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51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zurück, und ich kann mit dem Kanu entkommen. Ich muß unbedingt hören, was sie reden. Ich stecke mich also hier in das Ufergebüsch. Sie werden es nicht für möglich halten, daß ich die Verwegenheit habe, hierzubleiben. Ich bin also vollständig sicher.“
    Er versteckte sich ganz in der Nähe derjenigen Stelle, an welcher das Kanu vorher angebunden war, und wartete auf die Rückkehr seiner Verfolger, deren Enttäuschung jedenfalls eine große war.
    Seine Geduld sollte nicht lange auf die Probe gestellt werden. Es raschelte bald in den Gebüschen, und eine lange Gestalt mit einem Reiterhelm auf dem Kopf erschien. Es war Tim. Er blieb am Ufer stehen, gerade da, wo Walker sich verborgen hielt, höchstens vier Schritte von ihm entfernt, so daß der letztere ganz deutlich hörte, wie der Lange überrascht vor sich hinmurmelte:
    „Look a day! Da sitzt der Halunke in seinem Kanu und wartet darauf, uns auszulachen! Wart', Bursche, ich will dir eins auf den Pelz brennen!“
    Er erhob die Büchse oder wenigstens die Arme, als ob er schießen wolle. Er hatte in seiner Aufregung ganz vergessen, daß er ja sein Gewehr gar nicht bei sich habe. Er ließ also auch sogleich die Arme wieder sinken und fuhr ärgerlich fort:
    „Verdammt! Da habe ich ja kein Gewehr! Ich werde es mir schnell holen, und dann – good look! Das ist ja der Bursche gar nicht, sondern das ist Sam, der dicke Bär! Welch ein Glück, daß ich die Büchse nicht bei mir hatte, ich hätte ihm wirklich eine Kugel durch den Kopf gejagt! Wo aber ist Jim?“
    Er brauchte nicht erst lange zu fragen, sondern die Antwort erfolgte sogleich. Er hörte die Büsche rascheln, und dann trat der Genannte herbei, laut atmend vom schnellen Lauf und vor Aufregung und Zorn.
    „Tim, du?“ sagte er. „Hast du ihn gesehen, oder ist – Himmel! Dort sitzt der Lump!“
    „Du irrst! Dieser Gentleman, der da vor Anker liegt, ist Sam Barth, der Dicke.“
    „Ah, wirklich! Was fällt dem Kerl denn ein?“
    „Weiß auch nicht.“
    „Das ist eine dumme Faxe. Anstatt sich da in das Boot zu setzen, konnte er den Flüchtling mit verfolgen. Ich werde ihm meine Meinung sagen. Als alter, erfahrener Westmann muß er doch wissen, was –“
    Er wurde unterbrochen, denn Sam fragte von dem Kanu herüber:
    „Seid ihr denn nun fertig mit eurer Fernguckerei? Ich hoffe, ihr haltet mich nicht länger für den, der euch jedenfalls entwischt ist.“
    „Hat dieser Kerl Augen!“ flüsterte Jim dem Bruder zu. „Uns in dieser Dunkelheit hier von dem Gesträuch zu unterscheiden! Das ist viel, das ist stark; das brächten wir freilich nicht fertig!“
    Und laut fügte er hinzu:
    „Was bleibt Ihr da draußen? Hat Euch jemand angenagelt, Master Barth? Kommt herüber!“
    „Well, Sir! Sollt mich sogleich in die Arme schließen können.“
    Er kam herbei, stieg aus und band das Kanu wieder an. Tim antwortete unwillig:
    „Von wegen dem in die Arme schließen irrt Ihr Euch, Master Sam. Eine solche Belohnung habt Ihr nun freilich nicht verdient.“
    „Nicht? Wieso?“
    „Euer Verhalten ist nicht dasjenige eines Westmannes, sondern das eines unerfahrenen Kindes.“
    „Ah? Und ich dachte, doch gerade sehr klug gehandelt zu haben!“
    „Oder vielmehr im Gegenteil ganz verkehrt, wie gesagt, wie ein Kind!“
    „Auch gut! Bei uns in Deutschland gibt es ein Sprichwort, welches lautet: Was kein Verstand der Verständigen sieht, das merket in Einfalt ein kindlich Gemüt. Verstanden, Mesch'schurs?“
    „Ja, Einfalt, da habt Ihr recht!“ zürnte Jim. „Ihr hättet, anstatt Euch hier auf dem Wasser umherzuschaukeln, dem Flüchtling mit nachjagen sollen.“
    „Meint ihr?“ lachte der Dicke. „Ja, dazu ist der alte Sam Barth doch zu dumm. Übrigens konnte ich doch gar nicht laufen, ich war ja lahm.“
    „Unsinn! Mit sechs Händen ist ein Fliehender jedenfalls leichter zu ergreifen, als mit vieren.“
    „Ja, wenn die sechs Hände sechzig Augen hätten, um in der Nacht zu sehen. Ich habe jedenfalls meine Pflicht besser getan als ihr!“
    „Oho!“
    „Nun, so will ich euch erklären. Bei Nacht laufe ich keinem Flüchtigen nach. Ich kann ihn nicht sehen. Und will ich ihn hören, so muß ich stehenbleiben und lauschen. Indessen bekommt er einen solchen Vorsprung, daß ich ihn sicher aufgeben muß. Reißt mir des Nachts einer aus, so lasse ich ihn ganz gemütlich laufen und warte den Tag ab. Dann sehe ich seine Fährte und kann ihm folgen, so lange und so weit es mir beliebt. Ihr aber seid hinter diesem

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