Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
5 Tage im Sommer

5 Tage im Sommer

Titel: 5 Tage im Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
Vom Netzwerk:
streichelte ihren Arm. »Psst.«
    Will blieb stehen und starrte sie an. Er hatte keine Ahnung, was er sagen sollte, ohne verbittert zu klingen. Willkommen im Club . Mir sind drei abhanden gekommen . Vorsicht vor den Cops hier , die sind zu nichts zu gebrauchen . Er nahm seine Wanderung wieder auf. Vor seinem geistigen Auge erschienen sämtliche Cartoonfiguren, die er je für seine Kinder gezeichnet hatte, und lachten ihn jetzt aus. Er presste die Hände auf die Augen, um die Bilder zu vertreiben.
    »Das tut mir Leid«, flüsterte Sarah Marian zu, um Maxi nicht zu stören.
    »Was ist das für eine spezielle Ermittlung?« Marians Blicke huschten zwischen Sarah und Will hin und her. »Hat es etwas mit Ihnen zu tun?«
    Sarah nickte. Ihre Stimme war leise. »Meine Tochter.«
    »Ich hab im Restaurant einen Blick in die Zeitung geworfen«, sagte Marian, »da war ein großer Artikel über ihr Verschwinden drin. Wir hatten die ganze Zeit keine Nachrichten gehört, sonst hätten wir uns früher gemeldet. Mein Mann wollte gerade wegen des Armbands telefonieren, als ich bemerkte, dass Daisy verschwunden war.« Marian trat Will in den Weg. »Dabei hatte ich noch gesehen, wie sie einem etwas älteren Jungen das Armband zeigte. Sie hat es am Montag gefunden, als wir gerade nach Vineyard aufbrechen wollten.«
    Will verharrte.
    »Ein silbernes Armband mit Glücksbringern«, fuhr Marian fort. »Ein Herz, drei Babys, ein Schwimmer, ein Schwert, ein Cello, eine Münze.«
    Will erinnerte sich daran, wie er das Armband heimlich um Emilys Handgelenk gelegt hatte. Sie hatte gerade David zur Welt gebracht und fest geschlafen. Er wusste noch genau, wie beglückt sie gewesen war, als sie aufgewacht war und es zum ersten Mal gesehen hatte: das Herz, den Schwimmer, das Schwert, das Cello und ein Baby. Dann waren mit jedem weiteren Kind weitere Glücksbringer hinzugekommen.
    »Daisy zeigte diesem Jungen das Armband«, sagte Marian. »Und dann war sie auf einmal weg.«
    »Der Verschluss war kaputt, Will«, sagte Sarah und hob dabei ihre Stimme. »Es muss ihr vom Handgelenk gerutscht sein.«
    Will trat näher an Marian heran und fasste sie an den Schultern. »Der Junge, wie sah er aus?«
    »Er war ungefähr zehn oder elf Jahre alt«, antwortete Marian. »Er sah Ihnen ähnlich.«
    Gerade als Will begriff, dass Marian David gesehen hatte, und zwar lebendig , wurde die Vordertür des Reviers aufgestoßen.
    »Will!«
    Der laute Klang seines Namens veranlasste ihn, den Blick von Marian zu wenden, und für einen Sekundenbruchteil sah er in drei Meter Entfernung seine Mutter stehen. Es war schon so lange her, und er vermisste sie so schmerzlich. Und auf einmal hatte er ihre letzte Begegnung wieder vor Augen. Ihr bleiches Gesicht vor dem Hintergrund des weißen Krankenhauskissens.
    »Hab immer Vertrauen in dich selbst«, hatte sie gesagt. »Und denk daran, mein Liebling, Mami wird nie aufhören, dich zu lieben.«
    Ihre Augen schlossen sich, und sie ließ seine kleine Hand los.
    Sein Geburtstag, gleich am nächsten Tag, ohne sie.
    »Will, mein Lieber.« Caroline kam ihm in ihrem roten Sommerkleid entgegengeeilt und nahm ihn in die Arme. Wie ihre gemeinsame Mutter hatte auch sie nie ihre gertenschlanke Figur verloren, und ihre Haut war ebenso weich wie die der Mutter. »Behaglich« hatte er es als Kind genannt. Es gab nichts Schöneres, als sich an die Haut seiner Mutter zu schmiegen.
    »Wir haben die Nachrichten gesehen«, sagte Caro. »Und sind sofort zurückgeflogen.«
    Will presste sein Gesicht in Caros kurze Haare. Ihr Ehemann Harry setzte sich neben Sarah und legte ihr den Arm um die Schulter. Maxi wachte gerade auf.
    Will flüsterte an Caros Hals: »Der Dreckskerl hat Sammy in seiner Gewalt.« Er löste sich von seiner Schwester und sah in deren bernsteinfarbene Augen. Dann wandte er sich wieder an Marian. »Wo hat Daisy das Armband gefunden?«
    Ted trat vor. »Kommen Sie mit mir. Ich bring Sie hin.«

KAPITEL 32
    D er Anleger war so alt, dass man Angst hatte, er könnte jeden Moment zusammenbrechen, so schief waren die Stützpfeiler, die man in den nassen Sand getrieben hatte. Nur die letzten Pfosten wurden von Wasser umspült. Das bedeutete, es war Ebbe. David wusste über die Gezeiten Bescheid. Wie sie in Übereinstimmung mit dem Stand von Mond und Sonne wechselten. Am Morgen war der Strand am Ozean völlig durchnässt und geeignet zum Sandschlösser Bauen, zum Löcher mit den Füßen Graben, zum in die Wellen Rennen. Am Ende des Nachmittags

Weitere Kostenlose Bücher