51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
alles Nötige mehr als reichlich erklärt und bin nicht willens, weitere unnütze Worte zu machen. Ich stehe euch gerade ebenso und noch zwingender gegenüber wie diejenigen, die ihr gegen mich in Schutz nehmt. Sie sollen mir nicht entgehen, und wenn ihr sie mit Absicht entkommen laßt, so mögen die Folgen euch treffen. Ich verlange von euch die Garantie, daß die Männer nicht eher als bis zum Anbruch des Morgens aufbrechen können; wollt ihr nicht darauf eingehen, so könnt ihr sehen, ob ihr eure Töchter jemals im Leben wieder erblickt.“
Da stand der Scheik von seinem Sitz auf und sagte in gewichtigem Ton:
„Du vergißt, daß du dich auch in unserer Gewalt befindest. Ein Wink von mir, und du bist verloren!“
„Nein! Ein Wink von dir, und ich jage dir eine Kugel durch den Kopf. Verstanden?“
Steinbach zog den Revolver und trat drohend zu dem Scheik heran. Dieser wich zurück und meinte ängstlich:
„Effendi, du wirst doch nicht schießen?“
„Sage noch ein einziges Wort, das mir nicht gefällt, und ich drücke ab! Ich habe dir eine Zeit gestellt, diese ist nun verflossen. Was gedenkt ihr zu tun? Ich verlange eine kurze, bestimmte Antwort!“
Da meinte einer der Ältesten zum Scheik:
„Was besinnst du dich noch? Meine Enkeltochter befindet sich mit den anderen in der Gewalt der Beni Sallah. Soll ich sie nie wiedersehen? Dieser Effendi verlangt nichts, als daß wir seine Feinde nicht eher als zum Anbruch des Morgens fortlassen. Diesen Willen können wir ihm tun. Laß dir von den drei Personen ihr Wort geben, daß sie so lange hier bleiben, so ist es gut.“
„Nein, so ist es nicht gut“, sagte Steinbach. „Das Wort dieser Männer genügt mir nicht; sie haben ihr Ehrenwort bereits einmal gebrochen. Ich verlange nicht ihr Wort, sondern das eurige. Und nun stellt meine Geduld nicht auf eine längere Probe! Ich will einen festen, sicheren Bescheid, nach dem ich mich zu richten vermag.“
Die Versammelten erhoben sich von ihren Sitzen, nahmen den Scheik in ihre Mitte und sprachen eine Weile leise auf ihn ein. Dann wandte sich der letztere an Steinbach:
„Gut, Effendi! Wir haben beschlossen, den Fremden, die du ergreifen willst, ein Zelt anzuweisen und sie da bewachen zu lassen.“
„Ich werde sie selbst bewachen lassen.“
„Durch wen?“
„Durch einige Beni Sallah, die ich herbeirufe.“
„Auch das sei dir erlaubt. Aber wir setzen voraus, daß du uns unsere Töchter wiedergibst!“
„Sobald wir aufbrechen, werden sie zu euch zurückkehren.“
„Und es wird ihnen bis dahin weder Gewalt noch Unrecht geschehen? Versprichst du uns das?“
„Ich verspreche es.“
„So werde ich jetzt selbst die drei Männer holen, um sie in ihr Zelt zu bringen. Warte ein wenig.“
Der Scheik ging, und Steinbach kehrte zu dem Inder zurück. Dort hatte er sehr lange zu warten. Es verging eine geraume Zeit, ohne daß der Scheik sich wieder sehen ließ. Dabei bemerkte der Deutsche, daß es im Lager eine Unruhe gab, die endlich auch ihn besorgt machte. Es war ja sehr leicht möglich, daß die Beni Halaf irgendeinen Streich gegen ihn und seine Begleiter, vielleicht gar einen schnellen, heimlichen Überfall im Schilde führten. Darum ging er, den Scheik zu suchen.
Es wurde ihm dabei kein Hindernis in den Weg gelegt. Er fand ihn draußen am Ostende des Lagers, da, wo sich die Kamele befanden. Man hatte einige Fackeln angebrannt, die die Umgebung mit rotem Licht beleuchteten.
„Nun?“ fragte er. „Du kehrst nicht zurück! Wo sind die Leute, die du suchst?“
Der Anführer des Stammes machte ein höchst verlegenes Gesicht. Er antwortete stockend:
„Sie sind fort.“
„Wohin?“
„Weiß ich es, Effendi?“
„Höre, du willst mich betrügen! Du hast sie versteckt, damit sie uns entkommen sollen!“
„Bei Allah, du irrst! Ich habe keine Ahnung von dem Ort, an dem sie sich befinden.“
„Wo sind die Tiere?“
„Die stehen dort am letzten Zelt angebunden; aber uns fehlen die vier besten Reitkamele, die wir besitzen.“
„So sind sie entflohen.“
„Meinst du?“
„Natürlich! Und euch haben sie zum Dank für eure Gastfreundschaft eure besten Tiere gestohlen.“
„So haben wir die ihrigen dafür, die ganz ebenso wertvoll sind.“
„Tröstest du dich damit?“ fragte Steinbach zornig. „Diesen Trost laß ja fallen. Die Tiere sind den Beni Sallah gestohlen worden, und wir werden sie also wieder zu uns nehmen.“
„Oho!“
„Oho? Willst du die Herausgabe etwa verweigern? Daran denke
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