5 Tage im Sommer
empfangen zu haben, die es weit und breit nicht gab. Sie erwog, Chief Kaminer von dem Vorfall zu berichten, aber entschied sich schnell dagegen. Sie war der einzige weibliche Detective im Mashpee Police Department und wollte sich lieber darauf konzentrieren, gute Arbeit zu leisten, bevor sie mit irgendwelchen Beschwerden kam.
Der Nachmittag ging dem Ende zu, und sie zwang sich, konzentriert an die Arbeit zu gehen. Auf ihrem Schreibtisch lag eine Nachricht, dass John Geary zweimal angerufen hatte. Sie rief zurück, erreichte ihn aber nicht. Der Richter war immer noch angeln, und Kaminer hatte für den Tag Schluss gemacht. Sal Ragnatelli hatte sie bereits siebenmal angebeept, aber er hatte sie nicht zurückgerufen. Auch der kriminaltechnische Bericht über Emily Parkers Wagen ergab keine neuen Anhaltspunkte. Nichts außer ein paar Haaren und Fasern, die zur Familie gehörten. Keine ungewöhnlichen Fingerabdrücke an der Kofferraumtür. Der strömende Regen der vergangenen Nacht hatte den Tatort buchstäblich reingewaschen.
Wer immer Emily entführt hatte, war vorsichtig zu Werke gegangen. Und Snow hatte zu lange gewartet.
Den Rest des Tages verbrachte sie damit, sämtliche psychiatrischen Kliniken und Krankenhäuser sowohl auf dem Cape als auch in der Umgebung bis hinauf nach Boston anzurufen und um Auskunft über einen Robert R. Robertson zu bitten. Meist kam sie nicht über den Empfang hinaus. Es war unglaublich, wie viele Psychiater und Betreuer nachmittags zum Lunch außer Haus waren. Und wenn sie doch einmal jemanden erreichte, erfuhr sie nichts.
Schließlich erkundigte sie sich bei dem Team, das Bobby Robertson observierte, nach Fortschritten, aber die beiden Kollegen genossen buchstäblich einen Strandtag: Einer lag in der Nähe des Hauses auf einem Handtuch, während der andere in seinem Wagen unten an der Squaw’s Lane ausharrte. Bobby hatte sich nicht von der Stelle gerührt.
Es war fast neun Uhr, als Amy in ihr Haus am Plum Hollow Drive zurückkehrte. Sie bewohnte ein hübsches Landhaus auf zwei Morgen Land, das sie zusammen mit ihrem Exmann Peter kurz nach der Hochzeit gekauft hatte. Bei der Scheidung war es nach harten Auseinandersetzungen ihr zugesprochen worden. Ausschlaggebend war gewesen, dass er in seiner Tätigkeit als Bauunternehmer weniger verdient und daher während ihrer zweijährigen Ehe auch weniger von dem Haus abbezahlt hatte. Davon abgesehen hatte er auch keinen Kredit bekommen, um es ihr abzukaufen. Stattdessen hatte sie ihn zum Marktpreis ausgezahlt und würde jetzt bis in ihre alten Tage damit beschäftigt sein, die Hypothek auszulösen – und die zahllosen Wodkaflaschen auszugraben, die er auf dem Grundstück versteckt hatte. Aber sie liebte es hier; es war ruhig und friedlich, und im Großen und Ganzen gefiel es ihr, allein zu leben.
Sie stieg aus dem Wagen und schob ein paar rote Kletterrosen beiseite, die an der Pergola bei der Küchentür wuchsen. Kaum hatte sie den Schlüssel umgedreht und ihre gelb gestrichene Küche betreten, fiel die Anspannung des Tages langsam von ihr ab. Sie sammelte die Post vom Fußboden auf und legte sie zusammen mit ihrer Tasche auf den Tisch mitten im Raum. Nachdem sie sich ein großes Glas Eiswasser eingeschenkt hatte, öffnete sie den Kühlschrank, um nach etwas Essbarem Ausschau zu halten. Viel war nicht da. Sie würde sich mal wieder eines der Tiefkühlgerichte auftauen müssen, wenn sie überhaupt noch eines vorrätig hatte. Tatsächlich: Huhn mit Reis, als Beilage durchweichte Erbsen, und etwas Schokoladenpudding zum Nachtisch. Sie zog den Deckel ab und stellte den Behälter in die Mikrowelle. Als sie sich umdrehte, bemerkte sie, dass der Anrufbeantworter neben dem Telefon auf dem Küchentresen blinkte. Sie hatte zwei Nachrichten.
»Amy, hier ist Al. Das vorhin tut mir Leid.«
Schön. Es tat ihm Leid. Sonst was Neues?
»Detective Cardoza, hier ist John Geary. Ich weiß nicht, ob Sie versucht haben, mich zurückzurufen, ich hab nämlich nicht so ein Gerät, aber Sie ja zum Glück schon. Ich muss gleich morgen früh mit Ihnen sprechen. Wir sehen uns auf der Wache.«
DRITTER TAG
KAPITEL 13
E in Traum, in dem seine Mutter vorkam, weckte David. Draußen vor den Fenstern war es stockdunkel und totenstill. Aber in dem Zimmer, in dem er zusammen mit Sam und Maxi schlief, schimmerte eine Nachtleuchte, sodass er trotzdem etwas sehen konnte. Maxi lag auf der Seite, den Rücken gegen die Stäbe ihres Kinderbetts gepresst. Sammy hatte die Beine zu
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