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51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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fielen, stießen sie erschrocken die Hilferufe aus.
    Leflor hatte sich kaum erheben können. Der Atem fehlte ihm. Dennoch wollte er sich auf Adler stürzen, der ihn ruhig in der Stellung eines gewandten Boxers erwartete, als aber die beiden Negerinnen zu schreien anfingen und er also bemerkte, daß seine so plötzliche Niederlage Zeugen gehabt habe, zog er es vor, schnell hinter den Büschen zu verschwinden.
    Adler blieb als Sieger noch einen Augenblick stehen, zuckte verächtlich die Achseln und trat zu den Negerinnen.
    „Was tut ihr hier? Ihr habt gelauscht!“
    „O nein, Massa! Nicht gelauscht“, antwortete Ty. „Wir kamen vom Wasser, ganz zufällig.“
    „Habt ihr alles gehört und gesehen?“
    „Alles. Massa Adler ist ein starker Held. O Jessus, Jessus, wie Massa Leflor auf die Erde gekugelt ist, wie ein Hund, der aus dem Fenster fällt.“
    Ty lachte bei dieser Vorstellung laut auf, und die gute My stimmte mit ein.
    „Macht, daß ihr in die Küche kommt!“ befahl Adler. „Und ich verbiete euch, irgend jemand etwas zu sagen! Hört ihr?“
    „Oh, wir hören!“
    „Wenn ihr plaudert, so wird es euch schlimm ergehen. Also schweigt.“
    „Oh, Massa, wir schweigen, wir schweigen sehr!“
    Sie nahmen ihre Wäsche wieder auf und trabten von dannen. Als sie in der großen Küche ankamen, befand sich Almy dort. Sie hatte ihren Vater mit Leflor, der von seinem Spaziergang zurückgekehrt, alleinlassen müssen und suchte sich nun hier Beschäftigung um sich von dem Gedanken an den zu erwartenden Überfall nicht zu sehr beunruhigen zu lassen.
    „Miß, Miß Almy, wir sind wieder da!“ rief My bereits im Eintreten.
    „Ihr braucht sehr lange“, tadelte die Herrin. „Ihr hättet viel eher fertig sein können!“
    „Eher? My und Ty konnten nicht eher. Viel andere Abhaltung und viel andere Arbeit.“
    „Welche Abhaltung und Arbeit denn?“
    „Erst kam ein Mann im Indianerkanu. Dann kam der Bär. Nachher der Mann mit der Nase und der Mann ohne Nase. Und zuletzt kam Streit mit Massa Leflor und Massa Adler.“
    Jetzt wurde die junge Herrin aufmerksam.
    „Ein Streit zwischen beiden?“
    „Ja. Massa Leflor beleidigte Massa Adler. Massa Adler soll ihn grüßen, ihm gehorchen, nach seinem Pferd sehen. Massa Leflor sind Schwiegersohn von Massa Wilkins. Massa hat jetzt das Jawort erhalten von Massa Wilkins.“
    Almy wurde rot und dann um so bleicher.
    „Wer hat das gesagt?“ fragte sie hastig.
    „Massa Leflor.“
    „Zu Massa Adler?“
    „Ja.“
    „Was antwortete dieser?“
    „Er sagte, daß es Lüge sei.“
    „Das ist es auch.“
    „Da wurde Massa Leflor sehr zornig und holte aus, Massa Adler zu schlagen.“
    „Mein Gott! Das gibt ein Unglück!“
    „Nein, Miß. Kein Unglück, denn der gute Massa Adler war viel schneller und traf Massa Leflor auf den Bauch, so schnell, daß er einen Purzelbaum machte weit auf die Erde hin. O Jessus, Jessus, war das schön, sehr schön!“
    „Und was geschah dann weiter?“ fragte Almy voller Angst.
    „Ich schrie, und Ty schrie. Da riß der böse Massa Leflor aus. Massa Adler aber kam zu uns und befahl uns, gar nichts zu sa – o Jessus, Jessus, jetzt habe ich es doch gesagt! Nun wird es uns gehen sehr schlimm.“
    „Beruhige dich! Ich werde euch nicht verraten; aber sagt es keinem anderen.“
    „Nein, nein! Aber dürfen wir es nicht auch noch sagen Nero, dem Kutscher? Er kann nicht leiden Massa Leflor und wird lachen vor Freude, daß Massa gemacht hat einen so großen Purzelbaum.“
    „Nein; auch er darf es nicht wissen.“
    „So werden wir schweigen. Kein Mensch darf es erfahren, kein Mensch.“
    Aber zwei Minuten später stand My bei Nero, dem schwarzen Wagenlenker, der ihr Geliebter war, und erzählte ihm unter den abenteuerlichsten Gesten und Pantomimen alle ihre heutigen Erlebnisse.
    Kurze Zeit später erschien der Diener, um Almy zu ihrem Vater zu bitten. Dieser befand sich nicht mehr im Parlor, wo er mit Leflor gesprochen hatte, sondern in seinem Arbeitszimmer. Er empfing die Tochter mit einem Gesicht, auf dem sich Sorge, Rührung und Spannung zeigten. Auf einen Sessel deutend, sagte er:
    „Setze dich, liebes Kind! Ich habe dir etwas Wichtiges mitzuteilen.“
    Er legte die Füße übereinander und strich sich mit der Hand langsam über die Stirn, als werde es ihm schwer, den Anfang zu finden. Almy setzte sich nicht; sie blieb vielmehr stehen und erwiderte in ruhigem, beinahe geschäftsmäßigem Ton:
    „Ich weiß, was du mir sagen

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