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50 - Schatten über Kregen

50 - Schatten über Kregen

Titel: 50 - Schatten über Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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gefangen waren. In dem Wissen, daß sie den Gdoinye weder sehen noch hören konnten, sah ich schließlich nach oben, wobei ich mich fragte, was sie wohl denken mochten, wenn ich scheinbar ein Selbstgespräch führte.
    Ja, dort flog er, prächtig und voller Verachtung, in seinem funkelnden goldenen und scharlachroten Federkleid. Der Gdoinye, Spion und Bote der Herren der Sterne, ein riesiger Raubvogel, mit dem ich mich in der Vergangenheit meistens gestritten hatte. Es stellte sich nur die Frage, ob er von Ahrinye oder den anderen Herren der Sterne kam.
    Er schwebte in weiten Kreisen über mir. Ich wollte ihm eine fröhliche Beleidigung zurufen, hielt dann aber inne. Mit einer jähen, unvermuteten Bewegung kippte er zur Seite, stürzte in die Tiefe und verschwand zwischen den Baumwipfeln, wo ich ihn aus den Augen verlor. Was hatte er denn nun schon wieder vor?
    »Hier ist das Mittagessen, Nath. Aber wir werden es erstes Frühstück nennen.«
    »Gut, Darham. Vor uns liegt viel Arbeit.«
    Wir aßen und tranken von den Gaben des Waldes, dann wurde es langsam Zeit, den Voller aus seinem Versteck zu holen.
    Was ließ mich zum Himmel sehen? Hatte der kurze Besuch des Gdoinye meine Sinne geschärft? Was es auch immer war, ich sah nach oben.
    Ein schwarzer Raubvogel schwebte über den Bäumen – er hatte eine große Ähnlichkeit mit dem Gdoinye. Er flog im Zickzack, offensichtlich suchte er etwas. Und zwar den Spion der Herren der Sterne, wie ich messerscharf schloß. Blitzschnell packte ich Ismelda am Arm und gebot sie stillzuhalten. »Keine Bewegung, Darham! Leise!«
    Er warf mir einen stirnrunzelnden Blick zu, sah die Entschlossenheit auf meinem Gesicht und schwieg.
    »Nath! Was soll ...« begann Ismelda.
    Es war keine Zeit für das Benehmen eines Gentleman; ich legte ihr kurzerhand die Hand auf den vorwitzigen Mund. Wir standen reglos da.
    Schließlich konnte ich durch das Blätterdach mühsam erkennen, wie der unwillkommene Vogel abdrehte und sich entfernte. Er flog in die dem Gdoinye entgegengesetzte Richtung.
    Was er darstellte, war offensichtlich. Wer ihn geschickt hatte – nun, das stand auf einem ganz anderen Blatt, bei Vox!
    Dieser schwarze Vogel mit dem metallisch funkelnden, goldenen Schnabel und ebensolchen Krallen hatte zwar die Größe des Gdoinye, erschien aber wesentlich bedrohlicher. Sicher, der Gdoinye und ich tauschten bei jeder Begegnung Beleidigungen aus – es war fast schon zu einem Ritual geworden –, aber nach jenen ersten gefahrvollen Perioden auf Kregen hatten die Bemerkungen deutlich an Schärfe und Witz verloren. Im Lauf der Zeit war mir die Erkenntnis gekommen, daß der Gdoinye wie auch ich eine Aufgabe zu erledigen hatte.
    Ismelda stellte Fragen über den schwarzen Vogel, doch Darham unterbrach sie. »Vorsicht! Da kommt ein Voller!«
    Wir blieben in der Blätterdeckung und warteten reglos ab. Der Voller kam mit steter Geschwindigkeit und in geradem Kurs heran.
    Der Kurs führte genau zu der Stelle, an der wir standen.
    »Mutter Tulippa rette uns!« Ismelda legte eine Hand auf die Brust. »Die Shanks haben uns gefunden!«
    Darham legte den massigen Arm um ihre noch immer schmale Taille. »Seht euch den Flieger doch genauer an«, sagte ich. »Das ist kein Flugboot der Shanks.«
    Den schnittigen Linien nach erinnerte der Voller an die Flieger Balintols, die dort Schweber genannt werden. Es handelte sich um einen schnellen Zweisitzer, soweit ich das erkennen konnte. Er folgte jenem unheilvollen Kurs und kam immer näher. Darham hielt das Schwert in den freien Hand. Der Voller landete sanft und glitt leicht über das Gras, bis er direkt unter den Bäumen am Lichtungsrand zum Stehen kam. Ein Mann stieg aus. Er winkte. »Allen ein Llahal.«
    Er kam geradewegs auf uns zu, sein Schritt war voller geschmeidiger Anmut. Er war wie ich ein Apim und trug eine seltsame Aufmachung. Der auffallend breitkrempige Hut war mit einer Girlande aus Faerlingfedern geschmückt. Seine Jacke konnte man fast schon als Wams bezeichnen, und die Hose hätte aus Vallia stammen können – allerdings beschlich mich der Verdacht, daß sie in Wahrheit aus einer viel entfernteren Gegend kam. Ein enorm breites Schwertgehänge hielt ein Rapier von beträchtlicher Länge, die Main-Gauche an der rechten Hüfte baumelte von einem schmaleren Gürtel. Aus dem Kragen quoll üppige Spitze. Der breite Schnurrbart und der spitze Bart, der ein Wunder an Genauigkeit darstellte, verlieh ihm beinahe eine gewisse Verwegenheit. Die schwarzen

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