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51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gegeben, sie zu sehen, und es ist ihm nicht gelungen. Vielleicht bringt Ihr es besser fertig, und das sollte mich herzlich freuen. Gehen wir von hier aus jetzt gerade nach Norden, so erinnere ich mich, daß es dort einen Wasserlauf gibt, an dem die Bäume zurücktreten. Dort steht tiefes Gebüsch, das den Schein unseres Feuers verdecken wird. Dort können wir lagern. Moskitos haben wir nicht zu fürchten. Die lieben zwar die Nähe des Wassers; aber wir stehen ja noch im zeitigen Frühjahr, wo diese Landplage noch nicht so gang und gäbe ist. Kommt also!“
    Tim schritt voran, und die beiden anderen folgten. Es war stockdunkel; sie konnten einander nicht sehen, aber die zwei Genannten folgten Tim nach dem Gehör. Keiner der drei Männer stieß an einen Baum oder tat einen Fehltritt. Durch die langjährige Übung schärfen sich die Sinne eines Waldläufers ebenso, wie diejenigen eines wilden Tieres. Dazu bildet sich ein gewisses Etwas, ein Ahnungsvermögen, eine Art Instinkt aus, der den Jäger eine Gefahr sozusagen bereits von weitem ‚wittern‘ läßt. Es ist geradezu erstaunlich, was so ein Mann zu leisten vermag. Ein Halbwilder, vielleicht sogar ein dreiviertel Verwilderter, geht er als Pionier der Zivilisation voran und ebnet mit seinen rohen Mitteln der Bildung den Weg, nach dem wilden Westen vorzudringen. Von lauernden Gefahren stets umgeben, hat das Leben für ihn einen so geringen Wert, daß er es bei einer verhältnismäßigen Geringfügigkeit in die Schanze schlägt, und doch weiß er es mit einer List und einer Verwegenheit, mit einem Scharfsinn, einem Mut und einer Ausdauer zu verteidigen, von denen der Europäer gar keine Ahnung hat. Ein verdienter Offizier des Festlandes, der zehn Feldzüge mit Auszeichnung mitgemacht hat, hat vielleicht das nicht erlebt, was so ein einfacher, in Lumpen herumlaufender Westmann in einem halben Jahr erlebt hat.
    Die drei Männer waren ungefähr eine Viertelstunde lang vorwärts geschritten, als sie das Geräusch fließenden Wassers hörten.
    „Da ist der Fluß“, sagte Tim. „Halten wir uns ein wenig rechts, so kommen wir an Buschwerk.“
    Er hatte recht. Bald traten die Bäume zurück. Das dichte Laubdach öffnete sich, und nun waren die Sterne des Himmels zu sehen. Die Präriejäger standen inmitten eines dichten Buschwerkes, durch das sich die Fluten wälzten. Sie blickten sich um, so gut es der Schein der Sterne erlaubte.
    „Schau!“ sagte Tim. „Dort liegt ein Baum, den der Sturm umgelegt hat. Das gibt vielleicht dürres Feuerholz. Laßt uns einmal sehen!“
    Seine Hoffnung wurde nicht betrogen. Einige Äste und Zweige des Baumes waren, durch den starken Stamm vor Regen geschützt, vollständig ausgetrocknet, und die beiden Brüder begannen sofort, mit ihren Bowiemessern sich Feuermaterial loszuschneiden.
    „Dumm, daß man so vorsichtig sein muß!“ brummte Sam Barth. „Habe da einen sehr guten Tomahawk, mit dem ich große Stücke loshauen könnte, aber das würde gehört werden.“
    „Von wem habt Ihr diesen Tomahawk?“ fragte Tim. „Ist er auf Eurem eigenen Grund und Boden gewachsen, oder habt Ihr ihn irgendwo gefunden?“
    „Gefunden? Seid ihr toll? Glaubt ihr, daß Sam Barth der Mann ist, ein indianisches Kriegsbeil in seinen Gürtel zu stecken, das er sich nicht gut verdient hat? Oho! Dieser Tomahawk ist ehrlich erkämpft. Er war das Eigentum eines Comanchenhäuptlings. Ich gab ihm mit dem Gewehrkolben eins auf den Kopf, daß er vor Verwunderung darüber das Leben fahren ließ. Ich ließ ihn liegen, den Tomahawk aber nahm ich mit. Wer mit meiner Auguste in Berührung kommt, mit dem steht es sicherlich Matthäi am letzten.“
    „Auguste?“
    „Ja.“
    „Wer ist dieses Frauenzimmer?“
    „Frauenzimmer? Hihihi!“ kicherte Sam. „Auguste ein Frauenzimmer! Na, machen wir erst ein Feuer, damit wir etwas sehen können, dann will ich euch diese Auguste, dieses Frauenzimmer zeigen.“
    Sie hatten bald mehrere Arme voll trockener Äste zusammen und drangen damit in das Dickicht ein. Im Inneren desselben fanden sie ein kleines, freies, mit Gras bewachsenes Plätzchen, gerade groß genug, daß drei Personen sich um ein kleines Feuer lagern konnten. Dort beschlossen sie, die Nacht zuzubringen.
    In einigen Minuten brannte das Feuer, aber von so wenig Holz genährt, daß der Schein der Flamme nicht durch und über die Büsche hinausdringen konnte. Jetzt konnten sich die neuen Bekannten genau betrachten. Sie taten es und – lachten einander unwillkürlich

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