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5 Tage im Sommer

5 Tage im Sommer

Titel: 5 Tage im Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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als hätte er Boxhiebe ins Gesicht bekommen.
    »Er ist ein Doktor«, sagte Sarah und sah Geary an. »Und er ist Ihr Freund. Natürlich habe ich ihm vertraut.«
    Geary hörte zu, konnte es aber nicht glauben. Roger Bell in einer Corvette? Mörder? Er kannte den Mann seit fast dreißig Jahren, und wie die meisten Kriminalpsychiater war er ein Spinner, aber noch lange kein Psychopath.
    Tränen überschwemmten Sarahs blasse Augen, und sie schluchzte. »Ich hab überall nach David und Sam gesucht, überall . «
    »Ich hätte meine Jungs nicht hier lassen dürfen.« Will konnte nur noch heiser flüstern. »Ich hätte sie zwingen sollen, mit mir zu kommen.«
    Niemand erwiderte etwas. Er hatte Recht. Er hätte es tun sollen, aber jetzt war es zu spät.
    »Es ist nicht deine Schuld, Will«, sagte Sarah, »sondern meine.«
    Die arme alte Frau. Das war eine ganz andere Welt als jene, in der sie aufgewachsen war. Töchter, die vermisst wurden, Enkelkinder, die geraubt wurden, gute Freunde, die sich als Irre entpuppten.
    Sarah wiederholte jede Einzelheit der Geschehnisse des Morgens, wieder und wieder. Dabei starrte sie auf ihre Hände in ihrem Schoß. Geary registrierte eine Information nach der anderen, aber sein Verstand wollte nicht darauf reagieren, sondern wehrte ungläubig den Gedanken ab, dass sein alter Freund ein Serienmörder sein sollte. Das konnte nicht sein; er hatte Bell sein halbes Leben lang gekannt und ihm vertraut.
    Und doch wusste Geary, dass sein alter Freund problemlos an dem Cop vorbeigekommen wäre, der am Gooseberry Way postiert gewesen war. Schließlich arbeitete Bell an dem Fall mit.
    Alle Straßen im Umkreis von zwanzig Meilen um den Gooseberry Way herum waren gesperrt.
    Die Corvette war leicht zu erwischen, wenn sie noch auf der Straße war. Und Roger Bell war so gut wie tot, wenn er tatsächlich hinter dem Steuer saß.
    Geary wusste, dass sie gute Chancen hatten, die Jungen zu retten. Und Emily Parker zu finden, möglicherweise sogar lebendig.
    Lieber nicht wissen wollte er, dass Roger Bell Mister White war.
    Geary hörte eine Stimme neben sich. Man sprach mit ihm.
    »Wie lange wissen Sie es schon?«
    Es war Sorensen, dessen Laseraugen sich in Gearys Hirn hineinbrannten.
    »Bell hat noch nie Autos gesammelt«, antwortete Geary.
    »Wie lange wissen Sie es?«
    »Ich weiß es noch immer nicht.«
    »Ihr Dr. Bell könnte Mister White sein.« Sorensens Worte breiteten sich bis in alle Ecken des Raums aus. »Sie müssen einen Verdacht gehabt haben.«
    Geary richtete den Blick auf Sorensen, auf dessen scharfkantiges Gesicht, das eng anliegende Silberhaar, die Augen, die von all den Schrecken angefüllt waren, die sie gesehen hatten. Hier war ein Mann, der sich alles vorstellen konnte.
    »Niemals.«
    Wie hieß es so schön? Je dichter man etwas vor Augen hatte, desto schwieriger war es zu erkennen. Konnte Geary tatsächlich so kurzsichtig gewesen sein? So gänzlich blind?
    Bell passte in das Profil – beinahe. Er war kein großer Planer und kam zu jedem seiner Termine zu spät. Außerdem war seine Mutter gestorben, als er noch klein war. Er war als Einzelkind von einem Vater, der ihn vergötterte, und einer liebevollen Stiefmutter aufgezogen worden. Abgesehen vom frühen Verlust seiner Mutter, hatte es in Bells Leben, soweit Geary wusste, keinen anderen bedeutsamen emotionalen Konflikt gegeben. Er konnte es sich einfach nicht zusammenreimen; es ergab keinen Sinn.
    Und doch hatte auch er es schon erlebt: ein scheinbar ungetrübter Geist, der plötzlich tödliches Gift verspritzt.
    Die Idee, sich auf dem Cape zur Ruhe zu setzen, ein Buch über alte Fälle zu schreiben, den Psychopathen als kriminelles Genie zu definieren, als Mitautor an dem Buch zu fungieren – all das war von Roger gekommen. War all das geplant gewesen, um Geary an genau diesen Punkt zu führen? War es möglich, dass sich all die Jahre der Freundschaft in einem Labyrinth des Verrats auflösten?
    Geary löste sich von der Wand, trat vor und schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Roger ist es nicht.«
    Sorensen wandte sich empört ab.
    »Hören Sie, Sorensen«, sagte Geary. »Ich kenne Roger zu lange, um einfach mit den Fingern zu schnippen und mich hier einzureihen. Ich höre auf meinen Instinkt. Er ist es nicht.«
    Sorensen drehte sich aufreizend langsam wieder um und starrte Geary auf eine unangenehme Art und Weise an. Geary trat einen Schritt vor und sagte nochmals:
    »Unmöglich.«
    »John.« Amys Ton war beherrscht. »Alles deutet jetzt

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