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5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

Titel: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnie Ware
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könnten. Auch John wäre gern mehr gereist, und so stimmte er Margarets Vorschlägen immer zu. Doch leider genoss er auch den Status, den seine Arbeit ihm verlieh. Dabei mochte er die Arbeit an sich gar nicht so sehr, wie er mir gestand, sondern nur die Rolle, die er dadurch in der Gesellschaft und bei seinen Freunden spielte. Die Jagd nach dem nächsten großen Deal war eine Art Sucht für ihn geworden.
    Eines Abends, als Margaret ihn mit Tränen in den Augen bat, sich endlich zur Ruhe zu setzen, sah er seine wundervolle Frau an und begriff, dass sie nicht nur einsam war und sich nach seiner Gesellschaft sehnte, sondern dass sie inzwischen beide alt geworden waren. Diese wunderbare Frau hatte mit unglaublicher Geduld darauf gewartet, dass er in Rente ging. Als er sie so betrachtete, war sie für ihn immer noch so schön wie an dem Tag, an dem er sie kennengelernt hatte. Aber John begriff zum ersten Mal in seinem Leben, dass sie nicht ewig leben würden.
    Obwohl er aus unerklärlichen Gründen wie versteinert war, willigte er an jenem Abend ein. Margaret war aufgesprungen und ihm um den Hals gefallen, und aus ihren kummervollen Tränen waren Freudentränen geworden. Doch ihr Lächeln hielt nicht lange an, denn im nächsten Moment fügte er hinzu: » In einem Jahr. « Damals hatte seine Firma gerade einen neuen Deal an der Angel, den er aushandelte, und er wollte die Sache unbedingt noch zu einem guten Abschluss bringen. Seine Frau hatte fünfzehn Jahre lang darauf gewartet, dass er in Rente ging. Da konnte sie es doch sicher noch ein Jahr länger aushalten. Es war ein Kompromiss, aber sie stimmte nur widerwillig zu. Während die Sonne am Horizont versank, gestand mir John, dass er sich schon damals selbstsüchtig vorgekommen war, aber er konnte sich einfach nicht aus dem Berufsleben zurückziehen, bevor er nicht diesen einen Deal noch abgeschlossen hatte.
    Nachdem seine geliebte Frau jahrelang davon geträumt hatte, wurden ihre Träume schließlich doch Wirklichkeit. Sie machte konkrete Pläne und telefonierte regelmäßig mit einem Reisebüro. Wenn er von der Arbeit nach Hause kam, wartete sie jedes Mal mit einem schönen Abendessen auf ihn. Und während sie an dem Tisch aßen, um den sich einmal ihre ganze Familie geschart hatte, teilte sie begeistert all ihre Gedanken und Ideen mit ihm. John konnte sich jetzt langsam auch mit dem Gedanken an den Ruhestand anfreunden, obwohl er immer noch darauf bestand, seine zwölf Monate zu Ende zu bringen.
    Vier Monate nach seinem Versprechen, acht Monate, bevor er es einlösen sollte, klagte Margaret plötzlich, ihr sei so flau im Magen. Zuerst war ihr nur ein bisschen schlecht, aber als sich ihr Zustand nach einer Woche nicht geändert hatte, teilte sie ihm eines Abends mit, dass sie einen Termin beim Arzt gemacht habe. Es war schon dunkel. In der Ferne hörte man den Verkehr der anderen heimkehrenden Arbeiter. » Aber ich bin sicher, es ist nichts « , fügte sie mit erzwungener Fröhlichkeit hinzu.
    John machte sich zwar Sorgen, weil sie sich nicht gut fühlte, aber es kam ihm gar nicht in den Sinn, dass mehr dahinterstecken könnte. Bis ihm Margaret am nächsten Tag eröffnete, der Arzt habe ein paar Labortests vorgeschlagen. Selbst wenn die Testergebnisse in der nächsten Woche nicht gewesen wären, hätten beide gemerkt, dass etwas im Argen lag, denn sie fühlte sich immer unwohler und hatte Schmerzen. Doch wie schlimm es stand, hatten sie beide nicht erwartet. Margaret würde sterben.
    Wir verbringen so viel Zeit damit, Pläne für die Zukunft zu schmieden, machen uns abhängig von irgendwelchen Ereignissen, die erst noch eintreffen müssen, damit wir glücklich sein können, und tun so, als hätten wir alle Zeit der Welt– dabei haben wir nichts anderes als das Leben heute. Es war nachvollziehbar, dass John seine Entscheidung schwer bereute. Ich verstehe durchaus, dass man seine Arbeit lieben kann, und dafür muss sich auch niemand schuldig fühlen. Ich liebte meine Tätigkeit zu diesem Zeitpunkt ja auch, trotz der Traurigkeit, die so oft mit ihr verbunden war.
    Aber als ich ihn fragte, ob er seine Arbeit genauso genossen hätte, wenn er von zu Hause nicht so viel Rückhalt gehabt hätte, schüttelte John den Kopf. » Natürlich mochte ich meine Arbeit. Und ich mochte definitiv den Status, den sie mir verschaffte, aber was habe ich jetzt davon? Ich habe weniger Zeit auf das verwendet, was mich im Leben aufrecht hielt: Margaret und meine Familie, meine liebe Margaret.

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