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51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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in die Gesichter. Jeder von ihnen bot einen Anblick, der geeignet war, die Lachlust zu reizen.
    Sam Barth war ein kleiner, aber außerordentlich dicker Kerl. Sein ganzer Anzug bestand aus einem einzigen Fell des grauen Bären, das er sich selbst zurechtgeschnitten und nach Indianersitte mit Hirschsehnen zusammengenäht hatte. Hose, Weste und Ärmel hingen zusammen. Die Ärmel bestanden ganz einfach aus dem Fell der Vorderpranken des Bären. Der Pelz ging nach außen. Nur bei den Stiefeln, die er sich auch selbst gefertigt hatte, waren die Haare nach innen gerichtet. Seine Kopfbedeckung bestand aus einer Mütze, die er sich aus der Kopfhaut des Bären bereitet hatte. So war es also sehr leicht, zumal des Nachts, ihn für einen Bären zu halten.
    Um den dicken Bauch hatte er als Gürtel einen langen, fünffach geflochtenen Lasso geschlungen. In diesem steckten der Tomahawk und das Bowiemesser, und daran hingen auch noch allerhand andere Sachen: eine Tabakspfeife, einige Lederbeutel mit Schrot, Pulver, Tabak, Kaffee, eine blecherne Büchse, die als Schüssel, Topf und Tasse gebraucht werden konnte, ein paar Hufeisen und weitere Kleinigkeiten, bei deren erstem Anblick man noch gar nicht zu sagen vermochte, wozu sie bestimmt seien.
    „Potz Blitz!“ lachte Tim. „Da ist es freilich kein Wunder, daß wir Euch für einen Grizzly hielten und mit den Messern auf Euch los wollten.“
    Der Grizzly ist nämlich der graue amerikanische Bär, der, auf den Hinterfüßen stehend, neun Fuß hoch ist; ein furchtbares, vielleicht das allerfurchtbarste Raubtier der Erde.
    „Ich und ein Grizzly!“ lachte Sam. „Seid ihr toll!“
    „Na, seht Ihr etwa nicht so aus?“
    „Was geht mich das Aussehen an! Ich habe sehr viel Gutes und Rühmliches von euch gehört. Auch ohne euch gesehen zu haben, hielt ich euch für tüchtige Kerle. Und nun redet ihr wie die dümmsten Sonntagsjäger!“
    „Oho, Master Barth!“
    „Ja. Wir sind hier in der Nähe von Fort Smith und der guten Stadt Van Buren. Wo soll denn da ein grauer Bär herkommen? Das ist ja gerade ein solcher Unsinn, als ob ihr in eurem Kopf ein Nest mit Walfischeiern hättet.“
    „Verdammt! Ihr habt recht. Das war allerdings ein sehr dummer Streich von uns. Aber Ihr hattet ganz und gar das Aussehen eines Bärenhäuptlings, der sich bei Nacht durch den Wald schleicht, um seiner Herzallerliebsten ein Ständchen zu bringen. Unser Irrtum ist also wohl zu entschuldigen. Aber hört, diese Kleidung ist sehr gefährlich für Euch!“
    „Wieso?“
    „Nun, Ihr könnt von anderen ebenso wie von uns für einen Master Petz gehalten werden und also sehr leicht eine Kugel in den Leib bekommen.“
    „Pah! Der Kerl müßte blind sein! Übrigens müßte ich mich auch gerade dahin stellen, wo er seine Flinte hinhält, und das tue ich doch wohl nicht. Aber hört einmal, Master Jim Snaker, Ihr lacht über mich, und da habt Ihr sehr recht, denn ich bin ein braver, lustiger Kerl, wer aber Euch ansieht, der möchte vor Wehmut und Erbarmen die bittersten Tränen vergießen.“
    „Wieso?“
    „Wieso fragt Ihr? Habt Ihr Euch denn noch niemals im Spiegel gesehen?“
    „Es ist zwölf oder fünfzehn Jahre her, daß ich einmal vor einem solchen Dinge gestanden habe.“
    „Aber ins Wasser habt Ihr geguckt?“
    „Nicht nur geguckt, ich bin sogar verschiedene Male hineingestürzt, so daß es mir um mich angst und bange hätte werden können.“
    „Habt Ihr denn da Euer Bildnis nicht einmal gesehen?“
    „Verschiedene Male.“
    „Nun, was sagt Ihr dazu?“
    „Daß ich ein prächtiger Kerl bin!“
    „Ja, ein brechtiger Kerl, nämlich entweder zum Brechen oder zum Zerbrechen, verstanden, he!“
    „Oho! Wollt Ihr mich auslachen?“
    „Nein, ganz und gar nicht. Ich habe doch bereits gesagt, daß ich mich aus Mitleid in die bitterste Tränenflut auflösen möchte. So eine jammervolle Gestalt, wie Ihr seid, habe ich noch nie gesehen. Schaut Euch einmal meine Backen an. Sind sie nicht so dick, so voll und rot, wie zwei geräucherte Schweineschinken, zwischen denen sich mein Näschen ausnimmt, wie das Schwanzstümpfchen eines kupierten Affenpintschers?“
    „Ja, das ist sehr richtig!“ lachte Jim.
    „Nun, wo habt Ihr denn Eure Wangen oder Backen? Sie sind Euch, wie es scheint, hineingefallen, und Ihr habt sie aus Versehen mit hinuntergeschluckt. Und nun gar die Nase! Sapperment! Wo ist denn die Euch abhanden gekommen, Master Jim?“
    In gebildeten Kreisen ist es geradezu unmöglich, sich über die

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