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5 Tage Liebe (German Edition)

5 Tage Liebe (German Edition)

Titel: 5 Tage Liebe (German Edition)
Autoren: Adriana Popescu
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packst das! Nur nicht durchdrehen!!! Du musst nur eine Kleinigkeit für sie kochen, ein Weinchen trinken und dann reden. Mehr willst du doch gar nicht.
    Ich betrachte mein Gesicht im Spiegel. Ich hätte mich unter der Dusche etwas besser rasieren können, das gebe ich zu. Aber dafür ist es jetzt zu spät. Manche Frauen finden einen leichten Bart ja ganz anziehend. Es ist jetzt ohnehin zu spät. Ich habe meine Haare zu einer ansehnlichen Frisur gekämmt und hoffe, einen besseren Eindruck zu hinterlassen als ich befürchte.
    Da die Zeit knapp ist, entscheide ich mich für Jeans, die ich wie immer etwas zu tief trage, Turnschuhe und ein blaues T-Shirt über einem grauen Langarmshirt. Ich weiß, ich hätte mir mehr Mühe geben sollen, aber nun ist es zu spät und meine Kreativität ausgereizt. Ich werde sie ohnehin mit etwas anderem beeindrucken müssen als meinem Aussehen.
    Ich lasse mich von der S-Bahn in die Stadt schaukeln und überlege, ob es eine gute Idee war, die Mütze zu tragen. Wenn ich sie später abziehe, sollte ich auf jeden Fall einen Moment haben, um meine Haare zu richten.
    Ich habe extra viel Geld abgehoben, weil ich das Risiko nicht eingehen will, etwas besonders Gutes und Schmackhaftes zu sehen und es mir dann nicht leisten zu können.
    Während ich nur noch zwei Stationen vor mir habe und mein Herz unaufhörlich schneller schlägt, gehe ich im Geist noch einmal meine Wohnung durch.
    Als Single legt man für gewöhnlich nicht wahnsinnig viel Wert auf die Ausrottung von Wollmäusen und Staubkrümeln, die sich zu einer stetig wachsenden Bevölkerung des Fußbodens ausgebreitet haben. Schlimmer ist es noch, wenn man beim Nachbarn klingeln muss, um einen Staubsauger zu ergattern, weil der eigene vor einer Ewigkeit in den Streik getreten ist. Eine gründliche Reinigung aller Ecken ist mir nicht gelungen, aber als ich die Wohnung vor ein paar Minuten verlassen habe, hatte ich den Eindruck, man könnte mir Ordentlichkeit nachsagen. Allerdings auch nur, solange ich die Schranktüren nicht öffnen muss. Worauf ich jedoch stolz bin ist das Badezimmer. Für gewöhnlich halte ich mich dort nur kurz auf. Schnell duschen, Zähne putzen und raus. Aber da Damen ja immer ein kritisches Auge auf die sanitären Anlagen werfen, habe ich mir dieses Zeug besorgt, das alle Keime und Bakterien eliminiert und hoffe, so übersteht mein Kachelzimmer ihre genaue Inspektion.
    Die Küche ist bei mir tatsächlich immer aufgeräumt, da bin ich mindestens so spießig wie meine Eltern. Hier sollte der Hygieneanspruch eher Champions League als Regionalliga sein, wie im Rest der Wohnung.
    „Nächster Halt Hauptbahnhof. Ausstieg in Fahrtrichtung links.“
    So manches Mal hat genau diese Ansage mich im richtigen Moment daran erinnert, dass ich ja ein Ziel habe und nicht einfach nur Bahn fahre. Ich bin wohl doch ein Träumer geworden, wie meine Oma immer prognostiziert hat. Zwar tue ich inzwischen alles, um genau das nicht mehr zu sein, aber wenn ich einmal anfange, meinen Gedanken nachzuhängen, dann kann ich leicht mal eine Haltestelle verpassen.
    Fast alle aus meinem Waggon wollen hier raus, ich mische mich unter die Passanten und lasse mich vom Strom der Massen mitziehen.
    Der Frühling steht in den Startlöchern, das sieht man der Natur nur zu deutlich an. Nach einem sehr langen und strengen Winter scheinen alle Bäume und Büsche nur auf den Temperaturanstieg zu warten. Auch den Passanten scheint es nicht anders zu gehen. Sie haben die Winterjacken gegen leichten Jeansstoff ausgetauscht und stellen gerade fest, so wie ich übrigens auch, dass es vielleicht zu gewagt war.
    Manchmal, wenn das Wetter langsam wärmer wird, gönne ich mir gerne einen Kaffee in der Stadt und beobachte die Menschen, die es ins Freie zieht, die genug von der grauen Wetterperiode haben. Dann denke ich mir zu den Passanten Geschichten aus, bewundere alte Paare, die noch immer Hand in Hand Nähe suchend die Königstraße entlangschlendern.
    Ich bin zu früh da, das weiß ich, aber es gehört zu meinem Plan. Ich besorge noch schnell zwei Kaffees in meinem Lieblingscafé und packe genug Zucker und Milchdöschen in die Jackentasche, damit ich auf jeden Geschmackswunsch vorbereitet bin. Jetzt warte ich. Wenn es etwas gibt, das ich noch weniger beherrsche als tanzen, dann ist es warten. Ich bin dafür aber umso besser darin, andere Menschen warten zu lassen. Das ist nicht mal böse gemeint, ich bin nur nicht besonders pünktlich. Selbst wenn ich mir vornehme,
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