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51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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das bin ich, das bin ich sogar sehr, obgleich ich nicht im Frack und Spannfederhut vor Euch erscheine. Ich komme als ein sehr guter Freund von Euch. Das werde ich Euch bald beweisen. Darum hoffe ich, eine Antwort auf meine Frage zu erhalten, welche ich Euch vorlegen muß.“
    „Tut es, Sir!“
    „Befandet Ihr Euch vor ungefähr zwei Stunden hier auf dieser Veranda?“
    „Ja.“
    „War jemand bei Euch?“
    „Nein.“
    „Wurdet Ihr beobachtet?“
    Sie errötete in lieblicher Verlegenheit. Sie dachte an das Nachtgewand, welches sie getragen hatte. Sie antwortete darum zögernd:
    „Ich weiß nichts davon. Sollte ich etwa beobachtet worden sein?“
    „Ja, Miß.“
    „Von wem?“
    „Von einem Fremden, dort von jener starken Platane aus. Der Kerl hat da längere Zeit gestanden, um Euch anzusehen. Doch habt Ihr nicht nötig darüber zu erröten. Wer so ein feines und herzallerliebstes Puppengesichtchen hat wie Ihr, der kann sich zu jeder Tages- und Nachtzeit ansehen lassen, ohne sich schämen zu müssen. Nur eine Häßliche wird die Nase nach Nordwest wenden, wenn der Blick eines Auges aus der Gegend von Südost auf sie fällt.“
    Er hatte keine Ahnung von der Dummheit, welche er gesagt hatte. Sie wollte ihm eigentlich zürnen, kam aber doch nicht dazu. Ein Blick in sein rotes, dickes, äußerst gutmütiges Gesicht nötigte ihr vielmehr ein freundliches, entschuldigendes Lächeln ab, doch fragte sie:
    „Kommt Ihr nur aus dem Grund, mir solche Dinge zu sagen?“
    „Nein; das tue ich nur so nebenbei, weil mir bei Eurem Anblick das Herz überläuft. Eigentlich kam ich, um mich zu erkundigen, ob Master Wilkins zu sprechen ist.“
    „Jetzt wohl schwerlich. Er hat Besuch.“
    „So früh am Tag! Das ist verwunderlich!“
    „Ihr kommt doch ebenso früh!“
    „Ja, das ist richtig; aber ich habe etwas höchst Notwendiges mit ihm zu sprechen. Ah, da fällt mir ein! Sollte sich etwa dieser Kerl bei ihm befinden –“
    „Welcher? Wer?“
    „Der Euch beobachtet hat.“
    Sie errötete abermals, und zwar noch viel tiefer als vorher. Wenn derjenige, welcher sich jetzt bei ihrem Vater befand, sie in ihrem tiefen Negligé gesehen hätte, so wäre das für sie im höchsten Grad unangenehm gewesen, ja noch viel mehr als unangenehm. Darum verwandelte sich die Röte der Scham sofort in die Röte des Zorns, als sie antwortete:
    „Sollte Leflor es gewagt haben –“
    „Leflor? Nicht Walker? Hm! Vielleicht nennt er sich hier Leflor.“
    „Wer ist Walker?“
    „Ein Mensch, den ich suche, ein Bösewicht, welcher vom Felsengebirge herabkommt, um –“
    „Der hat mich gesehen?“ fiel sie schnell ein.
    „Ja, der.“
    „Das beruhigt mich. Monsieur Leflor ist ein anderer. Er ist Besitzer der benachbarten Pflanzung und befindet sich jetzt bei Pa, jedenfalls um dringende Geschäfte mit ihm zu besprechen.“
    „Das meinige ist noch dringender. Ich sehe mich gezwungen, die Herren zu stören.“
    „Wenn dies der Fall ist, so bemüht Euch nach der vorderen Front. Dort befindet sich das Portal, und der Diener wird Euch anmelden. Nur dürft Ihr nicht, wie hier, vergessen. Euren Namen zu nennen.“
    „Verzeihung Miß! Aber wenn ich Euch ansehe, so vergesse ich meinen Taufschein und auch mein Impfzeugnis. Ich heiße Sam Barth und bin meines Standes ein Savannenläufer.“
    Da trat sie schnell einen Schritt weiter vor, hob das schöne Köpfchen überrascht höher und fragte:
    „Sam Barth, der – der – der Dicke?“
    Dieses letztere Wort wollte ihr doch nicht so leicht über die Lippen gehen. Er aber nickte ganz ernsthaft:
    „Ja, Sam Barth, der Dicke. So nennt man mich.“
    „Vortrefflich! Ich habe von Euch gelesen!“
    Jetzt war die Reihe, sich zu verwundern, an ihm.
    „Gelesen? Von mir?“
    „Ja, bereits einige Mal.“
    „Das ist unmöglich, meine liebe Miß“, antwortete er, die Finger aus der Tasche ziehend und sie nachdenklich betrachtend. „Ich wüßte wirklich nichts, was Ihr von diesen Händen gelesen hättet; sie haben nichts geschrieben, was Euch hätte vor Augen kommen können.“
    Jetzt lachte sie hell auf. Die Stimme klang wie ein silbernes Glöckchen.
    „Das will ich nicht bestreiten, und das ist es auch gar nicht, was ich meine. Wenn Ihr wirklich Sam der Dicke seid, ein deutscher Präriejäger, so habe ich wirklich von Euch gelesen, nämlich in der Zeitung.“
    „In der Zeitung?“ fragte er, den Mund weit aufmachend.
    „Ja, mein bester Sir.“
    „Sapperment! Es wird doch nicht etwa ein Signalement

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