wenn ich mich unter die Decken gekuschelt hatte. Wenn wir aufwachten, erzählten wir uns unsere Träume und unterhielten uns im Liegen weiter, bis ich aufstehen und meine Arbeiten erledigen musste. Das waren ganz spezielle, zärtliche Momente für uns beide.
    Eines Nachmittags, als wir uns gerade wieder so unterhielten, fragte mich Rosemary, wie der Tod aussieht, vor allem der Teil mit dem Sterben. Diese Fragen hatten mir andere Patienten auch schon gestellt. Wahrscheinlich ist das dasselbe, wie wenn eine schwangere Frau von anderen Frauen wissen will, wie eine Geburt abläuft. Oder man fragt Reisende, wie dieses oder jenes Land so ist. Aber in diesem Fall hat der Sterbende ja niemanden, der gestorben ist und ihm Auskunft geben könnte, denn die Toten sind ja meistens nicht mehr da. Also fragte man oft mich nach meiner Ansicht und meinen Erfahrungen. Ich erzählte ganz aufrichtig von Stella, die mit einem Lächeln heimgegangen war. Ich erzählte auch, dass der Übergang jedes Mal nur ganz kurz gedauert hatte. Stellas Geschichte beruhigte die Leute immer, genauso wie mich damals.
    In der modernen Gesellschaft wird bei der Pflege Sterbender– oder allgemein Kranker– so wenig Gewicht auf das spirituelle und emotionale Wohlergehen gelegt. Wenn sie sich nicht gerade in einem Zentrum befinden, in dem diese Aspekte des Lebens ebenso beachtet werden, müssen sie normalerweise allein über diese Fragen nachdenken. Das macht ihnen große Angst, und es isoliert sie. In unserer Gesellschaft klafft eine große Lücke zwischen der Behandlung der körperlichen Gesundheit und der Erkenntnis, dass die spirituelle und emotionale Gesundheit miteinander in Verbindung stehen. Würde man diese Bedürfnisse und alle Aspekte des Weges eines Patienten zusammenfassen, könnten Sterbende vor ihren letzten Wochen oder Tagen wesentlich größeren inneren Frieden finden.
    Auf diesem Gebiet zeigt sich ganz deutlich, was für ungute Folgen es hat, wenn wir den Tod vor den Augen der Gesellschaft verbergen. Sterbende haben so viele Fragen, die schon viel früher hätten gestellt werden können, wenn sie sich bewusst gemacht hätten, dass sie eines Tages sterben müssen, wie wir alle. Wenn diese Fragen früher gestellt worden wären, könnten die Menschen ihre Antworten und ihren Frieden schneller finden. Und sie müssten ihren nahenden Tod nicht vor lauter Angst leugnen, wie es so oft geschieht.
    Doch dann kam die Zeit, als Rosemary ihren nahenden Tod nicht mehr leugnen konnte. Manchmal wollte sie alleine sein. » Ich hab vieles, worüber ich nachdenken muss « , sagte sie dann.
    Als ich eines Abends in ihr Zimmer zurückkam, verkündete sie: » Ich wünschte, ich hätte mir gestattet, glücklicher zu sein. Was für ein jämmerlicher Mensch ich gewesen bin. Ich hab einfach gedacht, dass ich kein Glück verdiene. Aber ich verdiene es. Das weiß ich jetzt. Als ich heute Morgen mit dir gelacht habe, wurde mir klar, dass es überhaupt keinen Grund gibt, Schuldgefühle zu haben, weil man glücklich ist. « Ich setzte mich auf ihre Bettkante und hörte ihr zu.
    » Es ist wirklich unsere eigene Entscheidung, oder? Wir können uns vom Glücklichsein abhalten, weil wir glauben, dass wir es nicht verdienen, oder weil wir zulassen, dass die Meinungen anderer ein Teil von uns werden. Aber das sind gar nicht wir, stimmt’s? Denn wir können genau der Mensch sein, der wir uns zu sein erlauben. Oh Gott, warum bin ich bloß nicht schon früher drauf gekommen? So eine Verschwendung! «
    Ich lächelte sie liebevoll an. » An dem Punkt war ich auch schon mal, Rosemary. Man ist einfach am besten beraten, wenn man sanft und mitfühlend mit sich selbst ist. Aber jetzt haben Sie es doch begriffen, und zumindest in letzter Zeit haben Sie ein bisschen Glück in Ihr Leben gelassen. Und wir hatten schöne Momente miteinander. « Rosemary erinnerte sich an ein paar Dinge, über die wir gelacht hatten, und stimmte mir zu. Jetzt war sie wieder ganz fröhlich.
    » Neuerdings fange ich an, mich selbst zu mögen, Bronnie, diese leichtere Seite an mir. « Sie lächelte, als ich sagte, dass ich diese Seite auch an ihr mochte. » Oh, ich war eine ganz schöne Tyrannin, was? « , kicherte sie, als sie an unsere ersten gemeinsamen Wochen zurückdachte.
    Es war aber nicht so, dass wir nur

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