Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
50 - Schatten über Kregen

50 - Schatten über Kregen

Titel: 50 - Schatten über Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
ist kostbar. Ich hatte nicht das Herz, einen dieser armen Teufel aufzuwecken. Also kauerte ich mich im Hütteninnern nieder und wartete. Zweifellos hatten die Shanks ein System, das den Sklaven gerade genug Schlaf ließ, damit sie bei der Arbeit nicht zusammenbrachen.
    Die kurze Wartezeit wurde nicht verschwendet – nun ja, jedenfalls nicht ganz. Ich ging in Gedanken noch einmal alles durch, was ich über diese teuflische Mission wußte. Einer der Vorteile des Bads im Heiligen Taufteich von Aphrasöe war mein außerordentlich gutes Gedächtnis. Allerdings war es nicht schwer, sich daran zu erinnern, was der Herr der Sterne mir über die junge Ismelda gesagt hatte.
    Sie war nicht allzu groß, hatte eine ansprechende Figur, und ihr blondes Haar verfügte über den gewissen frühmorgendlichen Glanz. Ihre Augen waren blau. Ahrinye hatte angedeutet, daß sie nicht zur Sorte der dummen, hilflosen Mädchen gehörte. Da sie schwanger war, rechnete ich mit einer äußerst schwierigen Angelegenheit, bei Mutter Phrutil.
    Ich nickte wieder ein. Das war eine klare Pflichtverletzung. Doch in letzter Zeit waren der Schlaf und ich nur selten zusammengekommen.
    Die durch die Spalten in den Wänden sickernde Morgendämmerung weckte mich. Die Aufwurfhämmer verstummten keinen Augenblick lang. Ich streckte mich, und direkt vor der Tür erscholl ein durchdringendes helles Klirren.
    Der Lärm schreckte die Schlafenden auf. So wie sie aufsprangen, war es kristallklar, daß sie wußten, was mit ihnen geschähe, wenn sie zur spät zur Arbeit kämen. Ein schneller Blick nach draußen zeigte vier Shanks, die herankamen. Einer hämmerte wie ein Geisteskranker auf einen Gong. Die anderen schlugen mit Stöcken gegen die Hüttenwände. Sie veranstalteten einen Höllenlärm. Sie trugen Rüstungen und waren mit Waffen behangen.
    Sie schritten einfach geradeaus und machten keine Anstalten zu kontrollieren, ob die Sklaven auch herauskamen.
    »Ich weiß nicht, wer du bist, Dom«, sagte mir eine krächzende Stimme ins Ohr. »Die opazverfluchten Fischköpfe können einen Apim nicht von dem anderen unterscheiden. Aber ich schon. Du gehörst nicht zu meiner Gruppe.«
    Ich sah ihn an. Er war kein Apim, sondern ein Fristle. Sein Katzengesicht sah hager aus. Sein Fell war stumpf und zerzaust. Er trug einen Balassstock. Also benutzten die Shanks Sklaven, um Sklaven herumzukommandieren.
    »Llahal«, sagte ich. »Ich suche ein Mädchen ...«
    »Tun wir das nicht alle?«
    »Nein, nein.« Ich beschrieb Ismelda. »Hast du sie gesehen, Dom?«
    Er ließ den Balassstock knurrend auf den Hintern eines Honims niedersausen, der durch die Tür ging. Der Honim schrie auf, blieb aber nicht stehen.
    »Nicht, daß ich wüßte. Da mußt du in der Frauenhütte nachsehen. Wenn sie dich erwischen, dann helfe dir Opaz.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    Der Fristle trieb seine Gruppe mit dem Balassstock hinaus. Zweifellos würden sie zuerst an der Küchenbude haltmachen, wo man ihnen irgendeinen ungenießbaren Fraß austeilen würde. Doch das war noch immer mehr zu essen, als ich im Leib hatte. Davon abgesehen begegnete ich hier wieder einmal der einschüchternden Wirkung der erniedrigenden Sklaverei. Da ich nicht zu seiner Gruppe gehörte, war ich nicht von Belang für ihn. Seine einzige Sorge galt dem Bemühen, keinen Anlaß für eine Bestrafung zu geben.
    Ich blieb bis zur Ankunft der abgelösten Schicht im Schatten. Hier war der Aufseher mit dem Balassstock ein Rapa. Seine Federn waren so stumpf und zerzaust wie das Fell des Katzenmannes, und sein geierhaftes Gesicht war genauso verhärmt. Sein Schnabel war nach Backbord gebogen. Er trieb seine Gruppe in die Hütte, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Die armen Teufel waren so erschöpft, daß ihnen alles, was um sie herum geschah, gleichgültig war. Sie warfen sich einfach zu Boden und schliefen sofort ein.
    Ich spähte aus der Tür und entdeckte die Reihen der Frauen, die mit hängenden Köpfen auf ihre Hütten zustrebten. Mir war bewußt, daß es närrisch war, auf ein Wunder zu hoffen, trotzdem sah ich mir jede Frau genau an, in der Hoffnung, Ismelda zu entdecken.
    Dabei wurde mir allmählich bewußt, in welche Falle ich da hineingestolpert war. Die armen Seelen würden sofort einschlafen. Ich konnte unmöglich eine von ihnen wecken, um meine Frage zu stellen.
    Eine andere Sache war ebenfalls so sicher, wie Zim und Genodras am Morgen aufgehen: Ich konnte nicht losziehen, mir eine Uniform stehlen und mich als

Weitere Kostenlose Bücher