51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
Es ist ganz so wie jetzt hier bei uns. Er ist dagewesen und wieder fortgegangen, ohne daß wir es gemerkt haben. Doch nun er fort ist, wissen wir, wer uns besucht hat. Aber bei diesen Erklärungen vergessen wir die Hauptsache, nämlich den Zettel.“
„Ja“, meinte Jim. „Es muß doch noch mehr daraufstehen als nur die beiden Namen.“
„Natürlich! Es ist wahrhaftig ganz so, als ob er allwissend sei. Horcht einmal!“
Sam beugte sich zum Feuer hin und las:
„Genau Nordwest reiten – in vier Stunden enges Tal, drei Akazien am Eingang – drin die Wagen – nur zwei Mann Wache – die anderen nach Süden geritten, um Paloma-nakana zu bestehlen – vorderster Wagen linkes Hinterrad euer Geld vergraben – haltet später bessere Wacht – wir konnten auch Feinde sein – gratulieren Sam Barth und Gustel aus Ruppertsgrün.
Tan-ni-kay – Lata-nalga.“
Jim und Tim schüttelten die Köpfe. Der erstere sagte verwundert:
„Sollte man das für möglich halten! Stehen diese Worte denn wirklich da auf dem Papier?“
„Versteht sich! Hier, lies es selbst!“
Sam hielt ihm den Zettel hin.
„Unsinn! Behalte nur getrost das Papier! Ich will lieber mich mit fünfzig Indianern als mit drei Buchstaben herumbalgen. Mit den Indsmen werde ich fertig, mit dem Geschreibsel aber nicht. Es hat eben ein jeder seine starken und seine schwachen Seiten. Aber höre, Sam, diese Sache kommt mir doch ein wenig unwahrscheinlich vor!“
„Warum?“
„Weil erstens diese Kerle nur vier Stunden entfernt von hier stecken sollen.“
„Ist das so unmöglich?“
„Unmöglich wohl nicht. Aber sie werden sich doch nicht so nahe hersetzen, wo sie hier den Diebstahl ausgeführt haben.“
„Hm! Man kennt ihre Gründe nicht.“
„Und nun nur zwei bei den Wagen lassen!“
„Jemand muß doch als Wache zurückbleiben!“
„Und das Geld vergraben! Das steckt man doch ein und behält es bei sich!“
„Schau, wie klug du bist! Diese Kerle sind zu einem Raubzug aufgebrochen. Sie wissen nicht, ob er gelingen werde. Gelingt er nicht, so laufen sie Gefahr, das zu verlieren, was sie bei sich haben. Es ist also ganz klug, daß sie es vergraben haben.“
„Hm! Es ist das alles möglich, sehr wahrscheinlich aber ist es nicht.“
„Ich glaube es.“
„Bedenke, wenn irgendein Lump sich den Spaß gemacht hatte, uns irrezuführen. Vielleicht einer aus der Spitzbubengesellschaft selbst. Sie bringen uns von der richtigen Spur ab und kommen unterdessen in Sicherheit.“
„Pshaw! Ein solcher Halunke hätte es nicht fertiggebracht, sich in dieser Weise anzuschleichen, er hätte uns auch nicht die Gewehre und Pferde gelassen.“
„Das ist freilich wahr.“
„Und zudem hoffe ich, daß wir, wenn der Tag anbricht, eine Spur der Wagen finden werden, obgleich bereits fünf Tage vergangen sind.“
„So willst du also diesem schriftlichen Rat folgen?“
„Natürlich! Wir haben ja noch Zeit, zu beraten. Von großem Vorteil hierbei wäre es, daß wir für unsere Ladies kein Versteck zu suchen brauchten. Vier Stunden können sie es zu Pferd aushalten. Wir können sie also gleich mitnehmen. Es scheint mir, daß der ‚Rote Burkers‘ das Tal, in dem die Wagen stehen, bereits gekannt hat. Es ist sein Versteck, von dem aus er noch einige Beutezüge unternehmen will. Die Wagen bieten ihm die vortrefflichste Gelegenheit, das Geraubte dann bequem in Sicherheit zu bringen. Wie gesagt, ich glaube alles, was hier auf dem Zettel steht. Und da diese beiden Namen darunter geschrieben sind, so bin ich bereit, auf den Inhalt zu schwören wie auf das Evangelium.“
„Warum aber tut dieser ‚Fürst der Bleichgesichter‘ so heimlich? Warum hat er uns nicht geweckt, um uns seine Mitteilung mündlich zu machen?“
„Er wird seine Gründe gehabt haben.“
„Natürlich! Aber woher weiß er das alles?“
„Das ist seine Sache.“
„Und woher weiß er, daß diese gute Lady aus dem Ort Ruppertsgrün ist?“
„Ich schätze, daß er sich länger, als wir annehmen, hier bei uns befunden und uns belauscht hat.“
„Und was hat es mit der Gratulation für eine Bewandtnis? Seid ihr etwa beide an demselben Datum geboren und feiert heute euern Geburtstag?“
„Fast ist es so. Wir feiern den Tag der Wiedergeburt.“
„Du siehst mir nicht aus wie ein wiedergeborenes Wickelkind, Dicker. Macht keine Faxen!“
„Na, so will ich deutlicher sein. Du selbst hast heute bereits auf die Lady angespielt, deren Bekanntschaft ich da drüben gemacht
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