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5 Farben Blau

5 Farben Blau

Titel: 5 Farben Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kajsa Arnold
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um meine Taille und zieht mich an sich. Ich fahre über seine Haare, streiche sie ihm aus der Stirn.
    »Du bist böse auf mich«, stelle ich fest.
    »Ich habe dich vermisst«, murmelt er an meinem Bauch. Er schaut mich an und presst die Lippen fest aufeinander, so, als müsste er die Worte daran hindern, aus seinem Mund zu sprudeln. »Du warst nicht da, als ich zurückkam.« Die Antwort eines kleinen verlassenen Jungen, mir schießen die Tränen in die Augen. Wie anders würde das alles in meinen Ohren klingen, wüsste ich nicht das, was ich weiß.
    »Trish hat mich eingeladen, das St. Francis zu besuchen .«
    Er lässt von mir ab und steht auf. »Es ist eigentlich nicht ihre Art , sich einzumischen«, murmelt Rhys vor sich hin und begutachtet ein Stück Marmor, das auf dem Highboard liegt.
    »Warum hast du es mir nicht gesagt ?«, frage ich und starre seinen Rücken an.
    »Was ?«, fragt er und dreht sich zu mir um, »dass Trish meine Großmutter ist? Sie hat es dir also erzählt.«
    Ich nicke. Ich will ihm nicht verraten, dass ich so viel mehr weiß, aber ich glaube, dass er es in meinen Augen lesen kann.
    »Tja, ich denke, dann wird sie dir auch den Rest erzählt haben. Jetzt weiß du also alles über den Bastard .«
    Ich bin bestürzt über seine harten Worte. Verdammt, ich weiß einfach nicht , was ich darauf antworten soll. Wie tröstet man jemanden, der so tief verletzt wurde?
    » Für mich bist du kein Bastard. Dass du zornig bist, kann ich aber verstehen. Ein Kind für die eigenen Fehler büßen zu lassen, ist unverzeihlich. Aber ich kann und will nicht über andere urteilen. Das Leben ist manchmal nicht fair.«
    » Das Leben ist nie fair, besonders dann nicht, wenn man eine Hausangestellte und die Geliebte des Chefs ist.«
    Oh ja, da kann ich ihm nur zustimmen. Denn etwas anderes w ürde ich auch nie sein, als die Geliebte des Chefs, über die man hinter vorgehaltener Hand spricht, dieser Gedanke schießt mir durch den Kopf. Denn dass ich seine Geliebte werde, daran besteht für mich nun kein Zweifel mehr. Er rührt etwas tief in mir an, das ich noch nicht beschreiben kann. Wenn ich um einige Jahre jünger wäre, würde ich es für Liebe halten. Doch ich weiß, wie absurd dieser Gedanke ist.
    »War sie das, deine Mutter? Seine Geliebte?«
    Er schaut mich an und nickt. »Ja, bis zu dem Zeitpunkt, an dem er sie halb totgeprügelt hat.«
    Mir stockt der Atem. »Was ... was meinst du?«
    Sein Blick ist kalt. Jetzt verstehe ich die ses abstruse Bedürfnis nach Distanz zu seinen Angestellten, das er immer wieder betont und kaum durchhält. Mein Hals ist wie zugeschnürt, ich will so viele Dinge sagen, so viel fragen, doch ich bringe kein Wort heraus.
    »Du solltest dich wirklich lieber nicht mit mir einlassen. Vermutlich hast du das die ganze Zeit gespürt.« Die Mauer, die er in diesem Augenblick um sich aufbaut, ist so hoch, dass ich sie nicht überwinden kann.
    »Du willst mich also nicht mehr?« Meine Stimme erkenne ich im Augenblick selber nicht wieder. Sie zittert wie ein Vögelchen, das im Sturm aus dem Nest gefallen ist.
    »Du kennst meine Bedingungen und ich verstehe, dass du sie so nicht akzeptieren kannst.«
    Wie schön, dass immer andere verstehen, was ich fühle, wissen, was ich kann und was ich nicht kann. Nur ich scheine es nie genau zu wissen.
    »Was ist in der Zwischenzeit passiert? Wenn ich mich recht erinnere, wolltest du mich noch, bevor du am Samstag abgeflogen bist, du wärst auf jeden Handel mit mir eingegangen.«
    »Ich habe meine Meinung geändert .«
    »Schwachsinn.«
    »Ich habe eine Andere gefunden.«
    »Noch größerer Schwachsinn.«
    Er blickt mich an und die Kälte in seinen Augen lässt mich frieren, bei 33 Grad Außentemperatur. »Ein Fick ist so gut, wie jeder andere.«
    Ich lache hart auf. »Tja, den Vergleich mit mir wirst du dann wohl leider nun doch nie ziehen können.« Noch stehe ich unschlüssig im Raum, zwei Sekunden später drehe ich mich um und gehe.
    ~
     
    Ich sitze in meinem neuen Appart ement und starre diese blaue Marmorfigur an. Nun verstehe ich auch die Striemen auf dem Rücken. Diese Statuen stellen alle Rhy sʼ Mutter da, immer wieder das gleiche Motiv. Eine Frau ohne Gesicht, die Hilfe suchend die Hände in die Höhe streckt, mit Wunden auf dem Rücken. Immer wieder sehe ich einen Mann vor mir, der auf eine Frau einschlägt, der Rhy sʼ Gesicht trägt. Doch mein Verstand will dieses Bild nicht in Einklang bringen mit dem Mann, dessen Anblick allein mein Herz

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