51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
heute zu bezahlen, wenn du morgen erst den Gegenstand des Preises bekommst?“
„Nein. Geld gegen Ware oder Ware gegen Ware, so ist der richtige Handel.“
„So ist es recht, so liebe ich es auch, und so wollen auch wir es machen.“
„Wie meinst du das?“
Der Beduine hatte gar nicht bemerkt, daß er gegen sich selbst entschieden hatte.
„Wir tauschen doch auch!“
„Ja, die drei Männer gegen unsere Töchter.“
„Ganz richtig! Und da wollen wir es bei deinem eigenen Grundsatz lassen: Ware gegen Ware.“
„Allah! Du willst uns die Töchter nicht heute zurückbringen?“
„Nein.“
„Warum?“
„Weil du uns auch nicht heute die drei Männer auslieferst.“
„Ich habe dir doch mein Wort gegeben, daß ich sie bei Tagesanbruch fortsende!“
„Schön! Da gebe ich dir auch mein Wort, daß ich euch um dieselbe Zeit die Mädchen sende.“
„Wie?“
„Ware gegen Ware und Wort gegen Wort! Nicht aber Ware gegen Wort oder Wort gegen Ware. Du bist ein vorsichtiger Mann, ich bin es auch.“
„Aber wir haben Sehnsucht nach unseren Töchtern!“
„Und wir sehnen uns nach unseren Feinden.“
Der Scheik sah ein, daß er mit seiner List an den unrechten Mann gekommen sei. Er zeigte sich sehr verstimmt.
„So muß ich noch einmal mit den Ältesten sprechen“, sagte er. „Erlaubst du es mir?“
„Ja, doch darf es nicht zu lange dauern, sonst bringst du das Leben der Mädchen in Gefahr.“
Der Scheik ging. Unterwegs traf er auf den Russen und den Pascha. Er teilte ihnen mit, daß seine List ohne Erfolg gewesen sei, und daß er darum noch einmal mit den Ältesten beraten müsse. Dann eilte er weiter.
„Unsere Angelegenheit steht sehr schlecht“, meinte der Pascha. „Wäre es nicht am allerbesten, diesen Steinbach niederzuschießen?“
„Das geht nicht. Wir würden uns da die ganzen Beni Halaf zu Feinden machen, da in diesem Fall das Leben ihrer Kinder in Gefahr käme.“
„Gibt es denn kein anderes Mittel?“
„Es gibt eins.“
„Nun, welches?“
„Das Duell.“
„Allah!“
„Ja, wir fordern ihn. Er darf und wird sich dem Verdacht der Feigheit nicht aussetzen und muß sich also mit uns schießen. Hast du Mut?“
„Dummheit, daran zu zweifeln. Man schießt eine Sekunde früher als er, und ihn trifft die Kugel.“
„Ganz recht. Und wir losen, wer von uns beiden sich zuerst mit ihm schießt!“
„Einverstanden!“
„So komm! Machen wir der Sache auf diesem Weg ein Ende.“
Es hatte wohl keiner von den Männern den rechten Mut, sich mit Steinbach zu schießen, aber da ein jeder die Hoffnung hegte, der zweite zu werden, so wagten sie das Unternehmen. Entschlossen schritten sie dem Zelt zu, unter dem Steinbach noch immer saß, auf die abermalige Rückkehr des Scheiks wartend. Er sah sie kommen und zog schnell seinen Revolver heraus, um ihn für alle Fälle bei der Hand zu haben.
Sie blieben vor ihm stehen und betrachteten ihn mit herausfordernden Blicken.
„Effendi“, begann endlich der Pascha. „Was haben wir mit dir zu schaffen? Warum läßt du uns nicht in Frieden unseres Weges ziehen?“
„Weil ihr mir dabei stets den meinigen kreuzt.“
„Ist mir nicht eingefallen!“
„Mir auch nicht“, stimmte der Russe bei. „Ich habe es satt, mich von dir verfolgen zu lassen. Ich sehe keinen einzigen Grund für dich, mich zu beunruhigen.“
„Mein Hauptgrund heißt zunächst Gökala.“
„Was geht sie dich an? Sie ist meine Frau.“
„Das ist eine Lüge!“
„Beleidige mich nicht!“ donnerte der Graf.
„Pah! Wirf dich nicht in dieser Weise in das Zeug. Du machst dich doch nur lächerlich! Wie könnte Semawa jemals auf den Gedanken gekommen sein, dein Weib zu werden!“
Der Russe fuhr zur Seite, als ob er einen Stoß erhalten habe.
„Semawa! Wer ist das?“ stotterte er.
„Dieselbe, die du dann Gökala genannt hast.“
„Unsinn!“
„Die Tochter des Maharadscha von Nubrida.“
„Donnerwetter! Du phantasierst wohl? Es ist mir ja noch niemals so ein Ding wie ein Maharadscha zu Gesicht gekommen!“
„Aber aus dem Gesicht kam er dir – nämlich als Verbannter nach Sibirien hinein.“
Der Graf wollte etwas sagen, brachte aber kein Wort hervor. Er stand mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen da und starrte den Mann an, der dieses heiligste seiner Geheimnisse so genau kannte.
„Nicht wahr, du erschrickst, Graf Alexei Polikeff?“
„Nein! Ich weiß nicht, was du willst.“
„So weiß der es, der hier neben mir sitzt. Habe die Güte, dir ihn
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