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51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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falls dies vergebens ist, von einer ferneren Verfolgung abstehen werden. Darum können wir das Boot ruhig im Wasser lassen. Ich wüßte auch nicht, wie wir es ihm entziehen wollten.“
    „Wir könnten es aus dem Wasser nehmen und einstweilen im Gesträuch des Gartens verstecken.“
    „Dadurch würden wir unsere Anwesenheit nur verraten. Er weiß, daß ein Boot da ist. Findet er es nicht mehr vor, so wird er es suchen. Anstatt des Bootes aber findet er die Negerinnen, und diese wissen sicherlich nichts Klügeres zu tun, als ihm alles genau zu erzählen. Nein, nein, gehen wir der Fährte nach. Ich bin der festen Überzeugung daß wir gar nichts Besseres tun können.“
    Sie folgten ihm, während er mit gesenktem Kopf, um die Fährte nicht zu verlieren, voranschritt.
    Nach einiger Zeit blieb er stehen und sagte:
    „Halt! Nicht weiter! Ihr verderbt mir sonst die Fährte!“
    Er kauerte sich ganz nieder und untersuchte den Boden mit größter Aufmerksamkeit.
    „Hm!“ brummte er. „Hier, hinter diesem Baum ist er stehengeblieben. Hier hat er eine längere Weile gestanden, mit den Fußspitzen nach rechts. Sein Gesicht ist also da hinüber nach dem Herrenhaus gekehrt gewesen. Die Jalousien sind noch nicht aufgezogen, vor zwei Stunden sind sie es noch viel weniger gewesen; nur die Veranda ist offen. Es muß sich also dort etwas befunden haben, was er hat beobachten wollen. Wartet einmal hier! Ich bin der Ansicht, daß ihn irgendeine Absicht zu dem Herrn dieser Plantage führt. Er ist nicht direkt zu ihm gegangen, sondern er rekognosziert vorher, er schleicht sich heimlich hinter den Bäumen herum; seine Absicht ist also keine gute, keine lobenswerte. Es ist möglich, daß er zu dem Besitzer kommt, während wir ihn noch suchen, ja, es ist sogar möglich, daß er bereits bei ihm ist. Vielleicht hat Master Wilkins sich dort auf der Veranda befunden, als – doch nein! Ein Papagei, ein Löwenäffchen und die feinen Gardinen an der Tür – das ist ein Ort für eine Dame. Wollen sehen!“
    Ohne den Brüdern Verhaltensmaßregeln zu erteilen, schritt er rasch auf das Gebäude zu. Gerade in demselben Augenblick öffnete sich die mit den erwähnten Gardinen behangene Verandatür, und die junge, schöne Dame, welche vorher von Walker beobachtet worden war, trat heraus. Sie erblickte den Jäger und stieß einen halblauten Ruf des Schrecks aus. Im ersten Augenblick hatte auch sie ihn für einen Bären gehalten.
    Sam näherte sich ihr. Der Adler erblickte ihn, kreischte laut auf, schlug mit den Flügeln und stampfte mit den Fängen auf dem Eisenstab herum. Auch er ließ sich durch die Pelzkleidung irre machen, doch beruhigte er sich auf einen schmeichelnden Zuruf seiner jungen Herrin.
    Der Dicke blieb unten an den Stufen stehen. Er hatte erst in seiner kurzen Jägerart sprechen wollen, aber die Schönheit des Mädchens machte auf ihn einen so tiefen Eindruck, daß es ihm war, als ob er vor einer Königin stehe. Er machte also eine tiefe, tiefe Reverenz. Nach seiner Meinung hätte kein Graf eine feinere und elegantere Verbeugung fertigbringen können. Da aber der gute Sam keineswegs Hof- und Zeremonienmeister gewesen war und jetzt in dem Fell eines Bären stak, so fiel diese Reverenz so hochkomisch aus, daß die Dame das Taschentuch an die Lippen hielt, um ihr Lachen verbergen zu können.
    „Entschuldigung!“ sagte er. „Gewiß Miß Wilkins?“
    „Ja, die bin ich.“
    „Dachte es mir! Freut mich sehr, Euch kennenzulernen, Miß! Hoffe, daß Ihr mit mir zufrieden sein werdet.“
    „Wieso? Ich mit Euch zufrieden sein?“
    „Ja.“
    „Das setzt doch ein gewisses Verhältnis voraus.“
    „Natürlich ein Verhältnis!“ nickte er. „Ihr werdet aber entschuldigen müssen, wenn ich damit leider nicht ein Liebesverhältnis meine!“
    Sie errötete ein wenig und antwortete lachend:
    „Das entschuldige ich sehr gern!“
    „Sehr viel Ehre, sehr viel Ehre. Man bemerkt doch sofort, daß man es nicht nur mit einer schönen, sondern auch mit einer feinen Dame zu tun hat, mit einer Dame von Bildung, Anstand und Ambition.“
    „Und Ihr scheint ein – ein – ein –“
    Es wurde ihr schwer, das richtige Wort zu finden.
    Er blickte sie in so herzlicher und aufrichtiger Bewunderung an, daß es ihr leid getan hätte, etwas zu sagen, was ihn beleidigen konnte. Er aber erlöste sie aus ihrer augenblicklichen Verlegenheit, indem er sofort und mit Nachdruck einfiel:
    „Und ich scheine auch ein feiner Mann, ein Gentleman zu sein? Ja, Miß,

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