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51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hätte aufwachen mögen. Weißt du es noch, Gustel?“
    „Oh, sehr gut!“
    „Aber den Schmatz habe ich mir doch noch geholt, und da dann der Knoten gerissen war, so habe ich mich nach und nach immer besser eingerichtet. Weiß der liebe Himmel, wie das so schmeckt, obgleich es dabei nichts zu schlucken gibt, und ist auch weder süß noch sauer, weder bitter noch salzig! Wenn ich heute nicht dieses dumme Bärenfell anhätte, so –“
    „Nun, so –“
    „So nähme ich dich einmal recht herzlich in die Arme und versuchte, ob ich das Küssen während der zwanzig Jahre vielleicht verlernt habe. Einen Schneesturz hätten wir nicht zu befürchten, und da – hm, was sagst du dazu, Gustelchen?“
    Sie zögerte einige Augenblicke mit der Antwort, sie konnte ja doch nicht sagen, wie gerne sie ihm seinen Wunsch erfüllt hätte, fragte aber dann:
    „Was hat denn der Bärenpelz verbrochen?“
    „Eigentlich nichts, aber wenn man monatelang nicht aus dieser Haut herauskommt, so befindet man sich nicht in einem sehr appetitlichen Zustand. Und so ein Herzeleid will ich dir doch nicht antun.“
    „Oh, ich habe doch auch keinen Ballstaat an.“
    „Meinst du? Also ich darf?“
    Sam fühlte es mehr, als daß er es sah, daß sie nickte, denn er hatte ja bereits den einen Arm um sie gelegt, jetzt zog er sie an sich heran und küßte sie lange und innig auf die ihm willig entgegenkommenden Lippen. Dann setzte er sich auf den Stein, zog sie neben sich nieder und küßte sie wieder und immer wieder.
    Das dauerte lange, sehr lange. Die beiden hatten ganz den Maßstab für die Zeit verloren. Sie fühlten sich jung, als ob sie noch Bursche und Mädchen seien, gerade wie damals in Ruppertsgrün. Sie bemerkten gar nicht, daß sich hinter dem Stein, auf dem sie saßen, etwas bewegte, leise und langsam, nach dem Feuer hin. Sie sprachen im Flüsterton. Sie hatten sich ja so sehr viel zu erzählen. Sie hatte ihm so viel abzubitten und er ihr so viel zu vergeben. Und die Vergebung wurde so oft wiederholt und allemal mit einem Kuß besiegelt.

SECHSTES KAPITEL
    Der ‚Fürst der Bleichgesichter‘
    Sam hätte noch lange nicht daran gedacht, daß seine Wachtzeit längst vorüber sei und daß er Jim hätte wecken sollen, aber da wurden von dem nun freilich ganz niedergebrannten Feuer laute Rufe hörbar.
    „Sapperment“, fuhr der Dicke zusammen und blickte nach dem Himmel, der freilich nur wenige Sterne zeigte. „Ich habe nun drei Stunden gewacht. Was ist denn dort los?“
    Er sah, daß die Schläfer erwacht und aufgesprungen waren, und eilte hinzu.
    „Was gibt es? Was habt ihr denn?“
    „Dicker, bist du blind und taub gewesen?“
    „Nein.“
    „Wo sind denn unsere Gewehre?“
    „Sind sie denn weg?“
    „Ja, alle. Oder hast du dir wieder einmal einen dummen Spaß gemacht?“
    „Fällt mir nicht ein! Legt euch schnell wieder auf die Erde nieder, damit ihr kein Ziel bietet. Wie ist denn das gekommen?“
    Sie lagen alle am Boden, auch Auguste, die mit herbeigekommen war.
    „Das mußt du doch wissen“, sagte Jim. „Du hattest die Wache. Warum hast du mich nicht geweckt? Deine Zeit ist ja längst um!“
    „Du dauertest mich. Ich wollte dir Ruhe gönnen.“
    „Hole dich der Teufel mit deinem Bedauern! Wir sind beschlichen und bestohlen worden. Vielleicht ist es gar etwas noch Schlimmeres!“
    „Schwerlich. Räuber hätten sich nicht mit den Gewehren begnügt, sondern mit den Messern gearbeitet. Verdammt. Ich habe nichts gehört.“
    „Leider! Vielleicht hast du wieder einmal übers Wasser hinübergedacht nach – nach – na, wie heißt das grüne Nest? Ruppertsgrün, wo die Auguste jetzt mit einem anderen schnäbelt. Wenn die Gewehre wirklich weg sind, so hast du es mit mir zu tun. Du bist so dumm, so dick du bist!“
    „Na, halte das Maul! Vielleicht ist es gar nicht so schlimm. Wenn wir nur die Pferde noch haben. Ich bin schuld und werde also das Wagnis unternehmen. Ich krieche nach den Pferden!“
    Tief am Boden hingestreckt, kroch Sam in die Nacht hinaus. Aber bereits nach wenigen Sekunden hörten sie ihn rufen:
    „Was ist das? Kommt einmal her!“
    Sie folgten seiner Aufforderung. Etwa fünfzehn Schritte von ihnen entfernt waren die fehlenden Gewehre zusammengestellt, und an der Spitze dieser Pyramide befand sich ein weißes Papier.
    „Was hat das zu bedeuten?“ fragte Tim.
    „Werden es gleich erfahren“, antwortete Sam, indem er nach dem Papier griff. „Nehmt eure Büchsen, ich sehe nach den Pferden.“
    Dann

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