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51 - Mord auf Kregen

51 - Mord auf Kregen

Titel: 51 - Mord auf Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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»Quidang, Naghan! Geh und sag der Wache, daß ihr Kendur ihnen den Befehl gibt, nicht weiterzurücken.«
    »Und du, Jis?«
    Mir lag eine grausige Antwort auf den Lippen. Ich hatte bereits schon einmal vor einer Tür gestanden, hinter der ein schrecklicher Tod lauerte. Ich war ein Get-Onker gewesen, die Schwelle zu überschreiten. Ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, Naghan würde verhindern, daß ich diesmal allein weiterging.
    O ja, bei Krun, der Dray Prescot, der in einem von einem riesigen Skorpion gesteuerten Blattboot den Fluß Aph hinuntergefahren war, wäre mit einem Kampfschrei auf den Lippen blindlings durch diese Tür gestürmt. Aber nun lastete soviel Verantwortung auf meinen Schultern, daß ich mich bei jeder Bewegung eingeschränkt fühlte. In Gedanken erwähnte ich Makki-Grodno und die Heilige Dame von Belschutz. Einfach nur ein freier Abenteurer zu sein, der niemandem etwas schuldete, ein Schwert schwang und sich kopfüber ins nächste Abenteuer stürzte! Beim Schwarzen Chunkrah, das war das richtige Leben!
    Bis heute kann ich nicht sagen, wie ich mich entschieden hätte. Das Getrampel des heranrückenden Wachkorps verstummte. Der Augenblick schien von einem weißglühenden Feuer angeheizt zu werden. Auf uns warteten das Grauen und vermutlich der sichere Tod. Meine Faust schmerzte, die den Schwertgriff umklammerte. Die Tür bewegte sich. Sie schwang auf.
    Tobi Vingal trat langsam über die Schwelle und kam auf uns zu.

18
     
     
    Tobi Vingal ging auf unsicheren Füßen. Sein totenbleiches Gesicht sah aus wie ein schmutziges Taschentuch, das man zusammengeknüllt in die Ecke geworfen hatte. Seine Hände fuhren ziellos durch die Luft wie bei einem Blinden. Diese Hände waren leer, und die Scheide, in der der lohische Lynxter hätte stecken müssen, hing ebenfalls leer herab.
    Im nächsten Augenblick erschienen ein paar Angehörige des Wachkorps hinter ihm. Es waren Kampeons, harte Männer mit eisernem Willen, die in ihren Feldzügen eine Menge von den fauligen Schattenseiten des Lebens gesehen hatten. Ihre gebräunten Gesichter waren zu Granit erstarrt. Sie hatten nicht zum erstenmal in die Tiefen der Hölle geblickt; weil sie waren, was sie waren, konnten sie das Schreckliche ertragen, das sie gerade gesehen hatten – gerade so eben.
    Naghan Raerdu trat vor. »Tobi! Hast du das Phantom gesehen?«
    Tobi schüttelte wie benommen den Kopf. »Nein.« Er flüsterte, durchlebte den Alptraum erneut, dessen Zeuge er geworden war. »Nein. Ein Schlachthaus. Leichen... Leichenteile ... überall verstreut. Blut ...«
    »Wir sehen es uns an«, befahl ich energisch, ohne herumzukommandieren.
    Die Szene, die sich im grellen Licht einer Mineralöllampe vor uns ausbreitete, war genauso, wie Tobi sie beschrieben hatte. Niemand sagte ein Wort. Es waren neun Meuchelmörder gewesen. Die Anzahl der Körperteile, die im Blut schwammen, war wesentlich höher.
    Zufällig gehörte der Kopf, der mir am nächsten lag, dem Fristle mit dem Versehrten Ohr. Beim Gedanken an Palines Aufenthaltsort hob ich den Fuß. Ich wollte dem Katzenmann einen ordentlichen Tritt versetzen, um ein Versprechen zu erfüllen. Dann hielt ich inne und senkte den Fuß. So abstoßend die Verbrecher dieser Mörderbande auch gewesen waren, in diesem Schlachthaus sollte ich ihnen etwas Würde im Tod zugestehen.
    Tobi war draußen geblieben, und neben einer offenen Tür an der linken Wand lag sein Lynxter am Boden. An der rechten Seite und der gegenüberliegenden Wand gab es ebenfalls Türen. Die Stikitche hatten es geschätzt, viele Fluchtwege zu haben. Als ich losging, um Tobis Schwert aufzusammeln, wobei ich darauf achtete, wo ich hintrat, erschien Yavnin in der rechten Tür. Wir ließen ihm und den Kampeons an seiner Seite schweigend Zeit, sich in aller Ruhe ein Bild zu machen.
    Kurz darauf kam Nevko durch die Hintertür und blieb wie angewurzelt stehen. Er starrte auf den Boden, und die ihm folgenden Jurukker schlossen sich ihm an. Wieder sagte niemand ein Wort.
    Als ich der Meinung war, daß genug Zeit verstrichen sei, sprach ich in beherrschtem, aber hartem Ton. »Brassud!« Bei dem Befehl nahmen alle Haltung. »Da gibt es ein junges Apim-Mädchen namens Paline. So dünn wie der Morgennebel. Man muß sie finden und sich um sie kümmern.« Beinahe – aber wirklich nur beinahe – hätte ich noch ein autoritäres ›Bratch!‹ hinzugefügt. Meine Jungs hätten sich auch so in Windeseile ans Werk gemacht, denn es war klar, wer den Befehl gegeben

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