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51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sagte:
    „Bitte, Monsieur Wilkins, laßt Euch doch von diesem Mann nicht an der Nase herumziehen. Er hat etwas gegen Euch. Seine Absicht ist keine gute. Er will Euch irgendeinen Streich spielen, irgendeinen Hieb versetzen. Er weiß irgend etwas von Euch und gibt Euch jetzt das Gift tropfenweise ein. Seht sein hämisches Lächeln. Er mag reden. Er mag sagen, was er will. Dann wissen wir es und werden ihm eine ebenso kurze und bestimmte Antwort geben.“
    Leflor lachte höhnisch auf.
    „Welch ein scharfsinniger Mensch dieser Deutsche ist!“ sagte er. „Er hat es ganz richtig erraten. Ich habe einen Streich in petto. Ich werde es kurz machen. Ich will Euch eine Geschichte erzählen.“
    „Macht keine Faxen!“ sagte Wilkins. „Ich habe keine Zeit, Geschichten zu hören.“
    „Die meinige könnt und müßt Ihr hören, Sir. Ich werde mich Euch zuliebe sehr kurz fassen. Ihr werdet bereits bei den ersten Worten bemerken, daß die Erzählung höchst interessant ist. Also: Es waren einmal zwei Brüder, die ganz gleiche Mittel besaßen. Sie kauften eine Pflanzung in Kompanie und zahlten jeder die Hälfte des Preises. Beide waren sehr brave Männer, aber von politisch verschiedenen Ansichten. Als der Bürgerkrieg in den Vereinigten Staaten ausbrach, hielt es der eine mit dem Norden und der andere mit dem Süden.“
    Der Erzähler machte eine Pause und fixierte Wilkins mit scharfem Blick. Dieser rückte sehr verlegen auf seinem Stuhl.
    „Die Brüder zankten sich freilich nicht über ihre politischen Gesinnungen, denn sie hatten sich herzlich lieb. Der eine, der es mit dem Norden hielt, machte seine Hälfte flüssig und unterstützte damit die Regierung des Nordens. Sein Geld wurde alle. Als der Krieg zu Ende war und der Norden gewonnen hatte, dachte man an die Opfer gar nicht, die der brave Mann gebracht hatte, der zu stolz dazu war, Ansprüche zu erheben. Eigentlich war er nun ein armer Mann. Er hatte es dem Bruder schwarz auf weiß geben müssen, daß er sein Vermögen ausgezahlt erhalten hatte. Letzterer aber hatte Mitleid und sagte: ‚Laß das Verlorene fahren. Wir haben noch Geld genug. Ich habe einen Sohn, du hast eine Tochter. Beide mögen sich heiraten, so kommt meine Hälfte, die uns ja übriggeblieben ist, auch dir zugute.‘ So sagte der brave Mann, dann – starb er.“
    Der Erzähler hielt abermals inne. Wilkins hatte den Kopf in die Lehne des Stuhls gelegt. Er sah leichenblaß aus. Jetzt stand er langsam auf, starrte Leflor an und fragte mit zitternder Stimme:
    „Monsieur, woher wißt Ihr das?“
    „Dachtet Ihr vielleicht, es sei ein Geheimnis?“
    „Niemand wußte es als ich, als mein Bruder und sein Sohn. Keiner von uns dreien hat es verraten.“
    „Hm! Davon nachher! Gefällt Euch die Geschichte?“
    „Peinigt mich nicht! Wer hat es Euch erzählt?“
    „Sagt mir erst, warum Ihr so erregt seid! Gesteht Ihr es vielleicht, daß Ihr selbst jener Bruder seid, der sein Vermögen vergeudete?“
    „Vergeudete? Nein! Ich habe es auf dem Altar des Vaterlandes geopfert.“
    „Nennt es, wie Ihr wollt. Aber es war nicht nur Euer Anteil, den Ihr Euch auszahlen ließet. Ihr stelltet auch noch Papiere auf Euern Bruder aus, im Wert von dreißigtausend Dollar, und er löste sie ein. Ist das wahr oder nicht?“
    „Es ist wahr. Aber meint Ihr etwa, daß diese Papiere gefälscht gewesen seien?“
    „O nein. Es ist alles höchst ehrlich zugegangen!“ Und in höhnischer Aufrichtigkeit fügte Leflor hinzu: „Ehrlicher als mir jetzt lieb ist!“
    „Dann begreife ich aber gar nicht, wie Ihr dazu gekommen seid, dies alles zu erfahren.“
    „Sehr einfach: Euer Neffe hat es ausgeplaudert.“
    „Das ist nicht wahr.“
    „Oho! Wer soll es denn sonst gesagt haben? Es war Geheimnis, das ist sehr richtig. Euer Bruder starb, hat das Geheimnis mit in das Jenseits hinübergenommen, und der Tote plaudert bekanntlich nicht. Ihr selbst habt Euch natürlich gehütet, etwas zu sagen. Wer bleibt da noch übrig als Euer Neffe?“
    „Ich kann es nicht glauben.“
    „War er denn einverstanden, Almy auch wirklich zu heiraten, wie es der Wille der Väter war?“
    „Er hat sich niemals geweigert.“
    „Aber wirklich liebgehabt, nämlich wie man eine Braut liebt, hat er sie auch nicht, sonst hätte er es wohl unterlassen, Euch diesen Streich zu spielen.“
    „Welchen Streich?“
    „Ahnt Ihr es nicht?“
    „Ich habe nicht die mindeste Ahnung, was Ihr meinen könntet.“
    „O weh! Ich dachte bisher, daß er es Euch brieflich

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