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52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

Titel: 52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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lasse?“
    „Ja, Ihr müßt! Seht her!“
    Emeria drehte den Schlüssel um und zog ihn ab, so daß er, um ihr zu entfliehen, durch das offene Fenster hätte springen müssen. Dann stemmte sie die eine Hand auf den Tisch, die andere in die Seite und fragte ohne alle Einleitung:
    „Wie kann man mittels eines Garnknäuels aus der Quadratur des Zirkels herausfinden?“
    „Ihr meint wohl, aus dem Labyrinth?“
    „Nein. Ihr wißt es also nicht. Weiter! Warum liegt die Sahara in Afrika?“
    „Alle Wetter!“ lachte er. „Wer das beantworten könnte!“
    „Ihr nicht, wie ich bemerke. Weiter! Welcher Unterschied ist zwischen der Madonna von Raffael und dem großen Einmaleins?“
    Da trat der Gast einen Schritt zurück. Es begann ihm angst zu werden. Sie aber nickte verächtlich und sagte:
    „Auch das nicht. Also noch die letzte Frage: In welchem Verhältnisse steht Kants Philosophie zu den Eisenbahnfahrplänen der neueren Zeit?“
    „Hoffentlich in gar keinem.“
    „Seht, nicht einmal eine so tief in das Verkehrsleben einschneidende Frage könnt Ihr beantworten. Ich kann Euch nichts verkaufen, weder Porter noch Schnaps noch sonst etwas.“
    „Das habe ich doch bereits gesagt. Darum bitte ich Euch, mich zu entlassen.“
    Emeria blickte ihn lange an. Ihr ernstes Auge wurde immer milder, der sonst so eigentümlich irre Blick lebensvoller. Dann sagte sie freundlich:
    „Und doch sollt Ihr nicht so von mir gehen. Ihr habt die Probe nicht bestanden, aber in Eurem Gesicht ist so etwas Gutes und Liebes. Es ist mir, als ob wir liebe und gute Bekannte wären, und darum sollt Ihr haben, was Ihr verlangt. Emeria Garezzo examiniert zwar streng, richtet aber voller Nachsicht.“
    Als sie diesen Namen nannte, zuckte ein undefinierbares Etwas über das Gesicht des Fremden. Er fuhr sich mit der Hand nach der Stirn, als ob er sich auf irgend etwas besinnen müsse; sein Schnurrbart kräuselte sich unter einem leisen Lächeln, dann ging sein Auge in einem tiefen, fast pietätvollen Blick über die Gestalt der Wirtin weg, und nun antwortete er:
    „Ja, Señorita, gebt mir ein Glas Wasser mit Zucker darin.“
    „Das ist Kindertrank, aber nicht für Männer!“
    „Mir aber heute das allerliebste!“
    „Gut, Ihr sollt es haben; ich gebe es sonst keinem Menschen, aber weil Ihr das – das – das Unbegreifliche im Gesicht habt, so sollt Ihr es bekommen.“
    Sie ging hinaus und brachte bald das Zuckerwasser herein. Als sie es vor ihm hinsetzte, erklärte sie:
    „Wasser und Zucker verhalten sich nämlich zueinander wie ein Hydroxygengasmikroskop zu einem Faß voll saurer Gurken; einzeln für sich sind beide zu gebrauchen, tut man aber das erstere in das letztere, so ist nichts zu gebrauchen. Was seid Ihr?“
    „Goldsucher“, antwortete er zögernd, als ob er sich vorher überlegen müsse, welche Antwort er geben solle.
    „Das habe ich mir gedacht. Die Goldsucher sind stets ohne Wissenschaft und Schule. Ihr seid ein so junger, hübscher Señor. Schade um Euch! Habt Ihr denn gar nichts gelernt?“
    Es zuckte fast schalkhaft über sein Gesicht, als er antwortete:
    „Nur ein bißchen Zeichnen.“
    „So! Was zeichnet Ihr denn?“
    „Köpfe nach dem Leben und nach der Phantasie.“
    „Nun, ich bin Künstlerin, nämlich Dichterin, Komponistin, Malerin und Bildhauerin; auch mime ich. Ich werde sehen, was Ihr leistet. Da habt Ihr Bleistift und Papier. Zeichnet mir einmal einen Kopf.“
    Der junge Gast zog das Blatt zu sich heran und griff zum Bleistift. Fast in demselben Augenblick gab er beides wieder zurück. Es war, als habe er nur einen Strich gemacht, so schnell war er fertig. Sie ergriff das Blatt, warf einen Blick darauf, ließ es sinken und starrte den Fremden sprachlos an. Erst nach einer langen, langen Weile kam es mühsam über ihre Lippen:
    „Mein Gott! Das ist Er – Er – Er, so, wie er vor mir stand, als er mich in die Geheimnisse des Dalai Lama und des Melonenpflanzens einweihte. Ja, das ist er, wie er leibt und lebt. Das ist seine Stirn, seine Nase, sein edles Profil. Er ist so gut, so genau getroffen, daß er sprechen könnte, wenn er wollte. Sagt einmal, Señor, ist diese Zeichnung ein Phantasiebild oder nicht?“
    „Nein. Die Phantasie hat mir nicht den Stift geführt. Ich habe nach dem Leben gezeichnet.“
    „Nach dem Leben! Also doch! Ihr kennt ihn?“
    „Ich habe das Original dieses Porträts gesehen.“
    „Mein Gott, welch ein Zufall! Endlich, endlich werde ich etwas von ihm zu hören

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