51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
dieses Wort nicht etwa überlaut hervor, sondern er sagte es ruhig mit nur ein ganz klein wenig erhobener Stimme, aber seine ganze Haltung gab die Gewißheit, daß seine Faust in der nächsten Sekunde dem anderen an die Kehle oder an den Kopf fahren werde. Da stellte sich Wilkins mit einem raschen Schritt zwischen die beiden, nahm das Gewehr aus Leflors Hand, gab es an Sam zurück und sagte:
„Bitte, lieber Nachbar, keine Provokation! Master Barth ist mein Gast; er hat Euch nichts getan, und so sehe ich nicht ein, aus welchem Grund Ihr Streit mit ihm sucht. Die Jugend ist doch zuweilen ein wenig übermütig. Nicht, Sir?“
Diese letzte Frage war an Sam gerichtet. Dieser zuckte die Achseln und antwortete:
„Was nennt Ihr Jugend? Ich möchte diesem Wort nicht eine gar zu weite Ausdehnung geben.“
„Ganz wie es Euch beliebt. Aber ist es Euch vielleicht recht, wenn ich Euch nach der Veranlassung Eures Besuches frage?“
Leflor hatte den kleinen Verweis schweigend hingenommen; aber seine Augen blitzten, und der Ausdruck seines Gesichtes ließ erwarten, daß er dies nicht ungerächt hingehen lassen werde.
Almy war zurückgetreten. Ihr schönes Gesicht war ernst, kalt und undurchdringlich. Als das Auge Leflors jetzt auf sie fiel, zog sie die Brauen noch finsterer zusammen.
Sam tat, als ob er das alles gar nicht bemerke und antwortete auf die an ihn gerichtete Frage:
„Es ist mir das sogar sehr lieb, Sir. Ich habe keine Zeit für unnütze Reden übrig. Ich komme, um zu fragen, ob Euch vielleicht ein Mann bekannt ist, der den Namen Walker führt.“
„Walker? Der Name ist nicht selten. Ich habe ihn wohl zuweilen gehört, weiß aber keinen Bekannten, der sich so nennt.“
„Hm! So ist heute früh niemand, der diesen Namen führt, bei Euch gewesen?“
„Nein.“
„Erlaubt mir die Frage, welche Besuche Ihr überhaupt bereits gehabt habt!“
„Keinen. Monsieur Leflor ist die erste Person, mit der ich heute spreche.“
„Ich danke Ihnen! Vorher habe ich aber noch eine andere Angelegenheit. Darf ich Euch wohl allein sprechen?“
„Gewiß. Betrifft die Angelegenheit Euch?“
„Nein, sondern Euch.“
„Nun, so könnt Ihr getrost davon sprechen. Vor meiner Tochter habe ich kein Geheimnis, und Monsieur Leflor ist mein Nachbar und Freund, der vielleicht auch hören darf, was Ihr bringt.“
„Ja. Beide könnten es eigentlich hören, uneigentlich aber nicht.“
„Wie meint Ihr das?“
„Ich will die Miß nicht dabeihaben, weil ihr Gesicht mir so gut gefällt, und ihn will ich nicht dabeihaben, weil sein Gesicht mir gar nicht gefällt.“
„Mensch! Kerl!“ rief Leflor, einen Schritt näher tretend und die Faust erhebend. „Ich werde dir zeigen, wie man von mir spricht!“
Sam hatte bereits das Bowiemesser in der Hand. Er spitzte die Lippen zu einem verächtlichen Pfiff und antwortete:
„Sachte, sachte, mein Junge, sonst bringen dich acht Zoll kaltes Eisen zur Ruhe. Ich bin in guter Absicht hierhergekommen und von dir in einer Art empfangen worden, die ich nicht gewöhnt bin, und an die ich mich dir zuliebe auch nicht gewöhnen werde. Wer und was du bist, das geht mich nichts an; ich aber bin ein Savannenläufer und handle nach dem Gesetz der Savanne. Nach demselben besteht die Antwort auf eine Beleidigung aus einer Kugel oder einem Messerstich. Ich habe aus Höflichkeit für Master und Miß Wilkins dir diese Antwort nicht gegeben, sage dir aber in aller Ehrlichkeit, daß mir dein Gesicht nicht gefällt. Wenn dich das beleidigt, so sind wir richtig quitt, Beleidigung gegen Beleidigung. Wagst du nun noch eine einzige Silbe, so will ich gehängt sein, wenn dir nicht im nächsten Augenblick meine Klinge zwischen den Rippen sitzt! So, jetzt bin ich mit dir fertig! Und nun bitte, Master Wilkins, ein Wort im Vertrauen!“
Almy hatte noch kein Wort gesprochen. Jetzt wandte sie sich an den Jäger:
„Darf ich denn wirklich nichts hören?“
„Hm! Eigentlich jetzt noch nicht; aber erfahren werdet Ihr es doch noch heute. Sagt mir einmal. Miß, könnt Ihr schweigen?“
„Oh, gewiß!“
„Will Euch einmal Glauben schenken, obgleich ich sonst anderer Meinung über das Plapperment der Damen bin. Ihr sollt also dabeisein dürfen. Habt Ihr eine Stube, Master Wilkins, in der wir sprechen können, ohne belauscht zu werden?“
„Ja, kommt hier nebenan!“
Da fiel Leflor schnell ein:
„Meinetwegen sollt Ihr Euch nicht entfernen, Monsieur. Schließt man mich wirklich vom Vertrauen aus, so bin ich es, der
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