51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
ja nicht! Es würde dir das sehr schlecht bekommen. Überlege vorher, daß du an dem Entweichen der Flüchtlinge schuld bist! Hättest du nicht so endlos gezaudert, so wäre ihnen die Flucht unmöglich geworden. Ich wollte dir eure Töchter gegen sie umtauschen. Nun sind sie fort, und ihr werdet eure Nachlässigkeit und Hinterlist zu bereuen haben.“
„Meinst du etwa, daß du uns die Mädchen nun nicht ausliefern willst?“
„Ja, das meine ich!“
„Effendi, sie gehören uns aber doch!“
„Jetzt gehören sie uns. Sie befinden sich in unserer Gewalt. Gib mir die Fackel und komm mit! Auch einige deiner Leute mögen uns folgen. Ich will sehen, ob ich die Spur der Flüchtigen finde.“
Steinbach ging mit den ihn Begleitenden eine Strecke vom Lager ab und schlug dann einen Bogen um dasselbe. Er brauchte gar nicht lange zu suchen, so fand er die Fährte der vier Kamele. Es war den frischen Spuren ganz deutlich anzusehen, daß die drei Entkommenen sehr schnell geritten waren.
„Hier sind sie aus dem Lager gekommen“, sagte Steinbach. „Sie reiten nach Nordost.“
„Nach dem Dar Gus Abu Seid“, erklärte der Scheik, der sich in großer Verlegenheit befand.
„Vielleicht weichen sie zur Rechten oder Linken ab!“
„Nein, das geht nicht, denn da würden sie in die pfadlose Wüste kommen, wo sie verderben müßten. Der Beni Suef kennt den Weg ebenso wie wir.“
„So werde ich ihnen augenblicklich nachjagen.“
„Tue es, Effendi!“
Bei diesen Worten stieß er einen leisen Seufzer der Erleichterung aus. Steinbach hörte dies und sagte:
„Das würde dir wohl sehr lieb sein?“
„Warum?“
„So wärst du mich los.“
Der Scheik fühlte sich getroffen und antwortete:
„Was denkst du von mir! Es kann mir doch nicht lieb sein, wenn du fortgehst, bevor du uns unsere Töchter wiedergegeben hast.“
„Da hast du sehr recht.“
„Auch kannst du den Entflohenen bei Nacht gar nicht nachjagen. Du würdest ihre Fährten nicht erkennen.“
„Die brauche ich nicht zu erkennen. Ich reite eben nach dem Dar Gus und werde sie dort finden. Aber es ist sehr richtig daß ich nicht eher gehen werde, als bis ich mit dir in Ordnung bin. Komm wieder zur Versammlung der Ältesten. Dort wollen wir weiter über diesen Gegenstand sprechen.“
Sie kehrten zurück in das Lager, wo sich indessen die Kunde von der Flucht der drei Betreffenden verbreitet hatte. Es herrschte infolgedessen eine ziemliche Aufregung. Den einen war es lieb, daß dieselben entkommen, den anderen hingegen unlieb; dies waren diejenigen, deren Töchter die Beni Sallah gefangenhielten. So spaltete sich das Lager in die Anhänger von zwei verschiedenen Meinungen, und als sich die Ältesten jetzt wieder versammelten, kamen auch alle anderen herbei.
Es bildete sich infolgedessen ein großer Kreis, in dessen Mitte das Feuer brannte. Steinbach trat in die Mitte und sagte mit lauter Stimme, so daß ein jeder ihn hören konnte:
„Ihr Krieger der Beni Halaf, ich habe euch einige kurze Worte zu sagen. Ich kam, um den Russen, den Türken und den Suef von euch zu fordern und euch an deren Stelle eure Töchter und Schwestern anzubieten. Ihr habt die drei Männer entkommen lassen, obgleich ich euch warnte. Darüber will ich nicht mit euch rechten, obgleich ich es könnte; eure Strafe wird ganz von selbst kommen; aber ich muß euch fragen, was nun mit den gefangenen Mädchen geschehen wird. Was meint ihr wohl?“
„Du wirst sie uns aushändigen“, sagte der Scheik.
„Denkst du?“
„Ja.“
„Warum denkst du das?“
„Weil wir ja nicht schuld sind, daß diese drei entflohen sind.“
„Ihr seid daran schuld.“
„Nein.“
„Lüge nicht! Meinst du etwa, ich wüßte nicht, daß ihr sie habt retten wollen? Nein, mich täuscht ihr nicht. Eure Töchter werden mit in die Gefangenschaft gehen.“
„Effendi, das wirst du uns nicht antun!“
„Warum nicht? Du hast es mir doch auch angetan, daß ihr euch so verhieltet, daß die drei Zeit gewannen, zu entkommen. Aber ich will nicht hart gegen euch sein. Ich könnte die Mädchen mitnehmen und sie als Sklavinnen verkaufen lassen. Ich will es nicht tun, sondern sie euch unter einer annehmbaren Bedingung aushändigen.“
„Welche ist es?“
„Der Blutpreis.“
„Effendi!“ rief der Scheik erschrocken aus.
„Entsetzt dich das so?“
„Es hat ja gar keinen Mord gegeben!“
„Nein, aber ich rechne dennoch sehr richtig. Wenn ein Mann erschlagen wird, so hat der Mörder, wenn er sein Leben retten
Weitere Kostenlose Bücher