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5 Tage im Sommer

5 Tage im Sommer

Titel: 5 Tage im Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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schlug, doch sie konnte ihn nicht berühren.
    Der Maismann ergriff ihren Arm und gab ihr eine weitere Spritze. Ihr Körper starb einmal mehr.
    Ihr Hirn war nur noch ein frei schwebender Muskel. Lebendig, aber ohne Auftrag, wie ein abgetrennter Körperteil. Widerspenstig. Voller Hass auf die Lage, in der sie sich befand.
    Etwas war mit ihrem kleinen Jungen geschehen, und sie konnte nichts tun. Ihre Seele strebte zu ihm, doch sie konnte keinen Muskel regen, um ihm zu helfen. Sie war nur noch ein Stein. Ein brennender Stein.

KAPITEL 26
    W ill fuhr und fuhr, und überall, wo er hinkam, sah er Wasser. In Binnenseen, in den unzähligen Buchten der Küste. Und auf dem Wasser waren überall Boote. Boote, die in überfüllten Yachthäfen lagen. Boote, die eine halbe Meile weit draußen auf dem Ozean vor Anker lagen. Er fuhr immer weiter und hielt Ausschau, und manchmal sah er die Polizei und fragte sich: Haben sie meine Frau gefunden? Haben sie meine Kinder gefunden? Und er fuhr weiter, denn er wusste, dass sie noch keinen Erfolg gehabt hatten, dass sie überall und nirgends suchten, genau wie er.
    Sarah saß auf dem Rücksitz und beschäftigte Maxi, die glücklicherweise nur wusste, dass sie ihre Mama vermisste. Sie hielt ihren rosa Plüschbären wie ein Kissen ans Gesicht gedrückt. Als du erst eins warst , wurde deine Mami krank und starb . Du warst noch ein Baby und kannst dich nicht mehr an sie erinnern . Ich weiß nicht , wer diese anderen Schatten waren , an die du dich zu erinnern glaubst . Wir haben alle so unsere Einbildungen . Er würde Maxi allein großziehen.
    Niemand wird dir je wehtun . Du wirst geliebt .
    David hatte nie zugegeben, im Dunkeln Angst zu haben, Sammy schon. Emily die auf Sams Bettkante saß, ihn zudeckte und seine zarte Wange streichelte. »Monster sind nur Einbildung.« Die sich vorbeugte, um seine Stirn zu küssen und noch einmal zu sagen: »Es gibt keinen Grund, sich vor der Dunkelheit zu fürchten.« David, der von seinem Bett aus zuhörte und vor einem Schatten erschrak, der über die Zimmerdecke strich. »Ihr braucht keine Angst zu haben.« Emily lächelte Sam und David zu. »Mama und Daddy sind ja hier.«
    Sie hatten ihren Kindern beigebracht, der Welt Vertrauen entgegenzubringen.
    Sie hatten ihnen beigebracht, ihren Feinden zu vergeben, aber auch zu erkennen, wann es nötig war, sich zur Wehr zu setzen.
    Hatten sie gespürt, dass sie ihre Unschuld verloren, als ihnen klar wurde, dass sie nie wirklich sicher gewesen waren und dass ihre Feinde keine Vergebung verdienten?
    Wills Fuß drückte aufs Gaspedal, und er übertrat die Geschwindigkeitsbegrenzung.
    Er erinnerte sich genau. Er war erst vier. Der Cowboy, der Schokoladenkuchen, das rote Fahrrad, das er sich gewünscht hatte.
    Mrs. Simon, die aus ihrem Haus gerannt kam.
    Sein Körper erinnerte sich an den freien Fall.
    Er fiel auch jetzt, löste sich vom Kern seines Lebens.
    Fuhr. Fiel.
    Er blinzelte, um die Straße wieder deutlicher zu sehen.
    Sarahs Hand stahl sich von hinten auf seine Schulter, und der sanfte Druck ihrer Finger auf seine Muskeln rief ihn zurück in die Gegenwart.
    »Will«, flüsterte Sarah. »Maxi ist eingeschlafen.«
    Er warf einen Blick in den Rückspiegel und sah, dass Sarah zur Seite schaute, weil sie ihn nicht in Verlegenheit bringen wollte. Wie lange hatte er schon geweint?
    »Wir können doch nicht ewig so weiterfahren.«

KAPITEL 27
    A my Cardoza stand mit brennenden Augen vor der riesigen Karte von Cape Cod, die schon immer eine Wand des Konferenzraumes bedeckt hatte, seit Amy zum Mashpee Police Department gekommen war. Die Karte stammte von 1995 und hatte bis heute für ihre Zwecke ausgereicht. Im Moment sah sie mit ihren handgezeichneten Linien, den Pastellfarben und den ins Auge fallenden Auslassungen eher dekorativ als informativ aus. Kaminer hatte sämtliche örtlichen Polizeistationen mobilisiert, in den Rathäusern herauszufinden, wo im Laufe der vergangenen sechs Jahre die Erlaubnis erteilt worden war, Anleger zu bauen.
    Polizisten und Special Agents waren zu Fuß an Küstenstreifen und Stränden unterwegs, um einen flüchtigen SeaRay Sundancer namens Nimmerland zu finden. Amy fühlte, wie ihr in diesem unbelüfteten Raum mit seinem unaufhörlichen elektronischen Sirren die Luft ausging. Der Schock, dass Roger Bell Ragnatelli umgebracht und Emily Parker entführt hatte, steckte ihr noch in den Knochen. Was sie allerdings noch mehr bestürzte, war die Tatsache, dass sie, wenn sie zwölf oder auch

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