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sie die Instrumente – und dazu gehörte ihre Uhr – mit Handschuhen bedienen können. Eine filigrane Krone zum Stellen oder Aufziehen der Uhr hätte sich dabei als ausgesprochen unpraktisch erwiesen.
Weicheisen schützt vor Magnetismus
Dass Fliegeruhren darüber hinaus mit langen und besonders robusten Lederbändern ausgestattet werden, ist ebenfalls den niedrigen Temperaturen in großen Höhen geschuldet: Die Piloten trugen ihre Uhren über ihrer dicken Fliegerkluft. Insgesamt machen Fliegeruhren also einen robusten, schmucklosen und maskulinen Eindruck. Genau deshalb erfreuen sie sich solcher Beliebtheit. Sie treffen zum einen den aktuellen Lifestyle und stehen gleichzeitig für die Faszination des Fliegens, die Piloten und Passagiere gleichermaßen in ihren Bann zieht.
Neben diesen charakteristischen äußeren Merkmalen weisen Fliegeruhren auch innerhalb des Gehäuses eine Besonderheit auf: »Das Uhrwerk der Fliegeruhr musste vor starken Magnetfeldern geschützt werden. Deshalb verfügen einige Fliegeruhren über ein Innengehäuse aus Weicheisen«, erläutert der Uhrmachermeister und Fliegeruhren-Spezialist Peter-Jesko Buse.
Wie kaum ein anderer Zeitmesser spiegeln Fliegeruhren Geschichte und Geschichten wider – die Geschichte der Fliegerei und die Geschichten rund um verwegene Flugabenteurer. Und wie alles, was rar und begehrt ist, haben auch die sammelwürdigen Fliegeruhren ihren Preis. Vor allem die Originale aus den 1930er- und 1940er-Jahren stoßen auf eine starke internationale Nachfrage. »Diese Einzelstücke, die lediglich vor Auktionen und während Messen kurzzeitig in dicht umlagerten Tresoren liegen, sind die Aristokraten unter den Fliegeruhren«, schwärmt der Buchautor und Uhrenliebhaber Jürgen J. Ropönus. Und obwohl die Preise für diese gesuchten Zeitmesser schon deutlich gestiegen sind, lohnt der Einstieg noch immer. Vorausgesetzt, die Uhr ist gut erhalten und verfügt über Original-Papiere, die ihre Herkunft dokumentieren. Solche Uhren sind selten, dafür aber sehr gefragt, was fast schon automatisch zu steigenden Preisen führt.
Die gesuchte »Mark XI« von IWC zum Beispiel – Fliegeruhr der Royal Air Force von 1948 in Stahl – kostete 1985 rund 150 D-Mark. Heute müssen Preise von rund 4400 Euro für diese Uhr gezahlt werden, berichtet Hubertus Reygers, Chef der gleichnamigen Galerie für ausgesuchte Uhren in München.
Zu den klassischen Fliegeruhren gehören fünf Fabrikate mit speziellen Kalibern, die seinerzeit vom Reichsluftfahrtministerium spezifiziert wurden. Da ist zunächst die Fliegeruhr aus dem sächsischen Glashütte: Lange & Söhne baute damals einen weithin geschätzten Zeitmesser mit dem Kaliber 48/1. Laco stellte eine Fliegeruhr mit dem Durowe-Kaliber D5 her, die Firma Stowa lieferte einen Zeitmesser mit dem Unitas-Kaliber 2812, Wempe brachte eine Fliegeruhr mit dem Thommen-Kaliber 31 auf den Markt, und in der IWC-Fliegeruhr tickte das Kaliber 52 mit Zentralsekunde.
Wie Lindberghs Idee zur Kultuhr wurde
Viele der großen Marken haben Fliegeruhren in ihren Kollektionen. Bis heute ist zum Beispiel der zum Swatch-Konzern gehörende Schweizer Hersteller Longines mit dem Namen des einstigen US-Postfliegers Charles A. Lindbergh verbunden, der am 21. Mai 1927 als Erster im Alleinflug den Atlantik überquerte. Vor seinem Flugabenteuer skizzierte er eine praktische Fliegeruhr mit Navigationshilfe und schickte seine Pläne an John P. V. Heinmüller, den damaligen Chef von Longines in den USA. Heinmüller war selbst passionierter Pilot und erkannte sehr schnell den Praxiswert einer solchen Uhr. Er leitete Lindberghs Skizzen an die Konstruktionsabteilung seines Unternehmens in der Schweiz weiter, wo die sogenannte Lindbergh-Stundenwinkeluhr zur Serienreife entwickelt wurde. Heute erzielen Lindbergh-Uhren auf Auktionen Höchstpreise. Die Stundenwinkeluhr mit dem Kaliber 18.69N aus dem Jahr 1937 zum Beispiel bringt es in gutem Erhaltungszustand heute auf einen Wert von 12.000 Euro. Die ebenfalls extrem seltene Lindbergh-Stundenwinkeluhr mit dem Kaliber 12L aus dem Jahr 1947 ist kaum unter 3.500 bis 4.000 Euro zu haben. Gut erhaltene Stundenwinkeluhren aus den 1940er-Jahren bekommt man teilweise aber schon für Preise ab 2.000 Euro. In solchen Fällen sollten renditeorientierte Uhrensammler nicht lange zögern, denn die Preise werden in den kommenden Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit deutlich steigen.
Ebenfalls als »Investmentuhr« geschätzt wird die Navitimer
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