51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
geben?“
Leflors Blick war mit schadenfroher Spannung auf den Pflanzer gerichtet.
„Nein“, antwortete dieser.
„Sonderbar! Ich denke doch, ein Verlobter müsse der Dame nahestehen, die bestimmt ist, seine Frau zu werden. Oder sollte ich mich da vielleicht irren?“
Wilkins horchte auf.
„Ihr sprecht von einem Verlobten Almys? Da gibt es keinen, Sir.“
„O doch! Ich bin überzeugt davon.“
„Wer wäre das?“
„Ein gewisser Arthur.“
Als Wilkins diesen Namen hörte, machte er eine Bewegung des Erstaunens.
„Arthur! Herrgott! Wen meint Ihr?“
„Ihr habt doch wohl einen Neffen, der diesen schönen, poetischen Namen trägt?“
„Freilich. Ich habe ihn aber nicht, sondern ich hatte ihn. Er ist verschollen.“
„Das hat Euch jedenfalls Freude gemacht?“
„Wie kommt Ihr zu dieser Frage?“
„Nun, es gibt Umstände, unter denen es einem Oheim sehr lieb ist, wenn sein Neffe verschwindet.“
„Das kann ich mir nicht denken. Wie kommt Ihr übrigens dazu, meinen Neffen Arthur den Verlobten meiner Tochter zu nennen?“
„Hm! Ist er es etwa nicht?“
„Er war es, aber niemand wußte davon. Selbst Almy hat bis heute keine Ahnung davon gehabt. Ich bin nicht imstande, mir zu denken, auf welche Weise Ihr zu diesem Geheimnis gekommen seid.“
„Und doch ist das sehr leicht zu denken. Ich habe Euch ja gesagt, daß ich Grüße bringe.“
„Doch nicht etwa von Arthur selbst?“
„Von ihm selbst.“
„Unmöglich!“
„Wirklich! Und zwar bringe ich von ihm nicht nur Grüße, sondern sogar Briefe oder doch wenigstens Schriftstücke, für die Ihr Euch im höchsten Grad interessieren werdet, Ihr, Eure Tochter und wohl auch dieser Master Adler, der Euch so außerordentlich in Schutz genommen hat, und welcher die Absicht besitzt, Eurer Tochter sein Leben zu widmen.“
„Sein Leben? Wieso?“
„Hm! Ich hörte, daß er ihr sagte, sie solle später denken, er lebe gar nicht mehr.“
„Lauscher!“ rief Adler. „Wer gibt Euch das Recht, hier umherzuschleichen und –“
„Halt! Still!“ sagte Wilkins. „Keinen Streit wieder! Was ich da von Arthur höre, das ist mir freilich in solchem Grad interessant, daß ich jetzt nichts anderes zu hören vermag. Also Ihr bringt Grüße und Schriften von ihm, Monsieur? Ist dies wahr?“
„Natürlich!“
„Herrgott! So lebt er?“
„Ich weiß das nicht genau. Ich weiß nur, daß er der Verfasser der betreffenden Schriftstücke ist. Sie sind in meine Hände gekommen, und ich halte es für meine Pflicht, Euch davon zu benachrichtigen.“
„Das ist recht, sehr recht von Euch, Monsieur. Das söhnt mich vollständig mit Euch aus. Hier ist meine Hand. Lassen wir das Vergangene vergessen sein!“
Er streckte Leflor die Hand entgegen. Dieser ergriff sie und antwortete:
„Jawohl! Lassen wir das Vergangene vergessen sein und nehmen wir die neuen Verhältnisse so, wie sie uns geboten werden!“
„Die neuen Verhältnisse? Ich meine doch, daß alles beim alten bleiben möge.“
„Oh, es wird sich doch vielleicht einiges ändern, und ich bin ganz gern bereit, mich darein zu fügen.“
„Ich begreife nicht, was Ihr meint. Hoffentlich darf ich bitten, mich die Grüße hören und die Schriftstücke, von denen Ihr sprecht, lesen zu lassen.“
„Natürlich. Aber ich habe gewünscht, daß dies nur in Gegenwart Eurer Tochter geschehen möge.“
„Gut, gut! Ich gehe, sie zu holen.“
Wilkins ging eiligen Schrittes nach der Tür. Als er sie geöffnet hatte, um das Zimmer zu verlassen, wandte er sich noch einmal um und sagte besorgten Tons:
„Aber bitte, keine Feindseligkeiten während meiner Abwesenheit!“
„O nein, gewiß nicht!“ antwortete Leflor.
Aber als der Pflanzer fort war, trat ersterer an das Fenster, blickte hinaus, drehte Adler den Rücken zu und sagte wie zu sich selbst:
„Wenn ich nicht mehr in Eurer Nähe bin, und Eure Gedanken weilen für einen Augenblick bei mir, so seid dann überzeugt, daß mein Leben nur Euch gehört, und daß es nicht mehr vorhanden ist, weil es mir nicht vergönnt war, für Euch zu leben!“
„Schuft!“ murmelte Adler. Das war nur halblaut gewesen, Leflor hatte es aber doch gehört und wandte sich um.
„Galt dieses schöne Wort mir?“
„Natürlich!“
„Hm! Ich nehme das ruhig hin, weil ich Euch im höchsten Grad überlegen bin.“
„Wundersam!“
„O doch! Ich gefalle mir einmal heute in der Rolle des Löwen, der sich von dem kleinen Hündchen ankläffen läßt, weil er im Vollgefühl seiner
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