5 Farben Blau
sieht wesentlich jünger aus, als sie in Wirklichkeit ist. Sie ist teuer und modisch gekleidet, ihre Wohnung modern eingerichtet. Keine gehäkelten Decken oder sonstige r Schnickschnack. Moderne Kunst wechselt sich ab mit alten Klassikern. Es ist bei ihr gemütlich. Sie blickt mich an und lächelt, ich kann nicht anders, als dieses Lächeln zu erwidern.
»Wissen Sie, Jaz, Sie gefallen mir. Ich hoffe, Rhys schafft es nicht, Sie in kürzester Zeit wieder zu vergraulen.«
Ich glaube , ich muss da etwas klarstellen. »Trish, ich bin seine Angestellte, er ist mein Boss. Ich glaube nicht, dass ich seine Freundin werden sollte.«
Sie winkt ab. »Ach papperlapapp. Das Schlimme an Rhys ist, dass dieser Junge nicht erkennt, was gut für ihn ist. Schauen Sie sich doch die schrecklichen Dinger an, mit denen der befreundet war. Wie lange hat das denn gehalten ? Gerade mal 2 Monate beim letzten Mal. Jaz, ich kann es förmlich fühlen, dass Sie die Richtige für ihn sind. Wir müssen ihn nur dazu bewegen, dass er das auch erkennt.«
Ich werde puterrot und komme mir vor, als würde ich demnächst auf einer Auktion versteigert.
» Jaz, Sie müssen einiges über Rhys erfahren«, meint Trish und setzt sich zu mir auf das Sofa. Vorsichtig legt sie ihre Hand in die meine. »Rhys ist das uneheliche Kind meines Sohnes Jack. Seine Mutter war Jacks Hausangestellte. Er hatte ein Verhältnis mit Theresa, und als Rhys geboren wurde, zwang Jack sie, ihn fortzugeben. Die Ähnlichkeit war einfach zu frappierend.«
Ihr Blick gleitet traurig hinüber zum Fenster. »Rhys ist bei den Schwestern im St. Francis aufgewachsen, müssen Sie wissen. Nachdem er fort war, starb Theresa und kurz darauf kam mein Sohn bei einem Bootsunglück ums Leben.« Sie blickt mich an. »Ich habe erst viel zu spät von dem Jungen erfahren. Es tut mir unendlich leid, aber ich konnte Rhys erst zu mir holen, als er bereits ein Schulkind war. Ich glaube, das hat er nie überwunden. Da ist etwas in seinem Blick ...« Verlegen räuspert sich Trish und blickt mich aufmunternd an. »Trinken Sie Ihren Tee, mein Kind, sonst wird er kalt.«
10
Es ist fast achtzehn Uhr, als ich mein Appartement betrete. Ich höre Klopfgeräusche und weiß, Rhys ist zurück. Am liebsten würde ich mich direkt in seine Arme werfen, doch die Geschichte, die mir Trish erzählt hat, geht mir nicht mehr aus dem Kopf, so sehr berührt sie mich. Ich sehe diesen kleinen verletzten Jungen vor mir und das Gesicht von Elijah spukt in meinem Kopf herum. Sie zerschmelzen zu einer Person und mit einem Mal verflüchtigt sich dieses Dunkle und Geheimnisvolle, das Rhys umgibt, und zurück bleibt nur eine einsame Seele, die niemand haben will. Außer mir. So kommt es mir jedenfalls vor. Auch wenn Rhys mittlerweile erwachsen ist, liegt ein ständiger Schmerz in seinem Gesicht und ich möchte plötzlich alles tun, damit er daraus verschwindet.
Die Statue , die er mir geschenkt hat, steht immer noch auf dem Wohnzimmertisch und ich nehme sie in die Hand. Es ist eine hervorragende Arbeit. Meine Finger fahren über den glatten Stein. Sie ist so filigran gearbeitet, leider hat sie kein Gesicht. Als ich weiter die Konturen entlanggleite, spüre ich auf dem Rücken einige Vertiefungen, ganz leicht, aber sie sind da. Ich schaue mir die Figur genauer an und entdecke kleine eingearbeitete Ritzen, nicht sehr tief, aber doch mit dem bloßen Auge zu erkennen. Gedankenverloren stelle ich die Statue an ihren Platz zurück.
Ich weiß nicht, ob ich so einfach wieder seine Wohnung betreten darf, aber ich steige die Treppen hinauf, um in seine Werkstatt zu gelangen. Diesmal ist die Tür geschlossen und ich klopfe vorsichtshalber an. Vielleicht bin ich nicht willkommen. Als niemand antwortet, will ich wieder gehen, doch mein e Sehnsucht setzt sich durch. Ich will Rhys sehen. Ich habe ihn vermisst.
Ohne Vorwarnung betrete ich den Raum. Da er nicht aufschaut, erkenne ich, dass er böse auf mich ist. Na klasse, ich sollte doch lieber gehen und drehe mich um.
»Wo willst du hin ?«
Ich halte in meiner Bewegung inne und habe Angst, dass wir wieder streiten werden. Doch gehen kann ich nun auch nicht mehr. Verdammt, ich hätte erst gar nicht hierher kommen sollen.
»Ich möchte dich nicht stören .«
»Komm her zu mir .«
Sein Ton ist befehlend, aber ich tue ihm den Gefallen und gehorche. Er dreht sich auf dem Stuhl zu mir um und schaut mich an. Sein Blick ist düster, unergründlich. Ohne etwas zu sagen, legt er seine Arme
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