51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
habe –“
„Ja, auf dem Schweinestall!“
„Wo, das ist gleichgültig.“
„Aber nicht so gleichgültig ist es wohl, daß sie dir den Laufpaß gegeben hat.“
„Oh, im höchsten Grad gleichgültig! Oder meinst du etwa, daß ich mich sehr abgehärmt habe?“
„Nun ja, du hast dir ganz im Gegenteil ein hübsches Bäuchlein angehärmt. Der Gram aus unglücklicher Liebe ist dir sehr gut bekommen. Wie würde da erst eine glückliche Liebe bei dir anlegen!“
„Das wirst du sehr bald erfahren und beobachten können, da ich eben jetzt an einer sehr glücklichen Liebe erkrankt bin.“
„Zu wem denn?“
„Zu dir nicht, mein süßer Jim, aber besagte Liebe ist eine so glückliche, daß ich mir vorgenommen habe, in allernächster Zeit Ehemann zu werden.“
„O wehe! Dich möchte ich als Ehemann sehen, im roten Schlafrock, mit gelben Bummeln und Quasten, Blumentöpfe begießend und Handtücher waschend.“
„Kannst dir es mit ansehen. Und damit du dir nicht Sorge machst, ob ich auch eine Squaw bekomme, so werde ich sie dir zeigen.“
„Wohl im nächsten Indianerdorf? Da wird sich wohl irgendeine rote Urahne finden lassen, die geneigt ist, ihr zartes Herz dir an den Rücken nageln zu lassen.“
„Das könnte sie. Bei mir hätte der Nagel guten Halt, bei dir ginge er aber durch wie bei einem Zigarrenkistenholz von zwei Zehntel Zoll Dicke. Aber bis wir an ein Indsmendorf kommen, will ich dich gar nicht warten lassen. Eigentlich kannst du mich herzlich dauern. Nachdem ich dir die Gratulation vorgelesen habe, müßtest du selbst wissen, wer das Vergnügen haben wird, jene Urahne zu sein. Mache deine Augen auf und siehe dir meine Braut an. Hier sitzt sie, gerade vor dir.“
Er zeigte auf die Witwe. Jim machte ein sehr erstauntes Gesicht und sagte:
„Dir wollen wohl die Gedanken vergehen, Dicker?“
„Gar nicht, ich habe sie vielmehr noch niemals so gut beisammengehabt wie jetzt. Diese Lady ist diejenige Auguste, unter deren Fenster ich auf dem Schweinestall stand –“
„Und die dir dann den Abschied gab –“
„Um mich jetzt desto herzlicher wieder aufzunehmen.“
„Ist das wahr, Mylady?“
Auch der Förster zeigte sich im höchsten Grad überrascht, freute sich aber schließlich, als er den Zusammenhang erfuhr. Jim war jetzt überzeugt, daß Sam im Ernst gesprochen habe, und sagte, dieses Mal allerdings in wirklicher Aufrichtigkeit:
„Ich muß Euch gratulieren, Mylady, aber eigentlich bedaure ich es, daß ihr euch wiedergefunden habt. Wir verlieren an unserem Sam einen Jäger, wie ihrer sehr wenige gefunden werden. Wir ärgern zwar zuweilen einander ein wenig, aber das ist nur zum Zeitvertreib, wie es so die Kinder zu machen pflegen, im Ernst kennen wir einander und wissen seinen Wert zu schätzen. Macht also unseren kleinen Dicken so glücklich, wie es Euch nur möglich ist.“
„Woher weißt du, daß ihr mich verlieren werdet?“ fragte Sam.
„Nun, ich schätze, daß du als Ehemann hübsch daheim bleiben wirst, um Kartoffeln zu schälen und Quirle zu schnitzen. Das ist deine Schuldigkeit.“
„Warte es ab! Wir haben überhaupt jetzt keine Zeit, über meine Angelegenheit zu sprechen. Wir sind hier mit dem Schreiben noch nicht fertig. Da steht nämlich: ‚Die anderen nach Süden geritten, um Paloma-nakana zu bestehlen.‘ Wißt ihr, was das zu bedeuten hat?“
„Natürlich!“ antwortete Tim. „Man sagt, daß die Nakana große Schätze verberge. Die will der ‚Rote Burkers‘ holen.“
„Wer ist dieser oder diese Paloma-nakana?“ erkundigte sich der Förster.
„Es ist nicht ein Er, sondern eine Sie“, antwortete Sam. „Dieses weibliche Wesen ist von ebensolchen Geheimnissen umgeben wie der ‚Fürst der Bleichgesichter‘. Man spricht seit einiger Zeit von ihr. Sie soll jung sein, ein Mädchen von ganz außerordentlicher Schönheit, eine Weiße, die aber von den Indsmen wie eine Göttin verehrt wird, weshalb, das kann man nicht sagen. Wir drei haben immer den Norden abgepirscht und sind seit langem nicht nach dem Süden gekommen, darum sind wir noch nicht zu ihr gelangt. Jetzt aber hoffe ich, daß wir sie sehen werden, da wir uns in der Nähe befinden.“
„Ja, weißt du denn, wo sie wohnt?“ fragte Jim.
„Ja.“
„Vor kurzem wußtest du es noch nicht.“
„Das ist sehr richtig. Ich wußte weiter nichts von ihr, als was auch ihr gehört hattet, nämlich daß sie ihr Wigwam aufgeschlagen hat, wo die Gebiete der Comanchen und Apachen zusammenstoßen. Diese beiden
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