51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
Zeichen an sich, nach dem man diese Frage beantworten könnte. Ah, sie scheinen sich beruhigt zu haben. Sie kommen heran.“
Die Indianer setzten ihre Pferde wieder in Galopp, und je näher sie kamen, desto besser waren sie zu erkennen.
Der eine, größere von ihnen war wohl zwanzig Jahre alt und in einen dunklen Jagdanzug gekleidet. Er trug eine Doppelbüchse, die am Riemen über seiner Schulter hing. Sein Gesicht war unbemalt, braun, aber von beinahe kaukasischen Zügen.
Der andere war noch jünger und in einen weißen Jagdanzug von Rehleder gekleidet. Genäht war dieser Anzug mit rotgefärbter Hirschsehne. Dieser Kleinere hatte sein Gesicht mit quer über dasselbe gehenden roten und gelben Strichen gefärbt, so daß die eigentlichen Züge nicht zu erkennen waren. Auch er trug ein Gewehr, aber einen prachtvollen Lefaucheux-Hinterlader, eine große Seltenheit bei einem Indianer.
Beritten waren die beiden außerordentlich gut. Der Ältere saß auf einem Rapphengst und der Jüngere auf einer Schimmelstute.
Als sie herangekommen waren, parierten sie ihre Pferde.
„Uff, uff! Lo, lo!“ rief der Jüngere mit knabenhaft feiner Stimme, als ob er sich über etwas wundere, während der Ältere die Gesellschaft mit ernster Miene musterte und sagte:
„Die Bleichgesichter haben einen weiten Weg hinter sich?“
„Ja, einen sehr weiten“, antwortete Sam.
„Woher kommen sie?“
„Von jenseits des Gebirges.“
„Und wohin wollen sie?“
„Nach dem Silbersee.“
„Wollen sie vielleicht dort jagen?“
„Nein. Wir wollen dort ausruhen.“
„So weiß mein weißer Bruder wohl nicht, daß es dort keinen Ort gibt, an dem ein Fremder sein Wigwam aufschlagen darf?“
„Wer will es mir verwehren?“
„Die Krieger der roten Nation.“
„Sie werden mich nicht fortweisen, ich bin ihr Freund.“
„Alle Bleichgesichter nennen sich Freunde der roten Männer, aber ihre Zungen sind falsch. Sie handeln anders, als sie sprechen.“
„Ist mein roter Bruder schon so bei Jahren, daß er solche Erfahrungen gemacht hat?“
„Die Bleichgesichter sorgen dafür, daß der rote Mann sie bereits in seiner Jugend kennenlernt. Mein weißer Bruder wird sehr klug handeln, wenn er mit den Seinen umkehrt. Es ist am Silbersee kein Platz.“
„So ist der Platz schon besetzt?“
„Ja.“
„Von wem?“
„Es befindet sich dort das Nest der ‚Taube des Urwalds‘, und die roten Krieger sorgen dafür, daß kein Raubvogel sich diesem Nest nahe.“
„Ich bin kein Raubvogel, ich komme als ein Freund der ‚Taube‘, um ihr eine wichtige Entdeckung zu machen.“
„Sie wird den weißen Mann nicht empfangen.“
„Ich werde doch versuchen, ob sie es tut!“
Da sagte der Jüngere:
„Sie wird es tun. Du bist ihr willkommen.“
„Ich danke dir, Knabe. Deine Worte klingen lieblicher als diejenigen deines Bruders.“
„Ich spreche gern freundlich mit dir, du bist ein kühner Jäger, und dein Herz ist voller Güte und Ehrlichkeit.“
„Wie kannst du das wissen?“
„Ein jeder wird Sam Barth so beschreiben, wie ich es getan habe.“
„Sapperment! Du kennst mich?“
„Ja. Auch Jim und Tim werden der ‚Taube‘ sehr willkommen sein.“
„Alle Wetter! Auch diese kennst du?“
„Sehr gut.“
„Kann mich nicht besinnen!“ meinte Tim. „Woher willst du uns kennen?“
„Ihr habt mir einmal einen großen Dienst geleistet.“
„Welchen denn?“
„Davon später!“
Der junge Indianer gab seinem Pferd die Sporen und sprengte, gefolgt von dem anderen, in gestrecktem Galopp davon.
„Da brate mir einer einen Storch!“ sagte Jim.
„Brate ihn dir nur selbst!“ lachte Sam.
„Ich habe das Kerlchen noch nie gesehen!“
„Ich auch nicht. Und doch – hm!“
„Was denn – hm!“
„Er sprach in reinstem Englisch, während der andere sich im Indianermischmasch ausdrückte. Es kommt mir irgend etwas bekannt an diesem Kleinen vor.“
„Etwa die Visage?“
„Die konnte man ja gar nicht sehen. Nein, aber die Stimme – diese Stimme!“
„Hast du sie gehört?“
„Welche Frage! Natürlich habe ich sie gehört; ich habe ja meine Ohren! Aber sie kommt mir bekannt vor. Es ist mir, als ob ich sie bereits einmal gehört hätte.“
„Täuschung.“
„Das ist möglich. Aber hast du seine Hände angesehen?“
„Was gehen mich die Hände an!“
„Da sieht man, wo du die Augen hast. Du willst ein Westmann sein und siehst doch so etwas nicht. Die Händchen waren klein wie Damenhände, ganz zart und so weiß,
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