51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
Stärke sehr wohl weiß, daß es nur eines Druckes bedarf, den Kläffer zu zermalmen und zu verschlingen.“
„Der Vergleich ist sehr alt und sehr unzutreffend. Ich denke, daß das Hündchen den mächtigen Löwen nicht nur angekläfft hat.“
„Nur angekläfft! Was Ihr getan habt, das war nur ein Gekläff gegen das, was ich zu tun vermag. Ich werde es beweisen.“
„So führt diesen Beweis so rasch wie möglich, sonst wird das Hündchen den Löwen verschlingen, ehe es Euch gelungen ist, nur zu Wort zu kommen!“
In diesem Moment kam Wilkins zurück und brachte Almy mit, der es anzusehen war, wie ungern sie seiner Aufforderung gefolgt war.
„Hier ist meine Tochter“, sagte er. „Jetzt redet!“
Almy war zu Adler getreten.
„Bitte“, flüsterte sie, „keinen Streit mit ihm! Er ist es ja doch nicht wert, daß Ihr nur mit ihm redet.“
Ihr Vater hatte ihr also wohl einige Andeutungen über das Geschehene gemacht. Adler antwortete mit einer zustimmenden Verneigung.
Leflor war nicht einmal aufgestanden, um Almy zu begrüßen. Er blieb sitzen und entgegnete auf Wilkins Aufforderung:
„So schnell und so gut, wie Ihr gebietet, kann ich mich leider nicht fassen. Habt Ihr der Miß gesagt, um was es sich handelt?“
„Sie weiß, daß Ihr Grüße von Arthur bringt.“
„Weiß sie auch, daß er ihr Verlobter ist?“
„Noch nicht. Ich will ihr aber –“
„Arthur mein Verlobter?“ fiel Almy ihrem Vater in die Rede. „Aber Pa, das kann doch nichts als ein Irrtum sein. Ich müßte davon wissen.“
„Eigentlich müßtest du davon wissen, das ist wahr, aber wir hatten unsere guten Gründe, es dir gegenüber noch zu verschweigen.“
„Ja, die hattet Ihr“, lachte Leflor höhnisch.
„Wie meint Ihr das, Sir?“ fragte Wilkins.
„Ganz so, wie ich es Euch sagte: Ihr hattet Eure sehr guten Gründe.“
„Natürlich. Aber ich sehe nicht ein, was Ihr dabei in dieser Weise zu lachen habt.“
„Oh, Eure Gründe geben mir solchen Spaß.“
„Das verstehe ich nicht. Ihr könnt meine Gründe ja gar nicht wissen.“
„Wenn ich sie nicht weiß, so kann ich sie mir doch wenigstens denken.“
„Vielleicht, ja. Als Almy mit Arthur versprochen wurde, war sie noch zu klein, um zu begreifen, um was es sich handelte. Darum wurde ihr nichts gesagt. Außerdem wollte ich ihre Regungen nicht beeinflussen. Ich war überzeugt, daß sie ihren Cousin ganz von selbst lieben werde.“
„Das hätte Euch den Kram erleichtert!“
„Ja, obgleich ich nicht einsehen kann, wie Ihr dazu kommt, das so ungewöhnliche, aber ebenso ordinäre Wort Kram zu gebrauchen.“
„Nun, dann will ich mich anders ausdrücken, Master Wilkins. Ich will Euch also nicht sagen, daß es Euch den Kram erleichtert hätte, sondern daß es Euch eine sehr große Sorge vom Hals genommen hätte.“
„Sorge? Welche etwa?“
„Wie nun, wenn Eure Tochter ihren Cousin nicht geliebt hätte?“
„Das war unmöglich. Leider trat er dann eine so weite Reise an und ist nicht zurückgekehrt.“
„Setzen wir aber den Fall, sie hätte ihn nicht so geliebt, wie man den Mann liebt, dem man für das ganze Leben angehört?“
„Welchen Zweck hat Eure Frage?“
„Und setzen wir noch den anderen Fall, daß er hiergeblieben wäre, anstatt seine weite und gefährliche Reise anzutreten. Was dann?“
„Nun, so hätte er wohl eine andere geheiratet.“
„Und sein Vermögen –?“
Der Blick des Sprechers war jetzt mit durchdringender Schärfe auf Wilkins gerichtet. Letzterer wurde um einen Schatten bleicher und antwortete:
„Sein Vermögen hätte ich ihm auszahlen müssen.“
„Während es jetzt Euch gehört?“
„Ja.“
„Mit welchem Rechte?“
„Er ist spurlos verschwunden, und ich bin sein einziger Erbe.“
„Ach so! Hm, hm! Hättet Ihr ihm denn auch wirklich sein Vermögen auszahlen können?“
„Warum nicht?“
„Vielleicht wäre es zu bedeutend gewesen und hätte Eure Kräfte überstiegen.“
„Ganz gewiß nicht. Jedermann weiß, daß ich mit meinem Bruder diese Pflanzung in Kompanie besaß. Sie gehörte ihm zur Hälfte. Nach seinem Tod ging die Hälfte natürlich auf Arthur, seinen einzigen Sohn, über.“
„Ja, ja, wie einfach diese Angelegenheit steht oder vielmehr zu stehen scheint!“
„Wie soll sie anders stehen?“
Adler hatte sich, seit Almy eingetreten war, nicht wieder gesetzt. Er hatte sich an die Wand gelehnt. Die Arme über der Brust verschlungen, beobachtete er Leflor. Jetzt trat er einen Schritt vor und
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