Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
5 Farben Blau

5 Farben Blau

Titel: 5 Farben Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kajsa Arnold
Vom Netzwerk:
stehe neben mir und applaudiere mir selbst zu diesem Akt von Selbstbeherrschung, doch am liebsten würde ich weinen.
    ~
    Die Privatmaschine, eine Legacy 650, gleitet ruhig durch ein Wolkenbett, dem blauen Himmel entgegen, doch Rhys hat in diesem Moment keinen Blick für dieses Szenario, vielmehr tanzen ganz andere Bilder vor seinem inneren Auge. Bilder einer Jaz, die am frühen Morgen in seinen Armen erwacht. Der Gedanken daran bringt seine Hormone in Wallung und sein Blut staut sich wieder zu einer harten Erektion. Er ist froh, im Moment allein zu sein. Es ist ihm unbegreiflich, was diese Frau an sich hat, dass es ihn fast wahnsinnig werden lässt. Weder ist sie so schön wie Melissa, noch hat sie deren Stil, doch auf ihre ganz eigene Art ist Jaz die Frau, die sein Interesse mehr weckt, als jede andere vor ihr. Er kann nicht definieren, woran es liegt. Mürrisch schüttelt er den Kopf, zückt sein Handy und wählt eine Kurzwahltaste.
    »Walter, hier Cunningham. Ich möchte, dass Sie ein Dossier über eine neue Mitarbeiterin anlegen. Ihr Name ist Jazman Darling, sie ist die Schwester meines Partners Alexander Darling. Sie ist Deutsche, hat aber in den letzten Jahren auf Hawaii studiert. Graben Sie alles aus, was Sie finden können. Vor allem, was sie in Honolulu so getrieben hat. Die Akte bitte nicht an meine E-Mail-Adresse senden, sondern mir persönlich übergeben. Wir treffen uns an dem üblichen Ort. Danke.«
    Mit geschlossenen Augen lässt er den Kopf auf die Stütze des weißen Sessels sinken. Er weiß, ihre Zurückhaltung hat etwas damit zu tun, was auf Honolulu vorgefallen ist. Er muss schnellstmöglich herausbekommen, was das war.

9
     
     
    Trishs Wagen ist eine große schwarze amerikanische Limousine, die der Fahrer sicher durch den New Yorker Mittagsverkehr steuert.
    Rhys ist von der Konferenz noch nicht zurückgekehrt, zu der er am Samstagmorgen aufgebrochen ist. Zwar habe ich eine SMS oder ein Telefonat erwartet, doch er blieb stumm und ich will ihn nicht nerven. Auch von Alex ist nichts zu hören, was ich sehr begrüße. Alex hat eine feine Antenne, was mich betrifft und ich will ihn nicht unnötig beunruhigen.
    Wir sitzen im Fon d des Wagens und Trish reicht mir ein Glas Champagner. Ich weiß nicht, ob es schicklich ist, schon am frühen Nachmittag Alkohol zu trinken, aber Trish bittet mich so nett, sie nicht allein trinken zu lassen, dass ich es ihr nicht abschlagen kann.
    »Und, haben Sie schon mit Rhys geschlafen ?«
    Ihre Frage trifft mich so unerwartet, dass ich mich am Champagner verschlucke. Das ist für sie Antwort genug. »Dachte ich es mir doch. Ihm kann man einfach nicht widerstehen, nicht wahr? E r war schon als kleiner Junge so, da konnte er bereits jede Frau um den Finger wickeln.«
    Verblüfft schaue ich sie an. »Als Junge?«
    Sie lacht ganz unbefangen. »Ja, hat Rhys Ihnen nicht erzählt, dass ich seine Großmutter bin?«
    Würde ich nicht sitzen, hätte ich ein Problem. Diese Nachricht haut mich regelrecht um.
    Trish liest in meinem Gesicht , in dem sicher für einen kurzen Moment Enttäuschung aufflammt, doch sie ist zu sehr Dame, sich etwas anmerken zu lassen.
    »Nein , Trish, er hat mir nichts gesagt. Und um Sie zu beruhigen: Ich habe nicht mit ihm geschlafen.«
    »Schade .«
    Ich nippe an meinem Glas und versuche, einen unbeteiligten Eindruck zu machen. »Finden Sie?«
    Trish nickt, dann zuckt sie die Schultern. »Ich kann mir schon denken, was ihn zurückhält. Diese eigenartigen Prinzipien, an die er sich klammert, als ginge es um sein Leben.« Verständnislos schüttelt sie den Kopf.
    Aha, dann sind wir ja schon zu zweit , denke ich. Laut sage ich jedoch: »Er ist nicht der Einzige, der etwas zu verlieren hätte.«
    Sie winkt mit ihrer zarten Hand. »Manchmal muss man über seinen Schatten springen, um etwas zu gewinnen. Bei Ihnen könnte er ruhig mal eine Ausnahme machen.«
    ~
     
    Schwester Gabrielle führt uns im ganzen Haus herum, stellt uns den anderen Nonnen des Ordens vor. Sie leitet das Heim schon mehr als dreißig Jahre. Das Gebäude des St. Francis Kinderheims ist alt und müsste dringend renoviert werden. Zweihundertzwölf Kinder aller Altersklassen sind hier untergebracht. Schwester Gabrielle erzählt uns, dass sie bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr in dem Heim bleiben können. Kinder, die nicht vorher vermittelt werden, ziehen in Wohngruppen, sobald sie aufs College gehen. Ich erfahre, dass es gerade den Jüngeren an Vielem fehlt, dass das Heim dringend auf

Weitere Kostenlose Bücher