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5 Tage im Sommer

5 Tage im Sommer

Titel: 5 Tage im Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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zum Haus. Nochmals. Und nochmals. Es ging ihm schon besser, aber es war noch nicht genug.
    Diesmal fuhr er die Straße hinauf bis zur Abzweigung und dann wieder zurück. Über der alten Straße lag tiefe Stille, nichts war zu hören außer dem Klicken der Gangschaltung und dem Summen der Insekten. Er drehte um und fuhr zum Haus zurück, dann wieder die Straße hinauf, und wieder und wieder. Schließlich fuhr er den ganzen Weg bis zum Gooseberry Way.
    Er trat stetig und fest in die Pedale.
    Bevor die Kinder gekommen waren, hatten Emily und er häufig Fahrradausflüge unternommen, wenn sie bei Sarah und Jonah auf dem Cape zu Besuch gewesen waren. Sorglos, mit Zeit im Überfluss, waren sie hinüber nach Falmouth geradelt, hatten bei der ersten Abzweigung das Städtchen verlassen und waren der Shore Street bis zum Ozean gefolgt, zur Linken adrette New-England-Häuser mit grünen Rasenstücken im Vorgarten; zur Rechten Zäune, Strand und sonnengebleichte Ein-Zimmer-Häuser, die auf Stelzen im Sand verankert waren. Sie waren zügig bis zum Shining-See-Radweg geradelt. Dann hatten sie das Tempo gedrosselt und waren dem Asphaltstreifen in Richtung Woods Hole gefolgt, vorbei am Gischt sprühenden Ozean, an Pinienwäldern und an steinigen Stränden und Feldern voller wild wachsender Blumen. Will erinnerte sich an das Glücksgefühl, das ihn ergriffen hatte, als er hinter Emily unter einem schattigen Baldachin von Ästen herfuhr, voller Vorfreude auf ihr gemeinsames Leben, auf die Familie, die sie eines Tages haben würden.
    Als Will das Haus erreichte, verblasste die Erinnerung. Er drehte noch einmal um, ohne langsamer zu werden. Schneller. Seine Beine traten, die Gedanken rasten durch seinen Kopf, er fuhr so schnell er konnte, und es war doch nicht schnell genug.
    Es gab viele Dinge, die Will nicht wusste, die meisten sogar. Aber was er wusste, konnte ihm niemand nehmen; diese Erkenntnisse gehörten ihm wie der eigene Körper. Die schnelle Verfärbung von Apfelscheiben. Die allmähliche Verdunstung von Wasser. Die Heilkraft eines Pflasters auf der eingebildeten Wunde eines Kindes.
    Seine Vaterschaft.
    Die Stimmen seiner Kinder.
    All das wusste er, weitere Fragen stellte er nur, wenn es zumindest potenziell auch Antworten darauf gab. Emily hatte das einmal eine Vermeidungsstrategie genannt, aber nur am Anfang. Später hatte sie ihn verstanden. Die Abwesenheit seiner Eltern hatte Wills Jugend geprägt, seine Verwandten hatten ihn zu trösten versucht, indem sie Schichten wohlmeinenden Schweigens über ihn gebreitet hatten. Nach dem Begräbnis war der Tod seiner Eltern nicht mehr erwähnt worden. Nur Caroline hatte darüber gesprochen, damals, als die Großeltern nicht mehr mit ihr fertig wurden und sie zu Tante Judy und Onkel Steve, die Will aufgenommen hatten, geschickt hatten.
    Caroline war mit der Würde einer entthronten Prinzessin aufgetreten, so hatte es Will zumindest empfunden; er war damals zwölf. Sie war siebzehn, und es waren acht Jahre vergangen, seit sie unter einem Dach gelebt hatten. Will fand, dass sie sehr schön war: schlank und blass mit langem braunen Haar, das ihr in Locken über den Rücken fiel. Sie schenkte niemandem Beachtung außer Will, ihrem kleinen Bruder, ihrem einzigen richtigen Blutsverwandten. Die anderen mied sie, als wüsste sie, was sie von ihr dachten. Caro sei »drogensüchtig« und schlafe »in ihrem Alter schon mit diversen Jungen«, hatte Tante Judy am Abend vor Caros Ankunft beim Essen gesagt, und außerdem sei sie »eine zu große Belastung für Großvater und Großmutter«, die sie zu sich genommen hätten, weil sie damals als lieb und gehorsam gegolten hätte. »Na ja, das gilt jetzt nicht mehr!«, hatte Judy gesagt. Darum hatte Caroline das Haus ihrer Großeltern in Upstate New York verlassen und war nach Westport, Connecticut gekommen, um bei den Parkers zu wohnen, bis sie sich für einen Job oder das College entschied.
    Caro saß an jenem ersten Abend beim Essen neben Will und sagte kein Wort. Die anderen unterhielten sich und ignorierten ihr Schweigen: teils weil es nicht ihre Art war, in die Privatsphäre eines anderen einzudringen, teils weil sie nicht wussten, was sie mit diesem jungen Mädchen anfangen sollten, das schreiend aus der Wohnung ihres fünfundzwanzigjährigen Freundes hatte entfernt werden müssen, als dieser wegen Drogenhandels verhaftet wurde.
    Obwohl es ein warmer Sommerabend war, trug Caro ein schwarzes Sweatshirt mit langem Arm. Will bemerkte, wie Tante Judy

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