50 - Schatten über Kregen
stürmten nun in voller Rüstung aus ihren Unterkünften und formierten Abwehrreihen; es waren samt und sonders Soldaten.
Die Mine wurde aus der Wüste angegriffen. Der Feind hatte Katapulte. Weitere Felsbrocken krachten in das Schmelzwerk.
Von den disziplinierten Abwehrreihen der Shanksoldaten abgesehen herrschte das nackte Chaos. Bewegungen am Kraterrand erregten meine Aufmerksamkeit. Männer schwärmten an Strickleitern in die Tiefe. Waffen funkelten. Pfeile flogen. In Kürze würde es hier zu einem erbitterten Kampf kommen. Und ich steckte mitten im Getümmel – ohne Waffen.
11
Gleichgültig, mit welcher Inbrunst wir Pazianer die Shanks auch haßten, verabscheuten und fürchteten, ihr Mut und ihre Disziplin waren unbestritten.
Die Angreifer schienen ebenfalls sehr diszipliniert zu sein. In dem spärlichen Licht, das erste Rauchschwaden durchzogen, fiel es schwer, sie zu erkennen. Schrecklicher Kampfeslärm erfüllte die Nachtluft. Der Himmel war wolkenbedeckt, so daß das verschwommene rosafarbene Licht der Jungfrau mit dem Vielfältigen Lächeln nur selten nach unten durchkam.
Noch immer regneten Felsen in die Tiefe und zerstörten die Schmelzöfen. Jetzt kamen noch Feuertöpfe dazu. Einer landete genau auf meinem Stapel Feuerholz, der sofort lichterloh brannte.
Bei Krun, es war Zeit zu verschwinden!
O ja. Aber wohin?
Wo gab es in diesem Inferno aus Lärm, Feuer und vor Angst laut brüllenden Menschen einen sicheren Ort?
Die Sklaven rannten voller Panik vor dem Kampf davon. Das war natürlich vernünftig. Vielleicht wußten sie ja, wo sie hinsollten. Möglicherweise hatten ihnen die Fischgesichter genaue Anweisungen für einen derartigen Angriff gegeben.
Also lief ich ihnen nach.
Und wieder einmal ergriff Dray Prescot die Flucht.
Wie wahr!
Vor mir wogte eine stinkende Rauchwand. Ich stürzte mich hinein und behielt die Richtung bei, in die die Sklaven geflohen waren. Dabei hoffte ich, mich noch auf dem richtigen Weg zu befinden. Rechts von mir erschienen aufgeregt wirkende dunkle Gestalten. Zuerst wollte ich mich ihnen anschließen, aber dann hielt ich inne.
Eine Rauchfahne trieb auseinander und hinterließ eine Lücke, in die rosarotes Mondlicht fiel. Ein Mann in einer Schuppenrüstung wurde sichtbar. Mir fiel auf, daß sein Schwert leicht gebogen war – wie einem solche Dinge in der Hitze des Augenblick eben auffallen. Er starrte mich an – und ging zum Angriff über.
Sein Gesicht! Flach, keilförmig und mit weit auseinanderstehenden Augen hatte dieses Antlitz Schlitze statt Nasenlöchern und einen grimmigen dünnen Spalt als Mund. Das Gesicht einer Schlange – das war der einzige Vergleich, der mir in diesem gefahrvollen Moment einfallen wollte.
Im nächsten Augenblick war er heran und zischte böse.
Allein die Disziplinen der Krozair von Zy retteten mich. Ich lenkte die Klinge beiseite, packte ihn am Hals und drehte ihm den Kopf herum. Er kämpfte mit der Wut eines Dämonbesessenen.
Nun, ich habe schon gegen Dämonen gekämpft, und wenn es Zair gefällt, wird mir dies auch in Zukunft nicht erspart bleiben. Der Druck auf sein Genick war gnadenlos. Dem Bersten der brechenden Halswirbel folgte auf dem Fuß ein wilder Ruck in die andere Richtung. Sein Schlangenkopf baumelte leblos herab. Er ging in die Knie. Ich ließ los, und er sackte zusammen.
Noch bevor der schlaffe Körper den Boden berührte, hielt ich das Schwert in der Hand. Es war schwer für seine Größe.
Als ich nach seinen Kameraden Ausschau hielt, muß ich ein barbarisches Bild abgegeben haben. Ich fühlte das Blut durch meine Adern pulsieren. Ich war aufgebracht, ich gebe es zu. Dennoch verzichtete ich darauf, der schlangengesichtigen Leiche einen Tritt zu versetzen, obwohl es treffend meine Stimmung zum Ausdruck gebracht hätte. Es war niemand mehr zu sehen, also ging ich weiter.
Auf unserer Hälfte der Welt hatten wir viele Namen für die Fischköpfe; Shanks war lediglich die gebräuchlichste. Es gab Schnooprims, Schturgins, Shants. Die schlangengesichtigen Shanks hießen Schtarkins, allerdings war der Name nicht ganz korrekt. Bei dem Schlangengesicht dieser Burschen hätte man nie vermutet, daß sie so wild waren. Es konnte einem schon eine Gänsehaut über den Rücken treiben, o ja, bei Krun!
Als der Rauch dünner wurde, wurde mir bewußt, daß sich der ständige Lärm im Krater verändert hatte. Die schweren Aufwerfhämmer waren verstummt. An ihrer Stelle ertönten die schrecklichen Geräusche der Schlacht
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