Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Samuel?“
    „Ja.“
    „Ein sonderbares Zusammentreffen! Sie sind sein Freund und haben auch ganz denselben Vornamen! Aber wie ist Ihr Familienname?“
    „Vollständig heiße ich Sam Barth.“
    „Barth? Höre ich recht?“
    „Jedenfalls. Gefällt Ihnen der Name nicht?“
    „Oh, sehr, sehr! Aber es ist doch ganz der seinige!“
    „Freilich!“
    „Und Sie sind aus – aus Rodewisch!“
    „Na, ich will Ihnen offen gestehen, daß ich da ein klein wenig geflunkert habe. Eigentlich bin ich wo ganz anders her, nämlich aus Herlasgrün. Und eigentlich bin ich auch nicht Fleischer gewesen, sondern vielmehr Knopfmacher. Und eigentlich ist –“
    „Herrgott!“ unterbrach sie ihn. „Bitte, zeigen Sie einmal her! Schnell, schnell!“
    Sie ergriff seine Hände und tastete prüfend an den Fingern hin. Es war ja zu dunkel, um etwas sehen zu können. Da fühlte sie an dem Ringfinger der linken Hand etwas Rundes, Hartes, worüber sich das Fleisch gelegt hatte.
    „Mein Heiland! Dies ist der Ring!“
    „Ja, das ist er, der silberne.“
    „Du bist's! Du bist's! Ist es möglich?“
    Sie war von ihrem Sitz aufgesprungen. Sie stand vor ihm und hielt seine Hand gefaßt. Er fühlte, wie die ihrige zitterte.
    „Ja, Gustel, ich bin's“, sagte er tief gerührt und gar nicht in dem selbstironisierenden Ton, in dem er bisher gesprochen hatte.
    „Und ich habe dich nicht erkannt!“
    „Ich dich sofort. Aber das ist ja auch kein Wunder, da ich mich so gewaltig verändert habe.“
    „So ist mir mein Wunsch erfüllt, und meine Ahnung hat mich nicht getäuscht. Als der Schwager von Amerika redete, dachte ich an dich. Ich hatte keine Ahnung von der Größe des Landes. Und wenn auch, es war mir doch, als wenn ich dich ganz bestimmt treffen und wiedersehen werde. Meine Sehnsucht –“
    Sie hielt inne. Wäre es nicht dunkel gewesen, so hätte er gesehen, wie tief sie errötete.
    „Rede weiter, Gustel! Deine Sehnsucht –“
    „Ah, geh! Davon kann ich doch nicht sprechen.“
    „Warum nicht? Als du mich für einen Fremden hieltest, hast du dich nicht geschämt, sondern mir alles gesagt. Jetzt, da du weißt, wer ich bin, willst du schweigen. Fürchtest du dich vor mir?“
    „Ich möchte wohl!“
    „Das darfst du nicht!“
    „Aber ich muß doch, da ich so schlecht an dir gehandelt habe.“
    „Nun, was das betrifft, so ist es am allerbesten, wir denken nicht mehr daran.“
    „Ja, wenn du mir vergeben könntest.“
    „Das ist schon längst geschehen. Himmelelement. Ich könnte vor Freude droben dem Mond, der sich aber heute gar nicht sehen läßt, eine Maulschelle geben, daß er sich selbst für einen Eierkuchen halten sollte. Niemals habe ich daran gedacht, daß ich dich wiedersehen könne, und nun treffe ich mit dir in dieser alten Prärie zusammen. Wie albern sind doch die Leute, die meinen, daß es keinen Gott gebe! Nur der liebe Gott ist es, der dich auf den Gedanken gebracht hat, herüber nach Amerika zu gehen. Oder meinst du nicht?“
    „Ja, es war wie eine Eingebung.“
    „Und nun stehst du da, hier vor mir. Höre, Gustel, es ist mir ganz so, als ob ich erst gestern in Ruppertsgrün gewesen wäre, und da – weißt du den Weg, den ich immer nahm?“
    „Sehr genau.“
    „Über den Zaun hinweg.“
    „Ja, durch den Garten in den Hof.“
    „An der Mauer lehnte der Sägebock, den stellte ich an den Schweinestall. Erst auf den Bock, dann auf den Stall, und dann – hm!“
    „An das Fenster.“
    „Ja. Du langtest mit deinen Patschhändchen herunter, ich hielt alle zehn Finger in die Höhe, und da hatten wir uns. Aber bequem war es doch nicht. Nicht wahr?“
    „Das ist wahr.“
    „Von dem ewigen Hinaufsehen tat mir noch früh am Morgen stets das Genick weh. Wir hätten es bequemer haben können, aber du wolltest nicht. Na, vielleicht hättest du gewollt, aber ich war zu schüchtern. Ich hatte mir hundertmal vorgenommen, dir einen tüchtigen Kuß zu geben, aber wenn ich dann vor dir stand, so hatte ich den Mut nicht dazu. Dann aber kam ganz plötzlich die Galle über mich. Ich nahm dich her und drehte dein Gesicht herum. Wir standen an der Haustür, ich hatte dich vom Tanz heimgebracht. Ich machte schon die Lippen spitz, wie eine Karpfenschnute. Da prasselte es von oben herab. Es war im Winter, und das Dach lag dick voll Schnee. Dieser war locker geworden und prasselte gerade in dem wichtigen Augenblick auf uns hernieder, daß wir wie zwei Schneemänner dastanden, hustend; pustend und niesend, daß das ganze Dorf

Weitere Kostenlose Bücher