51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
Walker hergelaufen und habt seine Spur so zerstampft, daß gar nicht daran zu denken ist, sie zu finden.“
„Hm! Ich muß sagen, daß dies nicht so übel klingt. Warum aber setzt Ihr Euch in den Kahn?“
„Auch eine sehr kluge Frage! Wer in einem Kanu fährt, der kann möglicherweise in demselben irgend etwas liegen haben. Nicht?“
„Sapperment! Lag etwas drinnen?“
„Ja. Hier dieses Dingsda.“
Er bückte sich in das Kanu hinab, nahm aus demselben einen Gegenstand und reichte ihn Jim hin.
„Eine Tasche“, sagte dieser. „Und schwer. Was mag da drinnen sein? Vielleicht Munition. Sie ist schwer.“
„Habe das Ding bereits untersucht. Es sind allerdings Kugeln drin, daneben aber auch mehrere Geldrollen, Silberdollars, wie es scheint.“
„Das ist ein guter Fund. Weiter nichts? Keine Papiere oder sonst etwas?“
„Nein. Seid mit dem Geld zufrieden. Ein armer Jäger kann es immer gebrauchen.“
„Sehr richtig. Aber der Kerl selbst wäre mir doch tausendmal lieber, als sein Geld. Herrgott, wenn ich daran denke! Habe ihn vor mir stehen, gerade da zwischen meinen Fäusten, und lasse ihn entwischen. Tim, was sagst du dazu?“
„Daß wir die größten Esel sind, welche es jemals gegeben hat. Sehnen uns jahrelang danach, den Kerl einmal zu treffen, und nun er uns geradezu ins Garn läuft, wie vom Himmel gefallen, lassen wir ihn entkommen. Ich schäme mich vor mir selber.“
„Recht so!“ lachte Sam. „Schämt euch ein bißchen! Aber das können wir auch dort bei unserem Feuer tun. Oder sind wir hier angewachsen?“
„Ja, gehen wir. Unsere Gewehre liegen auch noch dort.“
„Nein. Wollt ihr gefälligst die Güte haben, sie euch hier aus dem Kanu zu nehmen.“
„Hier? Warum habt Ihr sie denn mit in das Boot genommen, Sam?“
„Das begreift ihr nicht?“
„Nein.“
„Das ist sehr verwunderlich“, lachte er. „Ich wollte verhüten, daß ihr damit ein Unheil anrichtet. Ihr hättet den armen Teufel treffen können.“
„Mensch! Ist das Euer Ernst?“
„Ja, mein völliger Ernst. Laßt diesen Walker laufen! Was habt ihr davon, wenn ihr ihn tötet? Nichts, gar nichts. Kommt! Jetzt schlafen wir, und dann am Morgen können wir ja sehen, ob wir seine Fährte vielleicht doch noch entdecken. Viel liegt mir freilich nicht daran. Wir wollen nach Lebanon zum Rendezvous, wo uns die Kameraden erwarten, und wenn wir eine halbe Ewigkeit daranwenden, den Tapfen irgendeines Menschen nachzulaufen, so kommen wir zu spät und haben das Nachsehen.“
Er schritt nach dem Feuer zu. Sie verstanden ihn nicht. Was wollte er mit seinen letzten Worten? Von dem Städtchen Lebanon, welches eine Tagereise von hier lag, war doch gar nicht die Rede gewesen! Daß er aber irgendeine Absicht hatte, das verstand sich ganz von selbst. Sie nahmen also die Gewehre an sich und folgten ihm.
Beim Feuer angekommen, fragte Jim:
„Was meintet Ihr denn mit –“
„Haltet den Schnabel!“ unterbrach ihn der Dicke leise, aber hastig. „Setzt euch nieder und wartet es ab!“
Er bückte sich nieder und kroch in den nächsten Busch. Sie hörten, daß er die Runde machte. Dann kehrte er zurück und setzte sich zu ihnen.
„Sprecht so leise, daß nur wir uns hören!“ sagte er.
„Denkt Ihr etwa, daß der Kerl noch da ist?“
„Denkt ihr es etwa nicht?“
„Oho! So dumm wird er doch nicht sein?“
„Oder vielmehr so gescheit. Ich sage euch, daß ich an seiner Stelle ganz einfach hiergeblieben wäre. Ich hätte mich hinter den nächsten Busch niedergeworfen und euch vorbeilaufen lassen. Dann würde ich warten, bis ihr zur Ruhe seid und mich mit dem Kahn davonmachen.“
„Sam, Ihr seid wirklich ein verwegener Schlingel!“
„Andere sind es auch!“
„Und Ihr meint, daß er auf denselben Gedanken gekommen sein könnte?“
„Ja. Er sah mir gar nicht aus wie einer, der da auf die Nase gefallen ist; er hatte ein raffiniertes Spitzbubengesicht, und so ist ihm dieser Gedanke sehr wohl zuzutrauen. Übrigens hatte er seine Tasche mit dem Geld im Boot. Schon deshalb müßte er versuchen, wieder zu seinem Eigentum zu gelangen.“
„Sam, Ihr seid wirklich kein unebener Kerl. Ich mache Euch mein Kompliment.“
„Gebt euch keine Mühe! Ein Kompliment von zwei Dummköpfen, die einem dritten dahin nachlaufen, wo er gar nicht zu finden ist, ist doch wahrhaftig nicht viel wert. Und dabei redet ihr davon, daß ich es sei, der die Dummheiten gemacht habe! Ich sage euch, der Kerl wäre längst mit seinem Kanu fort, wenn ich mich
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