5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)
freilich ganz andere Fesseln ein. Ich versuchte, Schritt für Schritt den Mut für eine Lebensführung nach meinen eigenen Ideen aufzubringen, doch oft standen mir meine alten Denkmuster im Weg. Nach und nach befreite ich mich von solchen selbst gemachten Fesseln, aber es fiel mir schon sehr schwer, über mein grässliches Lampenfieber hinwegzukommen.
Wenn mir jemand gesagt hätte, dass meine Hobbys Fotografieren und Schreiben mich irgendwann dazu führen würden, dass ich auf einer Bühne auftrete, hätte ich wahrscheinlich über die Absurdität dieses Gedankens gelacht. Es fing damit an, dass ich meine Fotos auf Märkten verkaufte, später dann in Galerien. Ich verkaufte zwar nicht genug, um ein nennenswertes Einkommen damit zu erzielen, aber es ermutigte mich, langsam, aber sicher auf diesem Weg weiterzugehen.
Ich beschloss also, in der Fotobranche weiterzuarbeiten, und ergatterte einen Job in einem professionellen Fotolabor in Melbourne. Leider war es ein Bürojob, und nach einem Jahr Langeweile, Neonlichter und Fensterlosigkeit musste ich mir eingestehen, dass das nicht befriedigender war als meine Arbeitsplätze in der Bank. Ich hatte keine Chance gehabt, zur kreativen Seite vorzudringen, und da ich überhaupt kein Interesse für meine Tätigkeit aufbringen konnte, begann ich irgendwann gedankenlose Fehler zu machen. Ich weiß noch, dass ich in der Arbeit immer viel vor mich hinseufzte: Ellbogen aufstützen, Kinn auf die Hand, Suche nach einer Lösung für meinen Wunsch nach Befriedigung im Job– nächster Seufzer.
Immerhin hatte ich begriffen, dass ich mich nicht in diese Branche begeben musste, um schöne Fotos zu machen. Mit Hilfe einiger neuer, digital versierter Freunde kreierte ich ein kleines Buch mit Fotos und inspirierenden Texten. Wieder bekam ich viel gutes Feedback zur Qualität meiner Arbeit, aber nicht genug, um dem Buch zur Veröffentlichung zu verhelfen. Die Kosten farbigen Buchdrucks waren ein wichtiger Faktor, wie ich den Briefen der angeschriebenen Verleger entnehmen konnte, wobei manche aber bemerkten, es sei wirklich ein schönes Buch.
Ein paar Jahre steckte ich jedes Quäntchen Energie und Aufmerksamkeit in dieses Projekt. Aber die Ablehnungsbriefe stapelten sich immer höher, auch wenn manche mich aufrichtig ermutigten. Ich weinte Tränen aus Frust über meine vergeblichen Bemühungen, zum Trost griff ich zur Gitarre. Ich konnte kaum spielen, aber ich schrieb die Hälfte meines ersten Songs. Damals war mir die Wichtigkeit dieses Moments gar nicht bewusst.
Ich hatte inzwischen genug über die Kraft des Loslassens gelernt und so akzeptierte ich, dass es letztlich nicht wichtig war, ob mein Fotobuch veröffentlicht wurde oder nicht. In meinen Augen war es allein deswegen schon ein Erfolg gewesen, weil ich den Mut gehabt hatte, es zu versuchen. Erfolg hängt nicht davon ab, ob jemand sagt, ja, wir werden Ihr Buch veröffentlichen, oder nein, wir bringen es nicht heraus. Es geht vielmehr um den Mut, unabhängig von solchen Dingen man selbst zu sein. Das Buchprojekt war insofern erfolgreich gewesen, als ich eine wertvolle Lektion dadurch gelernt hatte, und so war ich schließlich fähig, es auch wieder loszulassen. Vielleicht war dieses Buch einfach nur zu mir gekommen, weil ich etwas lernen sollte. Oder vielleicht würde dieses Projekt auch erst später richtig in die Gänge kommen, wenn ich wirklich dafür bereit war.
So oder so– ich musste loslassen. Meine Bemühungen hatten mich völlig erschöpft, und ich hatte viel zu viel Energie hineingesteckt, dieses Buch unbedingt zu veröffentlichen. Es war an der Zeit, wieder zu leben und nicht ständig zu versuchen, die Resultate zu kontrollieren. Der Song, den ich zur Hälfte geschrieben hatte, blieb halb vergessen liegen. Jetzt suchte ich nach Antworten und verwendete immer mehr Zeit auf Meditation und meine Heilung. Nach einer meiner vielen Meditations- und Schweigeübungen verspürte ich den starken Drang, diesen halb fertigen Song zu vollenden. Von jenem Tag an wusste ich, dass Songwriting ein Teil meines Lebenswerks sein würde. Denn ich schrieb nicht nur diesen einen Song fertig, sondern gleich noch einen neuen. Ich konnte nicht genug bekommen, nachdem ich erst mal angefangen hatte, sie flossen geradezu aus mir heraus.
Als Kinder hatten wir Konzerte für Verwandte und Freunde abgehalten. Musik lag mir in den Genen. Obwohl meine Eltern ihre » vernünftigen « Berufe hatten, war mein Vater Gitarrist und Songwriter, als er meine
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