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52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

Titel: 52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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worden, wie Ihr vorhin erzähltet?“
    „Alle, nur dieser eine nicht. Mit ihm scheint Steinbach etwas ganz Besonderes vorzuhaben, vielleicht, weil er ein Bote jenes Walker gewesen ist.“
    „Walker?“
    Leflor wollte bloß fragen, schrie aber den Namen in seiner Erregung laut auf. Dabei fuhr er mit der Hand unwillkürlich nach seiner Brusttasche, denn dort befand sich ein Brief, der folgendermaßen lautete:
    „Macht Euch sofort auf und kommt zu mir. Ich habe Euch Wichtiges zu sagen. Ich nenne mich jetzt Robin und wohne bei Prescott, Arizona, in den Mogollon-Bergen. Jedermann weist Euch zu mir,
    Walker.“
    Der Förster blickte Leflor erstaunt an und fragte:
    „Das klang ja, als ob es Euch erschreckt hätte.“
    „Oh, nein. Warum?“
    „Weil Ihr so laut rieft.“
    „Davon habe ich keine Ahnung. Wer mag denn dieser Walker sein, der solche Spitzbuben hierherschickte?“
    „Ein schöner Kerl!“
    Und nun erzählte der gesprächige Rothe alles, was er von Sam Barth, Jim und Tim über den Genannten erfahren hatte. Zuletzt bemerkte er noch:
    „Und denkt Euch nur, der Kerl, den Walker geschickt hat, ist noch dazu ein alter Bekannter von mir!“
    „Unmöglich! Das wäre ja ein reines Wunder.“
    „Beinahe. Der Kerl, der sich hier Bill Newton nannte und früher in der Türkei Derwisch und Mörder gewesen ist, war nämlich unter dem Namen Florin Kammerdiener bei demselben Grafen, bei dem ich Förster war.“
    „Wunderbar! Dieser Mann ist interessant. Er mag wohl ein rechtes Spitzbubengesicht haben.“
    „So ziemlich. Seid Ihr vielleicht so etwas, was man einen Psychologen nennt?“
    „Jawohl.“
    „Nun, wenn Ihr ihn euch einmal ansehen wollt, so kann es ja geschehen.“
    „Oh, sehr gern!“
    „Ich werde ihm das Essen hinuntertragen. Ihr könnt mitgehen, wenn es Euch beliebt.“
    Rothe nahm bei diesen Worten einen großen Schlüssel vom Nagel und ging mit Leflor nach der Küche, wo er ein Stück Fleisch und ein Gefäß mit Wasser holte. Dann stiegen beide die zwei Treppen in den Keller hinab. Es verstand sich von selbst, daß Leflor sich die Örtlichkeit auf das genaueste einprägte. Rothe öffnete die Tür und trat hinein. Als er das Essen hingestellt hatte, sagte er zu dem Gefangenen:
    „Bursche, steh auf! Dieser Herr will dich ansehen.“
    Der Gefangene gehorchte nicht sofort, erhielt aber einige derbe Stöße, so daß er endlich aufstand.
    „Da, Master Leflor, guckt Euch einmal das Gesicht an. So sieht ein Halunke aus, der Spitzbube, Derwisch, Mörder und Kammerdiener gewesen ist.“
    „Wie war sein eigentlicher Name?“
    „Florin.“
    „So ist er wohl ein Franzose?“
    „Freilich.“
    „Sprecht Ihr auch französisch, Förster?“
    „Kein Wort.“
    „Schade. Sonst könntet Ihr ihm in seiner Muttersprache die Meinung sagen; ungefähr so: Tu seras sauvé!“
    Diese Worte bedeuten ‚Du wirst gerettet werden‘. Der gute Förster ahnte das natürlich nicht.
    Rothe schloß hierauf zu und kehrte mit Leflor in die Stube zurück. Dort hing er den Schlüssel wieder an den Nagel, was Leflor sehr wohl bemerkte.
    Letzterer ließ es sich nun angelegen sein, etwas über die Art und Weise, in der das Haus bewacht wurde, zu erfahren. Der Förster teilte ihm aufrichtig mit, daß im Hof zwei Indianer, im Haus selbst aber keiner postiert sei. Draußen, gegenüber dem Tor hätten drei Apachen ihren Posten. Hiermit konnte sich der Yankee zufrieden geben. Er schützte bald Müdigkeit vor und bat, ihm sein Zimmer anzuweisen.
    „Zimmer anweisen!“ lachte der Förster. „Ihr redet, als ob Ihr Euch in einem Hotel befändet. Hier gibt es zwar viele Räumlichkeiten, aber äußerst wenig Möbel. Eigentlich könnte ich Euch nur eine leere Stube geben; da Ihr aber ein guter Freund von Master Wilkins seid, sollt Ihr hierbleiben. Ihr könnt da auf dem Kanapee schlafen. Das ist ein seltener Genuß im fernen Westen.“
    „Oh, ich will Euch nicht berauben oder vertreiben!“
    „Das tut Ihr gar nicht. Wir schlafen nicht hier, sondern in zwei Kammern am Ende des Korridors.“
    Auch das war beruhigend. Die Försterfamilie verabschiedete sich, und nun befand sich Leflor allein. Es konnte nicht besser passen. Der Förster schien es darauf abgesehen zu haben, ihm alles mundgerecht zu machen.
    Zunächst unternahm Leflor nichts. Aber als Mitternacht nahe war und draußen ein Sturm sich erhob, der ein leises Geräusch im Innern des Hauses nicht hörbar werden ließ, da nahm er den Schlüssel von der Wand und schlich sich hinaus und hinab

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