51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
Lata-nalgut. Es ist aus der Apachensprache und bedeutet ‚Starke Hand‘. Tan-ni-kay ist die Abkürzung von Natan-si-ni-tlekayi, auch aus der Sprache der Apachen und heißt ‚Fürst der Bleichgesichter‘. Haben Sie das verstanden?“
„Natürlich. Aber wer sind die beiden?“
„Die ‚Starke Hand‘ ist ein Apachenhäuptling, ein Krieger, Reiter, Ringer und Schütze wie kein zweiter. Er besitzt eine Körperkraft, eine Faust, die Steine zerhauen kann, daher sein Name. Er ist ein Freund der Weißen überhaupt, aber nicht auch ein Freund der Vereinigten-Staaten-Regierung, die seinem Volk den Raum zum Leben immer enger und enger macht. Wehe dieser Regierung, wenn die ‚Starke Hand‘ einmal auf den Gedanken kommen sollte, sich an die Spitze der südwestlichen Indianerstämme zu stellen! Dieser Häuptling ist nicht alt, aber von einer Einsicht, Klugheit und Geschicklichkeit, die nur mit seiner Tapferkeit verglichen werden kann. Wenn er in der Versammlung erscheint, beugen sich alle zur Erde, und wenn er sich erhebt, um zu sprechen, so bleibt selbst der Sturm stehen und schweigt, um den Worten des roten Häuptlings zu lauschen.“
„Sie werden ja förmlich poetisch!“
„Ja, das möchte ein jeder werden, der von diesem Mann spricht. Er ist unvergleichlich, und es gibt nur einen einzigen, der sich mit ihm messen kann, ja, der ihm wohl gar noch über ist. Ich meine da den ‚Fürsten der Bleichgesichter‘.“
„Auch ein Indianer?“
„O nein; das zeigt ja bereits sein Name. Er muß ein Bleichgesicht, ein Weißer sein.“
„Aber sein Name ist doch indianisch!“
„Gerade darum hat er um so größeren Wert. Der Indianer besitzt einen ungemeinen Scharfblick in Beziehung auf die Beurteilung eines andern. Er findet für jeden Menschen stets einen zutreffenden Namen, der die hervorragenden Eigenschaften oder Eigentümlichkeiten desselben genau bezeichnet. Daß gerade die Wilden diesen Weißen den ‚Fürsten der Bleichgesichter‘ genannt haben, ist der deutlichste Beweis, daß dieser Mann wirklich der außerordentlichste Weiße ist den sie je gesehen haben haben.“
„Weiß man, wer er ist?“
„Nein. Er kennt den Westen, wie ich die Linien meiner Hand kenne, und doch spricht man erst seit ungefähr einem halben Jahr von ihm. Aber in dieser kurzen Zeit ist er auch so berühmt geworden, daß die zweijährigen Indianerkinder von ihm schwärmen und die weißen Großväter und Großmütter von ihm erzählen. Er ist der Überall und Nirgends. Wo etwas Großes geschieht, hat er es angestiftet, und die ‚Starke Hand‘ ist dabei. Beide sind nämlich ganz unzertrennliche Freunde. Es ist, als ob er allgegenwärtig sei. Heute hat er die Sioux über den Schädel gehauen, und nach kurzer Zeit hört man bereits, daß er die Comanchen in die Enge getrieben hat. Gestern hat er eine weiße Familie vom sicheren Tod errettet, und morgen der übermorgen haut er einen braven Indsman aus den Feinden heraus. Er soll so stark sein, wie ein brauner Bär, und doch ein Kind von Gemüt. Er kommt und verschwindet wie ein Geist. Niemals läßt er Spuren zurück, und findet man ja einmal eine Fährte seines Pferdes, so hört sie plötzlich mitten im tiefen Sand, wo sie doch am sichtbarsten ist, auf, als wären Reiter und Pferd plötzlich davongeflogen. Darum sagen die Roten, daß er ein Geisterpferd besitze, das vier Flügel habe.“
„Es ist jedenfalls viel Übertreibung dabei.“
„Ja, der Jäger, sowohl der rote wie auch der weiße, ist sehr zum Übersinnlichen und zur Übertreibung geneigt. Die Einsamkeit, in der er sich befindet, die großartige Natur, die er durchschweift, die Gefahren, die ihn umgeben, das alles regt seine Phantasie an und gibt ihr eine eigentümliche, fremdartige Richtung. Die Heldentat, die am Lagerfeuer erzählt wird, bekommt bald einen überirdischen Anstrich. Aber selbst wenn man diese Übertreibung abrechnet, bleibt von den Taten der beiden Männer, von denen wir sprechen, so viel übrig, daß man eingestehen muß, sie werden von sonst keinem erreicht.“
„Ist dieser ‚Fürst der Bleichgesichter‘ ein Yankee?“
„Wer das wüßte! Er erscheint niemals in zahlreicher Umgebung und verschwindet ebensoschnell, wie er gekommen ist. Niemand wagt es, ihn auszufragen, und seinen Namen nennt er nicht.“
„Aber man muß ihn doch als den Fürsten kennen?“
„Ich habe ihn noch nie gesehen, aber ich habe mir sagen lassen, daß man erst nach seiner Entfernung merke, mit wem man es zu tun gehabt hat.
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