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5 Tage Liebe (German Edition)

5 Tage Liebe (German Edition)

Titel: 5 Tage Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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Genug der Erklärungen. Ich habe mich verliebt. Wenn ich dürfte, würde ich mein Herz in eine Schachtel legen, sie in Geschenkpapier packen und Maya schenken. Vermutlich würde sie, ungeduldig wie sie ist, das Papier aufreißen und mein Herz sehen. Wenn ich zu erklären versuchte, was ich für sie empfinde, würde ich versagen. Aber ich würde ihr, wenn ich dürfte, mein Herz schenken.
    Sie erwidert meinen Kuss fast schon schüchtern, bevor sie mich sanft von sich schiebt und traurig ansieht. Ich will sie fest in meine Arme schließen und nie mehr loslassen. Ich will sie beschützen und mich trotzig jedem Mann in den Weg stellen, der sie anfassen will. Diese Traurigkeit will ich ihr nehmen. Ich würde alles tun.
    „Ich fliege bald nach Barcelona.“
    Ihre Worte prallen an mir ab. Ich verstehe sie nicht.
    „Urlaub?“
    „One-Way-Ticket. Ich ziehe da hin.“
    Barcelona?
    „Wann?“
    „Mittwoch.“
    In meinem Kopf überschlägt sich das Rechenzentrum.
    „Das ist in fünf Tagen.“
    Sie nickt und zuckt hilflos die Achseln. Ich lehne mich wieder an die Arbeitsplatte, sie lehnt sich gegen meine Brust.
    „Fünf Tage.“
    Meine Arme legen sich um sie, drücken sie fester an mich, während der Rest meines Körpers langsam taub wird.

Der Kleiderständer steht vor dem Backofen, der geöffnet seine 220 Grad verbreitet. Mayas Kleidungsstücke hängen und trocknen langsam vor sich hin. Maya sitzt auf dem Stuhl am Tisch, die Beine angezogen, ihr Weinglas in der Hand. Draußen ist es dunkel, wir haben das Licht gelöscht. Die Kerze, die jetzt in der leeren Weinflasche steckt, flackert vor sich hin und spendet spärliches Licht in meiner Küche.
    Ich sitze Maya gegenüber, spiele mit meinem Weinglas und denke nach. Das tue ich jetzt schon seit fast einer Stunde. Immer wieder mischen sich meine Gedanken zu einer verrückten Zukunftsvision: darin werfe ich alles in meiner Wohnung in einen Karton und kaufe mir ein One-Way-Ticket nach Barcelona. Dort hause ich dann auf der Straße zwischen meinen Kartons und hoffe darauf, von Maya in eine Wohnung (die wir kurze Zeit später „unsere“ Wohnung nennen) gebeten zu werden, wo wir uns stundenlang lieben und uns ewige Treue schwören. Aber das ist alles Schwachsinn. Ich lebe hier, habe mein Leben hier, meine Wohnung, meine Arbeit.
    Maya scheint ihre Wäsche Stück für Stück studieren zu wollen, denn sie kann ihren Blick nicht mehr von meiner merkwürdigen Version eines Wäschetrockners nehmen. Wir haben kaum gesprochen, uns auch nicht mehr geküsst.
    In der achten Klasse hatte ich ein Jahr Spanisch, weil es mir leichter fiel, als mich durch den Zusatzkurs in Physik zu quälen. Eigentlich hatte ich gehofft, damit vielleicht später einmal Frauen beeindrucken zu können. Aber alles, was mir einfallen will, ist das hier:
    „La palabra es plata y el silencio oro.“
    Maya dreht ihren Kopf wieder in meine Richtung und muss dabei lächeln. Vielleicht habe ich sie nicht beeindruckt, aber doch überrascht. Wenn sie lächelt, dann habe ich mein Ziel doch erreicht.
    „Si.“
    Oh, toll. Ich habe ein ganzes Wort geerntet. Da hätte ich auch eine physikalische Gleichung aufsagen können. Sie nimmt einen großen Schluck Wein, leert damit das Glas, stellt es zurück auf den Tisch, holt tief Luft und sieht mich an.
    „Te echaré de menos.“
    Großartig. Wir sprechen Spanisch und ich verstehe kein Wort. Ich weiß nicht, was sie da gesagt hat.
    „Was heißt das?“
    Eine kurze Handbewegung.
    „Ist nicht wichtig.“
    Sie macht Witze. Mir ist es vielleicht wichtig. Es könnte alles bedeuten. Zwischen „Du kannst mir mal gehörig den Buckel runterrutschen!“ bis hin zu „Ich will dich heiraten.“ Wenn ich wüsste was es bedeutet, würde mir mein nächster Schritt bestimmt viel leichter fallen.
    „Eigentlich küsse ich nicht, weißt du?“
    Ist das der Grund, wieso wir uns schon eine kleine Weile nicht mehr geküsst haben? Will sie mich einfach nicht mehr küssen?
    „Ich meine, wenn ich arbeite.“
    „Ach.“
    Ihre Arbeit, die hatte ich doch gerade mit dem nächsten schmerzvollen Gedanken ersetzt: Barcelona.
    „Ich stecke mir Grenzen.“
    Ich will es nicht hören, ich kann es nicht hören. Aber solange sie mit mir spricht, bin ich glücklich. Ich nicke, was sie fälschlicherweise als Aufmunterung zum Weiterreden sieht.
    „Es gibt Dinge, die lasse ich nicht zu, weißt du? Ich lasse nicht alles mit mir machen.“
    Mein Kopf dreht sich. Manche Dinge würde ich gerne fragen, manche Dinge

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