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5 Tage im Sommer

5 Tage im Sommer

Titel: 5 Tage im Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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auf ihn. Versuchen Sie, diesen Fall wie jeden anderen zu betrachten.«
    Aber es ist kein x-beliebiger Fall mehr .
    Geary wandte seinen Blick von Amy ab. »Ich bin bald zurück«, sagte er und verließ den Raum.
    Geary wusste, dass sie ihn beschatteten, als er zurück nach Cotuit Bay Shores fuhr, aber es scherte ihn nicht. Er passte auf, dass er die Geschwindigkeitsbegrenzung nicht überschritt, und fuhr auf direktem Weg, vorbei an gepflegten Rasenflächen und grauen Holzhäusern, zu Rogers Strandhaus am Forsythe Court. Der Wetterhahn auf dem Dach drehte sich im Wind.
    Obwohl Rogers Rasen gepflegt aussah – er mähte ihn einmal die Woche –, wirkte sein Haus neben den anderen fast identischen Häusern einzigartig. Und plötzlich wusste Geary auch, warum. Alle anderen Häuser schmückten sich mit Blumenbeeten, die überquollen von Stiefmütterchen, Petunien, Löwenmaul, Gänseblümchen, Geranien und Kletterrosen. Die Nachbarn hatten ihren Häusern dadurch Charakter gegeben, Roger nicht. Sein Haus zeichnete sich im Gegenteil dadurch aus, dass nicht eine einzige Blume im Garten oder in den Fenstern zu sehen war. Er hatte nichts als seinen rostigen Wetterhahn. Es war auch das einzige Haus, vor dem drei Polizeiwagen geparkt hatten.
    Geary fuhr in die Einfahrt und stieg aus seinem Wagen. Die Garagentür war geschlossen, und er warf einen Blick durch eines der beiden verschmutzten Fenster. In der Garage stand Rogers blauer Nissan. Geary wandte sich um und ging über den mit Feldsteinen gepflasterten Weg zur Vordertür. Er läutete und schlug ein paar Mal mit dem Messingklopfer gegen die Tür. Die Tür ging auf, und vor ihm stand ein Cop, den er noch nie gesehen hatte.
    »Detective Geary, Mashpee PD«, stellte er sich vor.
    Der Cop war jung. Er betrachtete Geary von oben bis unten und behielt dabei seine Gedanken für sich. Eine gute Entscheidung, denn Geary stand der Sinn ganz und gar nicht nach blöden Kommentaren.
    »Was kann ich für Sie tun, Sir?«
    »Ich nehme an, der Verdächtige ist nicht hier.«
    »Korrekt.«
    Weitere Cops durchstöberten das Haus, was Geary gar nicht gefiel. Er drehte sich um und ging zurück. Der zivile Wagen, der ihm gefolgt war, kam auf den Platz gefahren und drehte eine Runde. Jetzt erkannte er in seiner Zwangsbegleitung die Officer Sagredo und Graves. Geary winkte. Sagredo winkte zurück. Graves schien ihn deswegen zu tadeln, und sie hielten weiter Abstand.
    Roger war also fort, obwohl sein Wagen in der Garage stand. Niemand ging hier in der Gegend zu Fuß, außer vielleicht zu den Anlegern. Aber auch das war eigentlich unwahrscheinlich, weil die Ausrüstung, die man für eine Bootsfahrt brauchte, sehr viel wog. Aber Roger hatte seinen SeaRay Sundancer an der Old Post Road bei Point Isabella in der North Bay liegen, und vielleicht hatte er beschlossen, einen kleinen Ausflug zu unternehmen.
    Geary stieg wieder in seinen Wagen und fuhr langsam aus dem Forsythe Court heraus, damit Sagredo und Graves nicht den Anschluss verloren.
    Er sah sie, als er in die Point Isabella Road einbog. Auf einem Parkplatz am Anleger stand sie: die Corvette. Sie war schnittig und tomatenrot, ihr Kühlergrill bleckte sein blitzendes Chromgebiss.
    Geary lenkte seinen Wagen auf einen leeren Parkplatz. Sagredo und Graves kamen direkt neben ihm zum Stehen. Sie stiegen alle gleichzeitig aus ihren Autos, jeder von ihnen hatte es gesehen. Es hatte keinen Sinn, Überraschung vorzugeben. Die Corvette war hier. Aber nur Geary konnte sehen, dass Bells Boot fort war.
    Bell hatte hier immer ein Boot liegen gehabt. Ebendas hatte ihn nämlich schon vor Jahren aufs Cape gelockt. Geary erinnerte sich jetzt an einen ihrer gemeinsamen Ausflüge, bei dem sie gen Horizont gefahren waren, während Ruth daheim ihr Abendessen vorbereitet hatte. Er erinnerte sich an das Gefühl von Freundschaft, das in ihm aufgestiegen war, an die Zwanglosigkeit jenes Nachmittags. Der einzige Missklang war entstanden, als ihm ein Hautausschlag auf Bells Brust aufgefallen war, kaum sichtbar unter seiner ergrauten Brustbehaarung. Aber im Sonnenschein waren sie deutlich zu erkennen gewesen: Linien aus vernarbtem Gewebe, die seine Brust wie ein Netz überspannten.
    »Hat jemand deine Brust als Dart-Zielscheibe benutzt, Roger?«
    Das Lachen, amüsiert, aber beherrscht.
    »Ein Hautausschlag, den ich als Kind hatte«, hatte Bell geantwortet. »Es fällt mir schon gar nicht mehr auf.«
    Bei der Erinnerung wurde Geary übel. Er trat auf den Anleger und blieb an Bells

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