5 Tage Liebe (German Edition)
das Gefühl zu wissen, sie ist die Richtige. Aber Meli tanzt nicht nackt vor anderen Kerlen.“
Wenn Patrick nur wüsste, was Maya wirklich macht, er würde mir vermutlich den Kopf in die Toilette halten, damit ich wieder klar denken kann. Vermutlich hätte er damit auch recht. Aber wenn mich jemand versteht, dann muss es doch Patrick sein.
„Ich habe Jahre gebraucht, um sie zu überzeugen.“
„Ich weiß. Ich war bei jedem Meter dabei. Verdammt, ich fühle mich, als hätte ich sie heute auch ein bisschen geheiratet.“
Er lacht, ich werfe einen kurzen Blick zu Melanie.
„Hör zu, Jonas. Wenn du sie wirklich haben willst, dann streng dich an. Aber so was passiert nicht in einer Woche. So was dauert.“
Ich will ihm sagen, dass ich sowieso nur fünf Tage Zeit habe, beiße mir aber auf die Zunge und nicke. Er legt mir seine Hände auf die Schultern und sieht mich ernst an.
„Es lohnt sich manchmal.“
Er lässt den zweiten Teil des Satzes weg. Manchmal lohnt es sich nämlich eben nicht. Zum Beispiel hat Alyssa Milano nicht einen meiner zahlreichen Fanbriefe beantwortet. Mir könnte mit Maya das Gleiche passieren, ich weiß es. Das weiß ich genau. Aber ich schiebe diese Option erfolgreich in so weite Ferne, dass ich sie nicht mehr sehen kann und als „unmöglich“ abtue. Aber natürlich stehen die Chancen für genau dieses Ende sehr gut. Patrick hat mir ein Happy End vorgemacht. Es ist also doch möglich.
„Lass dir nur nicht wehtun. Du bist nämlich schon verliebt.“
Damit lässt er mich doch tatsächlich stehen. Mich und meine Teigtaschen, die ich nicht einmal essen möchte. Was erlaubt er sich eigentlich? Ich werde doch wohl besser als jeder andere wissen, ob ich verliebt bin oder nicht! Doch bevor ich Patrick vom Gegenteil überzeugen kann, wird er von einer Traube Gratulanten verschluckt, die alle begeistert sind von diesem Tag, und ich sehe nur, wie Melanie seine Hand nimmt und ihn zur Tanzfläche führt. Obwohl alle beim Essen sind und die Musik nur leise im Hintergrund läuft, scheinen die beiden auf einem ganz eigenen Planeten zu sein, vermutlich ist es die Venus. Wir alle spielen hier auf der Erde keine Rolle mehr, es gibt nur noch sie beide und diesen Tanz.
Mir ist der Appetit ohnehin vergangen, also stelle ich meinen Teller ab und beobachte die beiden von meinem Platz am Tisch aus. Das ist Liebe. Zu meiner Bewunderung mischt sich wieder etwas Neid. Ich muss an Maya denken. Schon wieder ...
Maya findet die Idee eines Treffens in der Stadt super, weil sie vorher sowieso unterwegs ist. Ich muss noch einkaufen, will vorher aber wissen, was sie isst und was nicht. Nichts ist schlimmer, als Fisch zu kochen um dann zu erfahren, dass ihr speiübel wird, wenn sie ein solches Schuppentier auch nur sieht. Damit wären alle meine romantischen Ambitionen dahin.
Ich soll sie um 17 Uhr in der Stadt treffen, und zwar genau an der Stelle, wo der Weg aus der S-Bahn Station vom Hauptbahnhof auf die Königstraße führt. Ich werde sie an ihrer Mütze erkennen.
Nun stehe ich vor meinem Schrank und fühle mich wie ein verzogener kleiner Bengel. Mein Schrank ist voll und bisher hatte ich keinen Grund, mich über mangelnde Auswahl zu beschweren; aber jetzt finde ich alles, was ich anprobiere, schrecklich aufgesetzt. Ich kann mit den metrosexuellen Möchtegern-Machos nicht mithalten. Weder habe ich rosa Ed Hardy-Shirts noch Polohemden, deren Kragen ich hochklappen kann. Für gewöhnlich trage ich Jeans, ein T-Shirt oder wahlweise einen Pullover. Ich greife in ein Fach und bin zufrieden.
Heute ist es anders. Ich stehe vor dem Schrank, betrachte mich in jeder denkbaren Kombination und lasse mich schließlich entnervt aufs Bett fallen. Was ist los mit mir? Mein Herz pocht wild gegen meine Brust. Es fühlt sich an wie beim Halbfinale gegen Italien während der WM in Deutschland 2006. Es ist das entscheidende Spiel, ich muss einfach gut aussehen, eloquent daherreden und charmant sein, sonst stehen die Chancen für ein Finale mit Maya schlecht. Richtig schlecht. Unter Druck bin ich besser. Ich habe fast die ganze Schulzeit nach dem Motto „Ich habe ein Motivationsproblem, bis ich ein Zeitproblem habe!“ gelebt. Jetzt spüre ich diesen Druck auf meinen Schultern und weiß genau, ich muss ihn loswerden. Niemals werde ich auch nur die erste Hürde des Anziehens überstehen, wenn ich mich jetzt schon so nervös mache, dass ein Goldfisch locker in meiner Hand überleben könnte.
Durchatmen, Fuchs. Du
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