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5 Tage Liebe (German Edition)

5 Tage Liebe (German Edition)

Titel: 5 Tage Liebe (German Edition)
Autoren: Adriana Popescu
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Besseren belehrt. Bald würde sie seine Ehefrau sein. Mehr Triumph konnte man nicht erreichen.
    Vielleicht sind meine Beweggründe erst mal nicht ganz so heldenhaft. Ich sehe mich nicht mit Maya auf einem Pferd durch die Brandung in Neu-England in den Sonnenuntergang reiten, während sie ein strahlend weißes Hochzeitkleid trägt (wobei ich mich an das Szenario gewöhnen könnte). Im Moment wünsche ich sie mir in mein Bett, vorzugsweise nackt, mit verstrubbelten Haaren und einem verschlafenen aber glücklichen Ausdruck auf ihrem Gesicht. Nein, ich denke nicht an Sex. Ich wünsche mir nur so sehr, neben ihr aufwachen zu dürfen. Dann würde ich ihr eine Locke aus dem Gesicht streichen, ihre Wange mit einem Finger abfahren und sie anlächeln, ihr das Frühstück ans Bett bringen – und sogar noch die Zeitung aus dem Briefkasten meines Nachbarn klauen und ihr den Kulturteil vorlesen, während sie Kaffee trinkt und mir den Bauch streichelt.
    Solche Bilder haben sich noch nie in meinem Kopf abgespielt, wenn man eine kurze Phase extremer Verliebtheit in Erika Eleniak – der Baywatch-Nixe schlechthin, lange vor Pamela Anderson – einmal ausnimmt. Ich bin zufrieden mit meiner Einsamkeit am Morgen. Ich rede nicht viel, ich esse kaum etwas und schlecht gelaunt bin ich auch. Aber Maya? Sie würde sich so unendlich gut in meinem Bett machen.
    „Jonas? Das ist Jessie.“
    Ich bin wieder in der Realität und spüre noch mein dümmliches Lächeln, das von meiner Fantasievorstellung übrig geblieben ist.
    „Hi, Jessie.“
    Ich reiche ihr die Hand, fühle mich wieder etwas sicherer auf meinen Beinen und schaffe es sogar, aufzustehen. Jessie ist winzig. Bestimmt nicht mal 1,60 groß. Ihre großen Augen mustern mich genau, dabei wirkt sie streng. Ich habe wieder das Gefühl, in Chemie an der Tafel zu stehen und die Formel nicht zu kennen.
    „Musst du noch arbeiten?“
    Sie spricht mit Maya, als wäre ich nicht anwesend. Maya verneint und stellt mich als einen Freund vor. Ich bin ein Freund. Kein Freier. Kein Fremder. Ich bin ein Freund!
    „Und kommt der jetzt noch mit zu mir, oder wie?“
    Jessie klingt eher genervt als erfreut, mich kennengelernt zu haben. Ich will hier nicht stören, tue es aber. Ich sollte wirklich gehen, vor allem jetzt, da ich die Zusage für Samstag habe.
    „Nein, wir haben uns nur zufällig getroffen.“
    Dabei wirft Maya mir einen geheimnisvollen Blick zu, und ich nicke. Tatsächlich habe ich auch meine Sprache wiedergefunden.
    „Richtig. Ich muss auch wieder los. Wir sehen uns ja Samstag.“
    „Okay, rufst du noch mal an? Uhrzeit und so?“
    Ich verspreche, mich morgen bei ihr zu melden, auch wenn alle Ratgeber der Welt sagen, man solle etwas länger warten mit dem Anruf. Ich würde sie ja am liebsten jetzt sofort anrufen.
    Jessie schüttelt meine Hand, Maya küsst meine Wange, ich ihre. Dabei drückt sie meine Seite kurz, und ich bin froh, in den letzten drei Monaten zumindest zwei Mal im Fitness-Studio gewesen zu sein, auch wenn ich bis Samstag nur einen lächerlich kurzen Zeitraum zur Verfügung habe, um mich in Topform zu bringen.
    Ich steige in die nächste U-Bahn mit Destination egal wohin und winke Maya zu, während ich aus dem Bahnhof geschaukelt werde.
    Was für ein Abend! Was für ein Abend, Fuchs! Mit geschlossenen Augen genieße ich noch einmal still die Highlights und kann das Lächeln nicht mehr abstellen.

 
     
    „Als Patrick mir vor unzähligen Jahren – damals bezahlte man noch in einer anderen Währung – erzählte, er wäre verliebt und würde genau diese Frau zum Altar führen, glaubte ich ihm kein Wort. Wohlgemerkt, Melanie wusste damals vermutlich nicht mal, dass Patrick existierte.“
    Ich klammere mich so fest an mein Sektglas, dass ich Angst habe, es könnte in meiner Hand zerbrechen. Die Hochzeitsgesellschaft ist größer, als ich es angenommen habe, und die Stimmung ist gelöst und gut. Meine Rede ist nur eine von vielen, aber die Erwartungen sind natürlich etwas größer.
    Patrick sitzt neben Melanie, er trägt einen dunkelblauen Anzug mit Fliege und hat sich größte Mühe gegeben, seinen Haaren zumindest den Schein einer Frisur zu verleihen. Melanie trägt ein weißes Kleid, und auch wenn ihr niemand die Unschuld abnehmen will, gebe ich gerne zu, dass sie hinreißend aussieht.
    Beide lächeln mich an und halten sich dabei an den Händen. Ich habe die Rede nur so zur Sicherheit aufgeschrieben, aber der Zettel steckt in der Innentasche meines Jackets. Jetzt wage ich
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