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5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

Titel: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnie Ware
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mir seitdem auch in anderen Zusammenhängen geholfen.
    Wenn meine Nerven sich meldeten oder negative Gedanken nach oben kamen, im Stile von » Was zum Teufel hab ich mir dabei gedacht, mich auf diese Bühne zu stellen? « , begann ich mitten im Song zu meditieren. Das heißt nicht, dass ich plötzlich aufhörte zu singen oder mich im Lotussitz auf die Bühne setzte. Ich sang weiter, und ich spielte auch weiter Gitarre. Doch ich verlagerte meine Konzentration ganz aufs Atmen und beobachtete, wie ich einatmete, ausatmete, einatmete, ausatmete. Währenddessen verließ ich mich völlig auf mein motorisches Gedächtnis, das meine Finger auf die richtigen Saiten legen würde, und vertraute darauf, dass die Wörter weiter aus mir herausfließen würden. In diesem Moment musste ich mich ganz aufs Atmen konzentrieren. Das funktionierte unglaublich gut, weil ich auf diese Weise wieder ruhig wurde und mit verbessertem Ausdruck und größerer Präsenz zu meinem Song zurückkehren konnte.
    Die andere Technik, die meine Denkweise änderte und meinem Lampenfieber ein Ende setzte, bestand darin, dass ich meine Person gedanklich aus der Gleichung nahm und mir vorstellte, dass es einfach nur darum ging, den Menschen im Publikum etwas zu schenken. Vor meinem Auftritt sprach ich ein schlichtes stummes Gebet und dankte der Musik, die durch mich strömen und diesen Menschen Freude schenken würde. Dann trat ich quasi einen Schritt beiseite und genoss die Musik genauso wie das Publikum.
    Durch Bühnenauftritte habe ich viele tolle Dinge gelernt. Ich bin sehr dankbar, dass mich das Leben zu einem Zeitpunkt auf Trab gehalten hat, als mir eigentlich gar nicht nach Trab zumute war. Wie könnten wir jemals herausfinden, welche Geschenke hinter unseren Herausforderungen warten, wenn wir diese Herausforderungen erst gar nicht annehmen? Das erfahren wir erst, wenn wir unsere Lektionen lernen. Ob ich in Zukunft weiter auftrete oder nicht, ist für mich wirklich nicht mehr wichtig. Wenn ja, werde ich es in vollen Zügen genießen. Und wenn nicht, dann werde ich in vollen Zügen genießen, was ich stattdessen tue. Ob so oder so, es ist mir egal. Ich werde einfach meinem Weg folgen.
    Indem ich meine flatterigen Nerven in den Griff bekam, bekam ich meinen Geist auch in anderer Hinsicht in den Griff. Ich machte mich frei von den Fesseln, die ich mir mit schädlichen Denkmustern ein Leben lang selbst angelegt hatte. Wir alle haben solche Fesseln, von denen wir uns frei machen müssen. Die meisten davon sind keine körperlichen Einschränkungen, und wenn sie es sind, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie von nicht körperlichen Einschränkungen herstammen, also schädlichen Denkmustern und negativen Überzeugungen.
    Leider war auch die liebe Florence an ihr Bett gefesselt, bis die zweite Pflegerin eintraf. Da meine Anwesenheit ihr Geschrei nicht dämpfte, fand ich es netter von mir, wenn ich den Raum verließ. Ab und zu schaute ich wieder ins Zimmer. Dann machte sie zwei Sekunden Pause, sah mich an, sah wieder weg und schrie weiter » Hilfe! «. Sie hätte Sängerin werden sollen. Bei den Lungen.
    Im Hafen von Sydney segelten die Yachten vorbei. Ich dachte an die Zeiten zurück, in denen ich mit ein paar Seglern befreundet gewesen war. Ich lächelte, als ich überlegte, was wohl aus ihnen geworden sein mochte. Da riss mich die Klingel aus meinen Überlegungen.
    Sowie wir die Seitengitter an ihrem Bett herunterließen, endete das Geschrei sofort. Einfach so. Florence lächelte uns an. » Hallo, meine Lieben! Na, hatten Sie einen schönen Tag bis jetzt? « , fragte sie. Die andere Pflegerin und ich tauschten grinsend einen Blick, während wir der alten Dame aus dem Bett halfen. Obwohl die andere Schwester nicht jeden Tag stundenlang Florences Gebrüll aushalten musste, bekam sie es doch jeden Nachmittag bei ihrem Eintreffen mit.
    » Danke, ganz wunderbar, Florence. Und selbst? « , fragte ich.
    » Ach, es war ganz nett, Schätzchen. Ich hab gerade die Boote im Hafen beobachtet. Mittwochs ist immer Regatta, wissen Sie? «
    » Oh ja « , stimmte ich zu.
    Wenn wir zusammen durch den Garten gingen, bestaunten wir alle drei die Farben. Der Garten war ebenfalls jahrelang vernachlässigt worden. Aber der Verwandte, der vor Kurzem die Vollmacht über Florences Konten erhalten hatte, hatte darauf bestanden, den Garten hübsch herrichten zu lassen, damit Florence in ihren wenigen lichten Momenten etwas zum Freuen hatte. Also waren Gärtner gekommen, um ein paar Wunder

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